Eine Regierungserklärung hatten wir heute. Bermerkenswert: Für die Bundeskanzlerin ist das Subjekt der Regierung “wir” und “Die Regierung”. Wo Schröder ein schlichtes “ich” oder ein deutliches “unter meiner Führung” hinauströtete, läßt Merkel erkennen, daß sie mitregiert. Ist das Bescheidenheit? Realismus? Nein, es ist Merkel. Sie ist, wo sie ist, weil sie nie einen Führungsanspruch gestellt oder behauptet hat. Das ist das Peter-Prinzip. Überall, wo sie im Wege stand, gab es stärkere Charaktere, die sie nach oben hinweglobten, weil sich von ihnen keiner durchsetzen konnte. Nun steht sie da, wo sie niemand brauchen kann: An der Spitze einer Regierung, die die Macht hat, jedes Gesetz durchzubringen, das ihr in den Sinn kommt.
In der Tat ist Merkel dort ein Glücksfall. Jeder weiß, daß kein Machtwort der Kanzelrin für Ruhe sorgen wird. Niemand muß fürchten, daß hier autoritär durchregiert wird. Die Opposition sitzt tasächlich in der Regierung.
Das hat auch die F.D.P. offenbar verstanden und spielt statt dessen Regierungspartei. Wenn deren Chef spricht, gibt es Applaus wie weiland im ZK. Auch das gibt es bei der aktuellen Regierung nicht. Wer hätte das gedacht?