Angela Merkel wusste schon immer, wem sie verpflichtet ist. Zu DDR-Zeiten brave FDJ-Funktionärin, zu Kohls Zeiten braves Ministermädchen, führt sie als Kanzlerin stets aus, was der Chef der Deutschen (Bank) ihr “rät”. Spätestens seit Ackermanns Sechzigstem weiß man, wer die sprichwörtliche Kellnerin ist. Spätestens in der Nacht, als ihr Sparminister Steinbrück in einen “Tiefen Abgrund” schauen durfte, war klar: Eine Regierung kann lange streiten und verhandeln, aber wenn Jo Ackermann einen Beschluss fasst, wird der noch in derselben Stunde verkündet und umgesetzt.

brddb3Das war nicht das einzige Mal. Auch bei den Übernahmeverhandlungen um Hochtief, die eine Regierung ohnehin nur sehr mittelbar etwas angehen, war Schluss mit Lavieren und Erwägen, nachdem Ackermann wohl deutlich gemacht hatte, dass ihm dies nicht behagte. Nichts geht scheinbar im Kanzleramt ohne das Placet des Chefs der Deutschen Bank.

Was schon mal gar nicht geht in Jo’s Welt, ist Regulierung. Es sei denn, sie nützt ihm. Dass Ackermann nicht amüsiert wäre, würde Deutschland eine Vorreiterrolle bei Finanzmarktsteuern spielen, ist nachvollzienbar. Dass er das sagt, auch. Unschön ist allerdings, dass man sich darauf verlassen darf: Es wird genau so gemacht, wie er das für richtig hält.

Nichts geht ohne den Jo

Interessant ist die Hintertür, die er jetzt jovial öffnet. Könnte es eine Form der Besteuerung geben, die ihm mehr nützt als schadet, weil sie hauptsächlich die Kokurrenz trifft? Wer wissen will, was morgen Gesetz wird, beobachtet am besten heute die Geschäftstätigkeit der deutschen Großbank.

brddb2Regulieren könnte man so manches, vor allem wäre es nach dem sogenannten “Rettungsschirm” legitim und notwendig, die Großbanken zu stutzen. “Too big to fail” darf es nicht geben, wenn man nicht will, daß der Staat aus den Bankenzentralen regiert wird. Anstatt aber irgendeine Anstrengung in diese Richtung zu unternehmen, begünstigt man sogar Fusionen und kuschelt sich gemütlich in die tödliche Umarmung der Banken.

Vergeblich fragt man übrigens nach Gegenleistungen. Selbst wenn die Banken sich an der Beseitigung der Schäden beteiligen sollen, die sie selbst angerichtet haben, lässt man sich am Dienstboteneingang mit Almosen abspeisen. Dafür gibt es ja die Steuerzahler. Die können doch die Schulden abtragen, die der Staat machen muss – bei den Banken.

Gegenleistungen gesucht

Schauen wir uns dann an, wozu die Banken gerettet werden, nämlich um die Konjunktur zu sichern, Handel und Konsumenten mit Krediten zu versorgen, werden wir auch noch der letzten Illusion beraubt. Eine Angestellte mit gutem Gehalt, die über drei Jahre ein Auto leasen möchte, aber nur einen Zweijahresvertrag hat, wird als Kundin abgelehnt. Ein Selbständiger, der ein Geschäft finanzieren will, das von allen Prüfern als grundsolide und selbsttragend eingeschätzt wird, bekommt keinen Kredit. Er ist ja selbständig, das ist zu unsicher.

brddbDiese fanatische Risikoscheu zelebrieren dieselben Banken, die milliardenschwer mit US-Hypotheken gezockt haben, welche dort Obdachlosen ohne Einkommen angedreht wurden. Wir notieren: Wo absurde Gewinne mit völlig abgedrehten Geschäften locken, ist jedes Risiko recht, wo realer Handel getrieben wird, gibt es nur Geld von der Bank, wenn deren Risiko unter Null liegt.

Wo der Nutzen dieser Infrastruktur liegt, warum wir dafür eine halbe Billion auf den Kopf hauen mussten, habe ich bis heute nicht kapiert. Aber ich lasse mich ja auch nicht von Leuten beraten, die mich schon mehrfach und nach allen Regeln der obskuren Kunst vereimert haben.