Sie soll in Zukunft “Leistungsträgerpartei” heißen, jedenfalls, wenn es nach dem Willen der Medienindustrie geht. Der Q-Journalismus kann es nicht ertragen, daß die SPD sich einen Vorsitzenden gewählt hat, der nicht stramm in der neoliberalen Spur marschiert. Was Sueddeutsche und SpOn an Kampagnen auffahren in der Hoffnung, Beck endlich loszuwerden, ist übelster Schmierenjournalismus. Die SZ besticht dabei noch durch unfreiwllige Komik, läßt sie doch einen Daniel Steinmaier ein höchst überflüssiges Interview führen, das dem Leser eintrichtern soll, Beck sei so schlecht, daß man für ihn nicht einmal Werbung machen könne. Befragt wird der Chef einer Werbeagentur, der für Schröder Wahlkampf gemacht hat. “Beck verkörpert die Pfalz“, ist die Überschrift, und einleitend behauptet die SZ:
Heute würde er nicht mehr für die SPD arbeiten – was auch an Kurt Beck liegt“. Das weiche “auch” relativiert die Aussage zwar, aber die Quintessenz bleibt eine Lüge. Die Gründe sind nämlich völlig andere, und die Leser werden wohl für so doof gehalten, daß sie das dem Text nicht entnehmen können. Der Werber Detmar Karpinski betrachtet seinen Job, was er auch darf, aus rein geschäftlicher Perspektive. Er bringt das auf die treffende Formel: “Wenn Sie für die CDU arbeiten, verärgern Sie ihre Mitarbeiter, wenn Sie für die SPD arbeiten, verärgern Sie ihre Kunden“.
Außerdem sagt er über Parteien ganz allgemein: “Die zahlen einfach nicht gut”. Kurt Beck kommt hier gar nicht vor. An den Haaren werden hier Fakten, Fakten Fakten herbeigezogen, zusammengelogen und verdreht, und am Ende weiß man: “Beck muß weg”. Als hätten wir das nicht vorher gewußt.
SpOn geht noch einen Schritt weiter und betätigt sich gleich als verlängerter Arm des sonntäglichen Auswurfs der Springerpresse. Die Headline: “Zwei Drittel der Deutschen wollen Beck weg” sagt schon alles. Wie hießen noch gleich die neuen Chefredakteure beim Spiegel? Kai und Dieckmann? Die Faktenproduktion bei SpOn wird immerhin ganz offen zugegeben: Da wird eine von “Bild am Sonntag” gekaufte “Umfrage” zum Anlaß genommen, den 34. “Artikel” gegen Beck rauszuhauen. Da man mit einer Lüge aber nicht weit kommt, tischt man dem debilen Leser eine weitere auf, das macht die Sache dann zur Tatsache. Zitiert wird aus einem vom Spiegel selbst geführten Interview mit Sigmar Gabriel, der jeder innerparteilichen Seilschaft angehört, egal in welchem Wind deren Fahne hängt. Nicht zum ersten mal zitiert Spon also den Satz: “Eine Reduzierung auf soziale Kompetenz allein wird nicht reichen, zumal dies zwangsläufig auf einen Wettbewerb um die jeweils populärste sozialpolitische Forderung mit der Linkspartei hinauslaufen würde, den die SPD als Regierungspartei nicht gewinnen kann“. Daraus kann man alles lesen, was die Merkelmännchen von SpOn hören wollen. Wehret der Linkspartei, setzt auf “Wirtschaftskompetenz” und: Beck muß weg! Denn Beck steht eben nicht für den Agenda-Kurs. Hinter ihm lauern mit Steinbrück und Steinmeier zwei ganz rechte Kandidaten, und sogar Münte wäre für einige wieder im Rennen. Man kann Kurt Beck nur wünschen, daß er ein noch dickeres Fell hat, als er bereits beweisen durfte. Die Feinde der Sozialdemokratie sägen weiter, mit allen Mitteln. Nur eines bleibt ihnen verwehrt, und darin liegt die Hofnung. Die Wahrheit haben sie längst aufgegeben.