akw„Deckel“ will Tepco jetzt auf die Reaktorgebäude ihrer geplatzten Atomkochtöpfe drücken. Das ist angesichts der inzwischen trotz alledem bekannten Zustände beinahe amüsant. Waren da nicht mal welche drauf? Die chicen Kästen hatten doch ursprünglich nicht nur Decken, sondern sogar richtige Wände. Das hat bloß nichts genützt, als die strahlende Suppe explodiert ist.

Die bildliche Vorstellung davon, wie jemand einen Deckel auf eine brodelnde Ruine setzt, ist eine passende Allegorie auf das durchschaubare Bestreben so zu tun, als sei irgendwer noch Herr der Lage. Die Kernschmelzen haben schon vor Wochen die Böden der Reaktorkammern durchgebraten, da ist ein Deckel natürlich das Mittel der Wahl. Überdies ist die Umgegend weiträumig auf Jahrtausende verseucht, und das Gros des strahlenden Giftes wurde ohnehin im Pazifik verklappt oder in der Stratosphäre entsorgt. Da kommen dann auch überall Deckel drauf. Sobald wir so weit sind.

Aber eins ist sicher

Überhaupt wurde ein Deckel nach dem anderen in den Dampf geworfen, seit diese Tragikomödie von den Leuten in den ulkigen Trainingsanzügen gespielt wird. Es ließ sich dennoch nicht ganz drunter halten, was nicht heraus kommen sollte: Information, Verantwortung, Wahrheit. Es habe keine Kernschmelze stattgefunden, hieß es zuerst. Dann war es eine begrenzte, vielleicht eine, dann doch wieder nicht, dann eine, zwei, drei.

Die Katastrophe wurde als beherrschter Unfall einer Kategorie drei vier fünf sechs verkauft. Ein irgendwie dreivier-größter anzunehmender Unfall. Ach nein, doch ein Super größter anzunehmender Unfall. Okay, wir geben es ja zu. Und jetzt schnell wieder den Deckel drauf.

Wenn morgen Godzylla höchstselbst der Jauche vor Fukushima entsteigt, werden sie ihm ein Mützchen stricken und der Bevölkerung sogleich mitteilen, es sei wie immer alles unter Kontrolle. Die Medien werden das berichten, die Mehrheit der Japaner und der Rest der Jünger einer sicheren Technik ihnen das glauben.

Das ist ja auch die Hauptsache, denn bei der Kernkraft wie an den Finanzmärkten ist Vertrauen das Wichtigste. Der unerschütterliche Glaube, dass sich alles stets zum Besten wendet, wenn der Mensch nur beharrlich nach dem Höchsten strebt: Der Rendite.