Die Diskussion um die Rente ab 67, oder wie der große Glos fabuliert, mit 69, zeigt, wie eindimensional die politische Diskussion in Deutschland ist. Wer “Rente” sagt, meint immer noch “Alter”, einen gesicherten Lebensabend, eben “ains is sischä – die Rändä”. Die einen tun so, als gäbe es das noch, damit man sie nicht abwählt, die anderen empören sich und fordern, daß es bald wieder so werde, als könne man die Zeit rückwärts drehen. Es wird sie nicht mehr geben. Es arbeiten zu wenige, die demographische Struktur wirft das nicht ab, und die Regierung Kohl hat den Karren aufgemotzt, um ihn mit einer phantastischen Geschwindigkeit an die Wand zu fahren. Rien ne vas plus.
Wozu also eine Diskussion um “die Rente”? Warum so tun, als erwarte die meisten Erwerbstätigen unter den heutigen Bedingungen etwas anderes als Armut? Warum eine Kuh schlachten wollen, die schon bis auf die Knochen verwest ist? Politiker verwalten, Journalisten schreiben ab – das ist der politische Diskurs im Jahr 2007. Wir haben zigmillionen Betroffene, die nicht mehr arbeiten dürfen, weil sie zu alt dazu sind – und doch zu jung für die Rente. Wir haben Geld satt im System und eine florierende Wirtschaft. Wir haben zigmillionen “ältere” Konsumenten, die noch kaum berücksichtigt werden und von den jugendwahnsinnigen Koksern der PR-Branche schlicht ignoriert. Was kann da wohl helfen? In der Tat kann der Markt hier eine ganze Menge tun. Er muß aber in Bewegung gesetzt werden. Was Not tut, ist ein Ideenwettberwerb um die Zukunft der “Alten”. Eine ganze Infrastruktur kann sich da noch bilden, die auch und gerade von erfahrenen Arbeitnehmern in Gang gehalten wird. Es ist gar nicht unrealistisch, daß Menschen auch über 60 noch “arbeiten”, daß sie noch produktiv tätig sein können. Dazu bedarf es allerdings eines Marktes, der nicht auf Akkord-Effizienz setzt, sondern auf Synergien, die entstehen, wenn man die Welt nicht in Lesitungsroboter und Nichtsnutze unterteilt. Zweiter Arbeitsmarkt? Wohl bedacht, könnte er der erste werden. Zumal, wenn man den Gedanken des Bedingungslosen Grundeinkommens einmal fruchtbar umsetzen würde. Es ist so vieles, das wirtschaftlich sein kann, wenn es sich entfalten darf. Aber da sind sie sich in ihrer Phantasielosigkeit alle einig: Etwas ganz Anderes wollen sie nicht, ob Gewerkschaften, Neoliberale oder Beamtenbund. Sie gehen lieber im Meer ihrer eigenen Lügen unter.