Die ZEIT kommentiert das Bestreben der Wirtschaft, selbst quasi-akademische Titel zu verleihen. Ärgerlich, daß wieder einmal ohne Angabe der Quelle “die Wirtschaft” zitiert wird, aber das Thema ist dennoch interessant.
Den “Professional Bachelor” möchte “die Wirtschaft” gern vergeben. Das soll sie nicht, meint Martin Spiewak. Warum eigentlich nicht? Spiewak meint u.a., die Universitäten drohten “ohne das exklusive Promotionsrecht ihr wichtigstes Personal zu verlieren: hochkarätige Professoren und vielversprechende Nachwuchsforscher“. Wo ist da die Logik? Die inkarnierten Pensionsansprüche werden schon nicht scharenweise von den Unis fliehen, um sich den Streß anzutun, für ein paar Dollar mehr die Schnösel der Altmanager durch den privaten Kindergarten zu ziehen. Putzig, diese Denke: Als könnten überhaupt nur Professoren und ihre promovotierten Handlanger den Nachwuchs ausbilden! Wer je eine Uni von innen gesehen hat, weiß, daß das Gegenteil zumeist der Fall ist. In der Tat müßte sich diese verkrustete Bildungsparodie vor der Konkurrenz der Konzerne fürchten. Ausgebildet, in dem Sinne, daß junge Talente etwas fürs Leben lernen, wird eh längst da draußen, im richtigen Leben.
Aber das Thema ist ja völlig verfehlt: Sollte es wirklich diese Bestrebung geben, selbst Titel ausloben zu dürfen, dann geht es dabei überhaupt nicht um systematische Ausbildung. Die ist viel zu teuer und bleibt deshalb auch in staatlicher Hand. Nein, es geht um ein Jodeldiplom, daß der Vetter seinem Neffen zuschanzen darf. Der gedruckte Stallgeruch, geprägt und auf Hochglanz. Warum sollte so etwas verhindert werden? Es wäre doch recht nützlich, wenn man die Idioten, die es trotz allen Eifers an der Uni zu nichts gebracht haben und trotzdem Karriere machen, an einem ganz eigenen Titel erkennt.