Die Artikel der FTD sind oft ungleich raffinierter als die bei SpOn, aber mitunter herrscht dort dieselbe Anschmiegsamkeit an populären Nonsens. So findet Olaf Gersemann es “gut, wenn die “Reichen immer reicher” werden.
Die Argumente sind im einzelnen gar nicht so verkehrt, wenngleich immer, alte Ökonomenkrankheit, nur innerhalb des Systems gedacht. An einer Stelle aber wird es unfreiwillig komisch:
Denn hohe Zuwächse im obersten Einkommensfünftel reflektieren im Wesentlichen steigende Bildungsprämien.” Das oberste Einkommensfünftel ist für Normalsterbliche nicht erreichbar, selbst, wenn man nur “Angestellte”, in diesem Fall also Manager, in die Wertung nimmt. Zwar ist eine gute Ausbildung dafür erforderlich, aber wer behauptet, die reiche aus, hat keine Ahnung oder lügt. Nicht nur, daß es hochqualifizierte und motivierte Leute in diversen Branchen gibt, die miserabel “verdienen”, es ist auch fast unmöglich, in die erlesenen Zirkel der Topmanager vorszustoßen, wenn man den berühmten “Stallgeruch” nicht mitbringt. Entweder ist das weltfremd, was Herr Gersemann da schreibt, oder es ist Propaganda.
Es hat ganz nebenbei wenig mit der von ihm eingangs zumindest erwähnten Idee zu tun, Topgehälter auf eine Maximalhöhe zu begrenzen. Dies würde für alle Beteiligten Sinn machen und wäre nur anständig.
Schließlich: Die stille Gleichsetzung von “Reichen” mit “Topverdienern” ist ebenfalls entweder schlampig oder unverschämt. Denn heute sind es die Erben und diejenigen, die nicht einmal dafür arbeiten, ihren eigenen Reichtum zu verwalten, die an dem einen Ende stehen. Am anderen Ende stehen die, die buckeln wie gestört und kaum über die Runden kommen.