Eine weitgehend zusammen kopierte Dissertation hatte sie nicht davon abgehalten, sich zum Mitglied des Forschungsausschusses bei der EU berufen zu fühlen. Geborene Führungskräfte wie Silvana Koch-Mehrin sind ganz generell zu Höherem Berufen. Es lässt sich nicht immer vermeiden, dass Berufene gänzlich unfähig sind, was an ihrer Berufenheit selbstverständlich nichts ändert. Darin liegt ein Grund, warum es Berufungshelfer für höhere Töchter und ihre Klassenkameraden gibt, die dafür sorgen, dass die akademischen Weihen nicht an Bagatellen wie Analphabetismus scheitern. Manchmal ist die Abstammung eben ein Handicap, wenn der Genpool allzu knapp wird. Das kann und darf nicht zur Benachteiligung von Leistungsträgern führen.

Nun ist es der Fluch der Zeit, dass gerade die Konsequenten unter den Oberklassensprechern, diejenigen, die ihre Ideale leben, nicht unnötig Geld fürs Personal verschleudern. Diese Rationalisierung des Ghostwritings führte zuletzt nicht selten zu unvermeidlichen Qualitätseinbußen bei den eingereichten Werken. Für die Sünden der Zulieferer, die sich als kostengünstige Autoren den entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschafft haben, müssen immer wieder die Auftraggeber büßen. Dass diese nicht sofort freiwillig die Bürde auf sich nehmen, sollte nur zu verständlich sein.

komenzzIn diesem Lichte betrachtet, war Koch-Mehrin kein Vorwurf zu machen, als sie ihrer Berufung eben standhaft folgte. Erst die massive Intervention akademischer Aufsteiger ließ sie Abstand nehmen von der Erfüllung der ihr eigentlich zugetragenen Aufgabe. Ohne die Option einer Befreiung von ihrer Berufenheit erklärt sie sich also bereit, in einem anderen Ausschuss zu denselben Bedingungen ihrem Stande zu dienen. Da gewisse Teile der Öffentlichkeit ihr offenbar auch dies noch neiden, hat sie sich zu einem sprichwörtlichen Akt der Gegenwehr entschlossen: Wie die NZZ meldet, wird sie ihr neues Amt hüllenlos antreten (siehe Screenshot).