Peter Michalzik quatscht sich in Rage: In der FR vergleicht er den Fall Maxim Biller, der in einem Buch gegen seine Exfreundin nachkeilt und ihre Intimsphäre öffentlich macht, mit Klaus Mann und dem “Mephisto”. Ist ja beides Kunst und beides verboten:
Biller ist jetzt also end- und rechtsgültig Autor verbotener Literatur. Das Verbot von “Mephisto” ist übrigens bis heute nicht aufgehoben. Das Buch wird seit 1981 trotzdem verlegt. Auch für “Esra” besteht also Hoffnung.”
Dieser Vergleich liegt ganz auf der Ebene von Nazivergleichen, Äpfel- und Birnenschnaps und sonstiger Assoziationsrhetorik, sprich: Demagogie. Wenn es denn darum geht, das Recht auf Kunst oder das Recht der Kunst auf Äußerung gegen das Recht einer Person auf ihre Privatsphäre abzuwägen, wie Michalzik behauptet, warum bespricht er das dann nicht? Hat die Frau per se kein Recht auf ihre Intimsphäre? Oder ist die Frage schon deshalb geklärt, weil Biller das angeblich in der Veröffentlichung ihrer Privatsphäre leistet? Es hätte ja auch gefragt werden können, ob es nicht gerade in Zeiten der einfachen Massenveröffentlichung und gerade von Seiten eines “Künstlers” besonderer Rücksichtnahme in bezug auf die reale Intimität realer Personen bedürfte. Zumal es unter ebendiesen Bedingungen eine Anforderung an die Kunst wäre, dieses Dilemma mit medialer Weitsicht zu lösen. Ist es wirklich Kunst, die Privatheit zu zertrampeln, wie jeder Prolet, der einst intime Fotos ins Netz stellt, um seiner Ex eins auszuwischen? Ist es Aufgabe der Kunst, sich die gesellschaftlichen Tendenzen zur Rücksichtslosigkeit, zum Voyeurismus und zur Zerstörung des Vertrauens auf Privatheit zu eigen zu mchen? Wäre es nicht vielmehr Aufgabe der Kunst, hier am Versuch zu arbeiten, das Schweigen und das Geheimnis wenigstens rudimentär zu bewahren?
Oder darf jeder Fink, derzu 90% Arschloch ist und zu 10% Schriftsteller, sich auf die Freiheit der Kunst berufen, wenn er ungefragt das Innerste seiner angeblichen Freundin in ein Mikrophon kotzt?
Ausgerechnet einen Pfau wie Biller derart zum Märtyrer zu stilisieren, ist echter Qualitätsjournalismus. Von “Zensur” faselt der Mann da:
Es ist gut möglich, dass das Verbot von Maxim Billers Roman “Esra”, gestern vom Bundesverfassungsgericht bestätigt, für die Geschichte der Zensur eine ähnliche Bedeutung bekommt wie das von Klaus Manns Gründgens-Roman “Mephisto”.”
Zensur! Michalzik, kauf dir ein Lexikon! Und fang hinten an!