joschkSie wollen Volkspartei werden, die Grünen. Jedenfalls die erfolgsorientierte Oberschicht der Partei, allen voran Boris Palmer, der smarte Oberbürgermeister von Tübingen. Das heißt natürlich, dass man dem Volk eine Weile aufs Maul schauen und ihm dann nach dem Mund reden muss, so wie es die anderen Parteien auch tun. Die Wirtschafts-und Sozialpolitik ist inzwischen frei austauschbar mit der von SPD, FDP und CDU/CSU. Als noch-Öko-Partei, die gegen Atomstrom ist, liegt man im Trend. Jetzt gilt es nur noch, die anderen Trends aufzusaugen, die eben, wo satte Mehrheiten locken.

Schwule Adoptiveltern, das ist sicher kein Thema, mit dem man den Trend erobert. Dann eher schon mit Versprechungen von einer Polizei, die in den Innenstädten für Ruhe sorgt. Da muss man “auch Alkoholverbote und polizeiliche Repression gegen Widerstand in den eigenen Reihen vertreten“. Und wenn man schon dabei ist, muss man auch Raucher strenger verfolgen. Die sind nicht nur eine Minderheit, sie sind auch selbst schuld und stinken. Ideal.

Lust an der Leine, Spaß am Verbot

Der neue Wert der grünen Prominenz heißt “Repression”. Die Partei, die einst für Vielseitigkeit und Toleranz antrat, hat entdeckt, dass dies Werte für Minderheiten sind. Was will man damit, als Volkspartei? Der Durchschnittsdeutsche war schon immer eher für Strafen und Verbote als für Toleranz. Bis er merkt, dass ihn das selbst trifft, schreit er gern “hängt ihn”, und die Grünen, das darf man wohl inzwischen konstatieren, sind wirklich gute Deutsche geworden.

Was da ‘inhaltlich’ diskutiert wird, kann man getrost vergessen, denn diese Themen sind Aufreger am Rande, reine Symbolpolitik. Bemerkenswert allerdings, dass die “Realos” – die man schon immer besser “Korruptis” hätte nennen sollen – ihre Partei inzwischen derart gründlich auf Spießertum gebürstet haben. Das Resultat ist nicht nur taktisch, sondern eben auch inhaltlich jene Beliebigkeit, die sich an Umfragen und gängigen Ressentiments orientiert. Dasselbe Schwarzgelb wie in den anderen Parteien, und dabei glaubwürdig gegen Atomkraft. Ein Riesenkonzept!

Joschka Fischer als Kanzlerkandidat wäre das Sahnehäubchen auf dieser fetten Torte. Der Mann verkörpert genau diese Grünen und genau dieses Deutschland: Egoistisch, eitel, beliebig, gierig, missgünstig, abgehoben. Ohne Atomstrom. Ich will Fischer als Bundeskanzler. Wenn wir uns einen verdient haben, dann diesen.