Es lebe die Analogie! Den Enzensberger (“Saddam=Hitler”) – Preis für die platteste Gleichsetzung verdient sich heute Peter Schneider in der ZEIT. RAF und al Qaida sind doch irgendwie dieselbe Mischpoke, sie stehen nämlich auf Tod und morden.
Sicher gibt es einen Bezug der militanten Todessehnsucht zur Zivilisation, der den “Terror” begünstigt, es mag eine besondere Form der “Mimesis ans Tote” sein, die den Tod im Produktionsprozeß sichtbar macht und die (menschlichen) Körper ganz plastisch und plakativ ‘verarbeitet’, ohne dabei Mehrwert zu erzeugen. Stattdessen erzeugt er ein Maximum an Resonanz, vulgo “Public Relations”. Von daher ist Terror eine der absurdesten Simulationen des industriellen Verwertungsprozesses und gleichzeitig deren drastische Negation. Das träfe für den “muslimischen” Terror ebenso zu wie für den der RAF. Selbst in dieser verschraubten Betrachtung bleibt aber noch einiges an Differenz, etwa, daß die RAF auf Effizienz setzte, wo die Heiligen Krieger auf Flächenwirkung bauen. Auch ist das Konzept “Stadtguerilla” kein wirklicher Terror, denn die Bevölkerung war nie Ziel von deren Attentaten. Die Hysterie zu Zeiten der RAF war von daher ein hundertprozentiges Produkt der PR von Staat und Medien. Auch in dieser Hinsicht laufen die Analogien beim “Feind”, dem verdorbenen Kapitalismus, zusammen. Die Täter von RAF und Dschihad, ihre Motive, hintergründe, der Rückhalt bei ihren Völkern, die Strategie, ihre Verbreitung, die Ideologie… alles dasselbe? Wer keine Unterschiede sucht, findet auch keine, muß sich aber nicht wundern, wenn er in seiner selbstverschuldeten Dunkelheit vor den nächsten Schrank rennt. Was will der Dichter uns denn sagen? “Ob RAF oder al Qaida – Schäuble schützt”? Ein peinliches Detail noch im Nachtritt: Um aus dem RAF-Terror ein globales Phänomen zu machen, muß Che Guevara herhalten, “der gleich nach dem Sieg in Kuba Straf- und Arbeitslager einführte“. Ein bichen Ironie hätte mir an der Stelle gefallen. Wie war das noch mit den Straflagern auf Kuba? Dazu paßt auch folgende Weisheit: “Kein Zweifel: Das Attentat vom 11. September 2001 ist in seinem monströsen Vernichtungswillen einzigartig“. Vergißt man für einen Augenblick, daß den Attentätern gar nicht bewußt war, daß die Türme einstürzen könnten, gehen wir also davon aus, daß sie einige tausend Menschen töten wollten. Einzigartig, nicht wahr? Hiroshima und Nagasaki, das war ja kein Terror, das waren legitime militärische Operationen.
Hundsgemein, solche Artikel beim Wort zu nehmen. Aber wer seine vermeintlich staatstragende “Meinung” in die Welt funkt und es mit den Informationen nicht so genau nimmt, verläßt den Boden des Journalismus und betreibt dumpfe Propaganda.