Der “Spiegel” verkaufte sich zuletzt so schlecht wie seit fünf Jahren nicht mehr. Der Einbruch im letzten Quartal 2007 ist erschreckend, sollte er sich als Trend fortsetzen. Was genau zum Absatzrückgang von 20% bei den Einzelverkäufen geführt hat, ist noch Gegenstand von Spekulationen. Allerdings darf man wohl davon ausgehen, daß dem Spiegel die Leser davonlaufen, weil er schlicht nicht gut genug ist.
Angesichts fehlender Alternativen in der deutschen Medienlandschaft bedeutet diese Abstimmung an der Kioskkasse, daß “Spiegel-Leser” die Nase voll haben von einem Blatt, in dem immer derselbe gefärbte Mumpitz steht. Wo der Möchtegern-Aristokrat und seine Kreaturen von Broder über Malzahn bis Steingart Artikel verbraten haben, über denen man spontan eingeschlafen wäre, hätte man sich nicht so ärgern müssen über die Lesermißachtung, die sich in ihren Verblödungsattacken Ausdruck verlieh. Zuletzt wollte man nur noch wissen, wie sie ausgeht, die Seifenoper um Aust, Kleber oder sonstwen. Und wenn man darüber etwas erfahren wollte, mußte man eh woanders lesen. Selbst die dümmste deutsche “Zeitung” wußte mehr darüber, als der Spiegel seinen Lesern zumuten wollte.
Die letzte Schlacht wird jetzt vor den Gerichten geschlagen. Aust will eine höhere Abfindung, als ihm bislang angeboten wurde. Ich werde mir daran ein Beispiel nehmen. Erst wirtschafte meinen Laden so richtig runter, verzocke die Reputation, von der wir jahrelang gezehrt haben, und wenn ich dann vor die Tür gesetzt werde, fordere ich ein paar Millionen mehr für mein zukünftiges Nichtstun. Das ist dann ja immer noch billiger, als mich weiter zu beschäftigen.
Was Aust da macht, ist sein gutes Recht. Das Peinliche ist allerdings, daß er damit am Ende zur Karikatur der Ideologie wird, die er beim Spiegel zuletzt aggressiv gepflegt hat. Ein Gutes könnte das sogar haben: Vielleicht gelingt es ihm so, auf seine noch angestellten Getreuen aufmerksam zu machen, von denen auch nichts Besseres zu erwarten ist. Die könnte man dann in einem Aufwasch gleich mit vor die Tür setzen.