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Ein Liegestuhl mit Sonnenschirm mitten auf einer Müllhalde. So zu sehen auf dem Plattencover “Crisis what Crisis” von der Popband “Supertramp” in 1975. In den frühern 80ern kamen massenweise Endzeitfilme in die Kinos und auf Video, wir hatten uns schon halbwegs mit dem nuklearen Holocaust abgefunden. Es war eine gute Zeit für Rock’n Roll, Punkbands gründeten sich überall, andere machten “Neue Deutsche Welle” oder New Wave, alles ging. Danach kamen zwei Jahrzehnte Kommerzpop, Castingopfer und Bullshit, und das Supertramp-Cover zeige ich hier nicht, weil ich sonst die Contentmafia an den Hacken habe.

Ich bin zwar furchtbar alt inzwischen, würge aber immer noch regelmäßig Frau Stratmann, die Japanerin, die seit 25 Jahren für mich weint, wenn ich ich sie schlage. Angefangen habe ich einfach, indem ich mir eine Klampfe gekauft und drei Akkorde gelernt habe. So war das damals. Wir hatten ja nichts – keine Castingsshows, kein Stylinggel, kein Singstar. Also sind wir in den Bunkern geblieben und haben selbst gespielt. An den letzten Gig kann ich mich schon nicht mehr erinnern. Ich glaube, damals gab es noch kein Internet. So lange ist das her.

Zeit für ganz großen Blues

Inzwischen ist die Zeit wieder reif für den ganz großen Blues. Sehr ernsthaft mache ich mir Gedanken über den real Big Bang, den Crash, der alles verändern wird. Dem Euro gebe ich keine fünf Jahre mehr, dem aktuellen Bankensystem sicher keine zehn. Wer soll sagen, was dann kommt und wie es vonstatten geht? Wenn hier die Guttenbergs in den Hubschrauber steigen, um ihr Altenteil in Saudi-Arabien anzutreten, wird es sicher keine friedliche Ablösung geben. Der Deutsche kann das nicht ab, wenn sich etwas ändert. Dann muss wenigstens irgend etwas abgefackelt werden, ein paar arme Teufel abgemurkst, die am wenigsten dafür können und irgendwas Nationales ganz schnell wieder Weltmeister werden.

strat2Der Kongress ist ein Experiment, das diese Stimmungslage einfängt und die Gegenwehr schon einmal mit dem fröhlichen Abgesang verbinden kann. Auf der einen Seite die versprengte wahre Opposition der Gegenöffentlichkeit, auf der anderen Seite die “echte Bundeskanzlerin” und andere Künstler, die besseres zu tun wissen als die schlimmen Zustände zu beweinen.

Es geht nicht um eine Message, um die Wiederholung der Anklage gegen den Kapitalismus. Natürlich werden sie sich vorstellen, die unabhängigen Publizisten der Blogsphäre und die Aufdecker diverser Skandale, die “Whistleblower”. Natürlich wird man sich die Frage stellen, wohin es geht mir der Aufklärung, und ob das wohl so sein muss, gleichzeitig APO und Alternative zum ‘Qualitätsjournalismus’ zu sein.

Vor allem aber geht es darum, neue Töne und Bilder zu finden, nicht immer bloß Worte und Einspieler vom Elend nebenan bis zum finalen “Guten Abend, das Wetter”. Der Kongress ist Konzert, Rock’n Roll, Ausstellung, Lesung, Party und Gesamtkunstwerk. Wann hat es das zuletzt gegeben? Ich war noch furchtbar jung, so viel ist sicher.

[update: Die Ticketpreise wurden gesenkt!]