Der unermüdliche Kulle macht mich auf einen Artikel aufmerksam, in dem Sigmar Gabriel sein Parteimitglied Sarrazin für dumm erklärt. “Schaut euch das mal an”, fordert der Kommentator.
Ich hatte Gabriel und dem SPD-Vorstand als Bürger in einer Mail gefragt:
“Die neuerlichen Äußerungen Herrn Sarrazins erfüllen nach Meinung vieler Publizisten den Sachverhalt des Rassismus. Ihre Schiedskommission sah das zuletzt anders, stellte aber keinen Freibrief für derlei Äußerungen aus.
Sieht sich das Präsidium, sehen Sie sich als Vorsitzender veranlasst, das weiterhin so durchgehen zu lassen oder ist dies ein Anlass, sich auch nacht ‘rechts’ abzugrenzen?”
Darauf antwortete Toni Ramlow für den SPD-Vorstand:
Sicherlich haben Sie Verständnis dafür, dass der SPD-Parteivorsitzende, Herr Sigmar Gabriel, nicht alle an ihn gerichteten Zuschriften persönlich beantworten kann. Er hat mich gebeten, auf Ihre Nachricht zu antworten.
Ihre kritischen Ausführungen zu Thilo Sarrazin haben wir sehr aufmerksam gelesen und zur Kenntnis genommen.
Sigmar Gabriel sagte dazu in der vergangenen Woche, dass Thilo Sarrazin bei der Deutschen Bundesbank mehr zu tun bekommen sollte, damit er seine Zeit mit Dingen füllt, wovon er auch Ahnung habe.
Der ehemalige Finanzsenator von Berlin und Rechtspopulist Sarrazin wird also für dumm und ahnungslos erklärt, weiterhin aber in der SPD geduldet. Diese halbgare Distanzierung ist typisch für eine “Meinungsbildung”, die lieber auf eine klare Abgrenzung von Rassismus verzichtet als auf rechte Wähler.
Ist Sarrazin der Vollstrecker, gibt es mit Heinz Buschkowsky einen unfreiwilligen Zuarbeiter, dessen Rolle in der öffentlichen Kommunikation deutlich macht, worauf es der Partei ankommt. Gabriel sagt dazu,
“durch Politiker wie ihn schaffe es die SPD sich breit aufzustellen. Kritik, die an Buschkowsky intern immer wieder auftauche, könne er nicht nachvollziehen.”
Wenn ein Vorstadtsoze, der nie aus seinem Viertel herausgekommen ist, sämtlichen Zeitungen der Republik Interviews gibt, in denen er Ressentiments gegen “Gutmenschen” streut, versteht der Vorsitzende die Kritik daran also nicht. “Breit aufgestellt” läßt man also derlei Gewäsch, das sich der Terminologie Rechtsradikaler bedient, zu. Seine Partei, die auf der anderen Seite die Linke tief im Westen zu Erklärungen hinsichtlich eines “Unrechtsstaats” DDR nötigen will, positioniert sich damit effektiv rechts im politischen Spektrum.
Buschkowsky, dessen intellektuelle Kompetenzen mit allgemeinen Äußerungen zu Ausländern schlicht überfordert sind, muß ich als simplen Menschen dabei durchaus in Schutz nehmen. Er hat nämlich immerhin deutlich gemacht, daß er Sarrazins Hetze verurteilt:
“Mit den Äußerungen in der SZ hat Sarrazin eine Grenze überschritten, das ist teils nackter Rassismus, das trage ich nicht mit.”
Zu einer derart deutlichen Stellungnahme können sich die Trübfischer der Chefetage freilich nicht durchringen. Sie bedienen sich fröhlich der Springerpresse-kompatiblen Ausfälle ihrer resoluten Kleinfunktionäre und haben nicht einmal den Arsch in der Hose, Rassisten und ihren feixenden Anhängern die nämliche Karte zu zeigen. Man könnte ja die Urnenkreuzchen des einfachen Mannes auf der Straße verlieren, der dann die echten Rechten wählt.
