Was Angela Merkel da heute mit Sarkozy veranstaltet hat, war ihr Meisterstück. Ich halte die Kanzlerdarstellerin ja allgemein für unfähig, auch nur zwei zwei Leute zum Tresen zu führen, geschweige denn eine Regierung. Ihr Talent zur dezenten Intrige ist allerdings so ausgeprägt, daß sie darauf eine lange Kanzlerschaft aufbauen kann.
Selten wurde ein Koalitionspartner so gnadenlos vorgeführt, so salopp gedemütigt und kalt lächelnd gequält wie die SPD heute. Und das in Abwesenheit.
Die SPD hat sich dem Neoliberalismus derart angebiedert, daß sie nicht mehr wiederzuerkennen ist. Die letzten Sozialdemokraten, siehe Ottmar Schreiner, der seiner Vezweiflung ausgerechnet in der FAZ Luft macht, werden kaum mehr gehört. Die Spitze in Partei und Fraktion marschiert wie aufgezogen in ihr noch von Schröder vorgegebenes Verderben, der Rest wackelt wie die Lemminge hinterher – oder biegt links ab. Der SPD ist keine Steuersenkung für Vermögende zu schäbig und keine Grausamkeit gegen Arme zu brutal. Sie weiß: Die Globalisierung zwingt sie dazu.
Derweil stellt sich ihre CDU-Kanzerlin mit ihrem französichen Kumpel vor die Kameras und kündigt an, sie wollten einen kontrollierten Kapitalismus. Den Spekulanten solle entgegengetreten werden. Die nationalen Ökonomien sollten geschützt werden. Ganz gleich, ob sie das wahrmachen können, eines ist Merkel damit sicher: Der Applaus und die Zuneigung aller sozialdemokratischen Wähler und all derer, die die Nase voll haben von “Globalisierung”. Die starke Frau und der starke Mann machen das schon. Die Sozis können’s ja nicht.
Und als wäre dieser schwungvolle, gut gesetzte Punch gegen einen Gegner, der kaum mehr taumelt, nicht genug, gibt es zum Dessert noch einen saftigen Tritt zwischen die Beine: Eines der wenigen Gebiete, auf denen sich die SPD bislang noch profilieren konnte, war das Thema “Umwelt”. Nicht weiter schwierig gegen eine CDU und durch Sigmar Gabriel mit einem der begabtesten Rhetoriker der SPD besetzt. Vor allem im Umgang mit den Kraftwerksbetreibern und der Atomlobby hat er einige Punkte machen können. Nonchalant überläßt die Kanzlerin nun ihrem Busenfreund Sarko die Feststellung, daß das Thema “Atomkraft” noch lange nicht erledigt ist, Verträge hin oder her. Für sie ist es eine Frage der Zeit, bis ihr die Spezialdemokraten auch uranhaltige Leckerlies aus der Hand fressen.
Dieser unverschämte Auftritt wäre für jeden ernstzunehmenden Koalitionspartner ein hinreichender Grund, sofort die Regierung zu verlassen. Aber was soll die SPD machen? Außer der CDU hat sie ja keine Unterstützer mehr.