Wie soll man sich das eigentlich vorstellen, wenn ein Politiker gekauft wird? Lieschen Müller stellt sich das so vor: Da gehen Lobbyisten auf einen hochrangigen Politiker zu, sagen ihm: “Wir brauchen diese und jene Änderung an einem Gesetz und zahlen dir folgende Summe dafür …” Eine naive Vorstellung. Das Schlimme ist: Lieschen Müller hat recht.

[Update2: Die Content-Pizzeria hat die Videos eingezogen. Der Text des Interviews (Nach meiner Erinnerung nicht ganz vollständig), ins Deutsche übersetzt, findet sich hier. ]

[Update3: Dieser User hier scheint eine Lizenz zu haben.

Österreich will jetzt etwas gegen Korruption tun, und der “Standard” glaubt, es sei ein quasi nationales Problem.

Das ist nicht ganz richtig, das können andere genauso gut, und zwar nicht nur die vom Balkan, die sich auch haben erwischen lassen. Dass diese dreiste Form der Korruption bei der EU aufgedeckt wurde, liegt vermutlich daran, dass dort eine Menge zu holen ist und die Kontrolle noch schwieriger als in den Einzelstaaten. Das dürfte die Banditen stark ermutigen.

Es ist andererseits zu vermuten, dass dort häufiger zwischen Unbekannten geklüngelt wird, was eine gewisse Gefahr birgt. Die Presse der Heimatländer dürfte obendrein weniger motiviert sein, die Kumpels aus dem Parlament hoch zu nehmen als die ‘ausländische’ Presse. Dies mag zu dem Glücksfall geführt haben, dass die Sunday Times Strasser und Kollegen in flagranti erwischt hat.

Wer sich allein anschaut, welcher Filz in Berlin herrscht zwischen Politik und Medien, wird zu dem Schluss kommen, dass die Korruption dort noch ganz andere Dimensionen annimmt. Wer den Einfluss der Finanzwirtschaft auf die Politik kennt, kommt gar nicht umhin, dies zu erkennen.
Wenn nun Fukushima ein Anlass war, die AKWs hierzulande mit anderen Augen zu sehen, sollte dieser GAU der Lobbyisten erst recht ein Anlass sein, endlich Gesetze gegen Korruption zu verabschieden. Aber wer sperrt sich schon gern selbst ein?

[Update: Für diejenigen, die des Englischen ohnmächtig sind: Strasser, ÖVP-Politiker, Ex-Innenminister, Delegationsleiter der ÖVP im EU-Parlament und Lobbyist, erklärt, er sei eben Lobbyist und Mitglied des EU-Parlaments, das sei eine gute Mischung. Er wolle sich nach Ende seiner EU-Tätigkeit in Brüssel mit einem Büro niederlassen und weiter seine guten Kontakte nutzen. Er nehme 100.000 Euro jährlich pro Klient, für den er Entscheidungen zu manipulieren versucht. Er sei dabei sehr diskret und wolle gar nicht genau wissen, für wen er da arbeitet.]