Als ich neulich ein Bild der Pahlavis in einem Artikel postete, musste ich schmunzeln. Der “Schah von Persien” und seine junge hübsche Frau erinnerten mich sehr an die Guttis, Karl Theodeor fehlt freilich die lächerliche Sammlung von Orden, das bunte Brett, mit dem der Schah dereinst seine nicht minder lächerliche Uniform schmückte. Der widerliche Diktator, der foltern und morden ließ und dabei nicht nur sein Volk, sondern auch seine engsten Getreuen verachtete und kalt in den Tod schickte, war beliebt bei den Deutschen. Er galt als gutaussehend. Seine Frau erst recht. Sie waren gut frisiert und stinkreich, und ihre Gegner waren Hippies.

Wofür sie politisch standen, da war man nicht so kleinlich, nachzufragen. Hauptsache er galt nicht als Kommunist. Politik als Boulevard, das ist also nicht neu. Schon die Kennedys waren hübsch anzusehen, wen interessiert da Vietnam? Dass JFK vielleicht öfter mit Henry Kissinger ins Bett ging als mit Jacky oder Marilyn, so viel ekliger Tiefsinn braucht’s nicht bei der Fassade, da reichte schon ein guter Spruch und sie liebten ihn.

Tiefsinn braucht’s nicht bei der Fassade

Gutaussehender Adeliger mit schmucker Frau, das zieht natürlich am besten. Wenn ein solches Traumpaar dann noch gut in Pose ist und sich darauf in den Massenmedien kapriziert, wollen die Deutschen sie am liebsten gleich krönen. Kann da inhaltliche Kritik noch etwas ausrichten? Eine interessante Frage.

Hans Peter Schütz ist einer, der es versucht. Auch ihm gelingt das nicht immer, wie sein im Ganzen kritischer Artikel zur Amtsführung Guttenbergs belegt. Dort empfiehlt er nämlich, KaTe solle doch “seine Ehefrau Stephanie über derartige Gefühlslagen befragen.” Gemeint ist die der Mutter jener Soldatin, die auf der Gorch Fock zu Tode gestürzt ist. Klar: Die Co-Poserin Stephanie von Bismarck, die sich an der Zurschaustellung der Jagd auf Jungfrauen beteiligt hat, ist die Sensibilität selbst.

Schütz erwähnt auch, dass die erbämrliche Hofberichterstattung eines Johannes Kerner aus Kundus zum Teil aus Steuermitteln bezahlt wurde. Was soll’s, Steuern, Gebühren – Hauptsache es belastet nicht den Sozialetat.
Auf dieses Skandälchen reagiert auch die TAZ, die außerdem andeutet, dass der zuständige Kriegsminister sich nicht ums Parlament schert, umso mehr aber um die Gnade der “BILD”. Da hat sich dann doch etwas geändert. Inzwischen zensuriert der Boulevard die Poltitik, Entscheidungen werden vorab dort vorgelegt. Ob Parteivorsitzende gemeuchelt oder Öffentlichkeit und Parlament über Vorfälle bei der Bundeswehr informiert werden, das wird in den Redaktionen des Qualitätsjournalismus ausbaldowert.

Ein Feudalsystem – warum nicht?

Es bleibt das Geheimnis von Hans Peter Schütz, ob sein Verweis auf die Kompetenzen der Ministergattin als kynischer Treibsatz fungiert im Duell zwischen der Restaufklärung und dem reinen Boulevard. Das Häppchen für die Glanzbildersammler in der Leserschaft könnte sie bei der Stange halten und zu den Fragen hinführen, die sie sich so ungern stellen. Zum Beispiel der, ob ein dilettantischer politischer Funktionär untragbar werden kann, obwohl er ungemein fotogen ist. Wenn in seinem Arbeitsbereich desaströse Zustände herrschen, von denen er stets nichts gewusst haben will, wenn er es nicht für nötig hält, das Parlament der Parlamentsarmee davon rechtzeitig und ausreichend zu informieren zum Beispiel. Und wenn er ähnliche Ignoranz überall dort walten lässt, wo er der oberste Verantwortliche ist.

Ob man an einem Pfau von edlem Geblüt den Anspruch stellen darf, dass er ein Minimum an Kompetenz oder Verantwortung mitbringt und ob das noch relevant ist in einer Kaste politischer Stellvertreter, das ist hier die Frage. Spätestens, wenn er Bundeskanzler werden soll. Wenn nicht, kann man ja auch in dieser Hinsicht wieder das Feudalsystem einführen.