Wie zuvor schon Spon und die “Zeit”, macht “Die Welt” Wahlkampf für Hillary Clinton. Das ist so überflüssig wie amüsant, aber es bekommt inzwischen eine offen rassistische Dimension.
“Die Welt” räumt Fred Siegel dort den Raum für eine wirre Beschimpfung Obamas ein, die ihn als Teil einer Struktur krimineller Verschwörung erscheinen läßt:
Das Missverhältnis zwischen Obamas Rhetorik der Transzendenz und seiner gewöhnlichen Chicagoer Rassen- und Patronage-Politik ist ein Leitmotiv seiner politischen Karriere. In New York werden Politiker üblicherweise gezwungen, universalen Prinzipien und dem Ideal einer sauberen Regierung wenigstens vorübergehend Tribut zu zollen. Chicago jedoch, bis vor kurzem noch eine von Iren nach dem Patronage-Modell italienischer Christdemokraten regierte Stadt der Litauer, Schwarzen und Polen, ist die Metropole des politischen und kulturellen Tribalismus.
Hier paktieren sie, die Polaken, Neger und Randslaven. Aus diesem stinkenden Sumpf kommt der Negerpräsident. Ganz anders seine Widersacherin, die Weiße mit den “universalen Prinzipien”.
Inhaltliche Basis ist die immer wieder aufgekochte Kamelle von Obamas Kontakten zum Amokprediger Wright, von dem er sich mehrfach öffentlich distanzierte. Moderate Kommentatoren wie Jimmy Carter bewerten die “Affäre” übrigens ganz anders. Wenn es denn einen Anlaß gibt, über Spannungen zwischen den “Rassen” zu debattieren, dann bitte, wie Carter es macht, als Diskurs und im historischen und sozialen Kontext. Was Siegel da treibt, sieht so aus, ist aber kaum verkappte Hetze, die keine Zusammenhänge aufklärt, sondern Etiketten aufpappt. Auf dem für Obama steht “Krimineller Nigger”.
Das Springers “Welt” sich für Clinton starkmacht, kann man auch in handverlesenen Zahlen haben: Clinton “liegt vor McCain” heißt es da. Wer will da noch Obama? Ich frage mich nur, was die “Welt” ihren so informierten Lesern erklären will, wenn der Schwarze es doch noch geschafft haben wird.
Wie die TAZ schon im Fall Lidl feststellt, kann man bei Springers die Artikel nicht von gekaufter PR unterscheiden. Von denen sind wir’s ja gewöhnt, aber bedauerlicherweise sind die Wadenbeißer gegen Obama diesmal nicht Trendsetter, sondern mittem im Mainstream der deutschen Journaille.