Der Libysche Staatschef Gaddafi hat seine ganz eigene Art der Diplomatie: Blanke Erpressung. Nachdem er schon bulgarische Krankenschwestern als Geiseln genommen hatte, sind aktuell zwei Schweizer reif, die für die Verhaftung des Gaddafi-Sohns bluten müssen. Der Junior hatte gemeinsam mit seiner Gattin zwei Hotelangestellte “mißhandelt” und war deshalb festgenommen worden. Ganz nebenebei hat Papa auch alle Öllieferungen an die Schweiz gestoppt.
Wie wird die Welt darauf reagieren? Für seine letzte Erpressung war der große Revolutionsführer von Sarkozy mit dem Versprechen belohnt worden, er bekomme ein Atomkraftwerk. Vielleicht gibt’s jetzt von Bush noch ein paar Zentrifugen dazu. Immerhin hat sich Gaddafi vom Terror und von Massenvernichtungswaffen losgesagt. Beides hatte er zuvor zugegeben: Daß Libyen in Terroranschläge verwickelt war und daß es ABC-Bomben bauen wollte. Wer so ehrlich ist, dem vertraut man doch!
Mit großem Ernst wird derzeit die Möglichkeit eines Angriffs auf Iran erörtert, weil dieser Atomwaffen herstellen könnte. Von Libyen spricht derweil niemand. Hier wird in aller Stille ein wirrer Despot gehätschelt, der (ich wiederhole mich) alles hat, was man Saddam einst vorwarf. Es ist höchste Zeit, ihm kräftig auf die Finger zu hauen und über Sanktionen nachzudenken, mit denen man kurzfristig auf seine erpressersichen Eskapaden reagieren kann. Wenn wieder einmal nichts passiert, nährt das den Verdacht, man warte nur darauf, in einer geeignet scheinenden Sitaution auch in Libyen einzumarschieren. Verdient hat er’s ja längst, und er ist demnächst dank Sarko vielleicht auch wirklich gefährlich.