So ist es bestellt um die “Sozialdemokratie”. Tabus gibt es nur links. Jeder darf ein bißchen schwätzen und wird zitiert, wenn es der Stimmungslage entspricht. Diskriminierung und Hetze gegen Arbeitslose und Ausländer werden hier geduldet und da gefördert, und wenn es zu sehr stinkt, wird ein bißchen Parfum versprüht. Das Furchtbare daran ist, daß diese konturlos abgesonderte Entwürdigung von Menschen der SPD noch immer nicht das Genick bricht. Sie werden glauben, das sei alles richtig so, denn die Umfragewerte steigen ja. Vielen Dank an dieser Stelle an den Rest des Establishments, dessen Protagonisten offenbar noch blöder sind.
Juni 27th, 2010 at 01:17
[x] flattr
Juni 27th, 2010 at 01:23
Diese widerliche Typ durfte neulich auf Phoenix seinen sozialdarwinistischen Auswuerfe von einem Moderator hoeflich soufliert auskotzen. Unertraeglich der Kerl. Ich bin hart im nehmen und spiele sogar ab und an Killerspiele, aber da musste ich echt passen! Mich regt es masslos auf, das die oeffentlich-rechtlichen solchen Rechtspopulisten ein Forum geben! Unglaublich! Und die SPD-Fuehrungselite ist in meinen Augen schon laengst abgestorben und vertrocknet! Sie sollte auf den Kompost geschmissen werden…
Juni 27th, 2010 at 04:22
Wer sich darüber wundert, dass sich Zombies zombiehaft verhalten, sollte sich den Kultfilm “The Return of the Living Dead” reinziehen. Die Antwort eines Zombies aus diesem Film, gefragt danach, warum er so schreckliche Dinge tut: “Der Schmerz, dass man tot ist … ich kann es fühlen, wie ich in der Erde verwese!”
Die Filmemacher waren wahre SPD-Propheten. :-)
Juni 27th, 2010 at 07:44
Soviel ich weiß, wurde Sarrazin nach seinem “Kopftuch”-Ausfall von seinem Arbeitgeber, der Bundesbank, verwarnt und es wurden ihm Kompetenzen entzogen. Wenn Gabriel dazu sagt, der solle dort mehr zu tun bekommen, will er das wohl wieder rückgängig machen. Da Sarrazin seitdem zum wiederholten Male ausfällig geworden ist und sich sogar gesteigert hat (“Die Deutschen werden durch die Immigranten immer dümmer”), hat die Bundesbank normalerweise keine Wahl, als ihn zu entlassen. Da sie das nicht tut, muss man von Komplizenschaft ausgehen. Also kann man jetzt fordern, schafft diesen rassistischen Laden namens Bundesbank ab.
Juni 27th, 2010 at 09:49
….schmerzhaft…aber es bleibt mir die Frage, ob sich die SPD seit 1914 verändert hat. Noch quälender die Antwort: Nein
Juni 27th, 2010 at 10:43
“Auf einen Willi Brandt folgen 7 Rudolf Scharpings” sagte Jürgen Becker…
Ich bin aber schon beim gefühlten 98. Scharping.
Nix gegen Scharping jetzt.
Wenn das mit der politischen Verwahrlosung so weiter geht, werden wir 2033 einen Kanzler Florian Silbereisen erleben, wenn es dann dieses Amt noch geben wird -.-
Juni 27th, 2010 at 11:52
Hallo flatter, du fragst am Ende deines Beitrages, warum diese üblen Hetzereien von SPDlern dieser Partei noch immer nicht das Genick gebrochen hat.
Ich denke, die Antwort liegt darin, dass diese Partei sich, sowohl was ihre noch verbliebenen Mitglieder angeht als auch einen großen Teil ihrer Wähler betrifft, schon weit in der bürgerlichen “Mitte” der Gesellschaft angesiedelt hat.
Was übrigens auch Ziel und Programm dieser SPD seit dem “Schröder-Blair Papier” in den 90ern war.
Es ist also nur der sumpfige Gestank der “Mitte” dieser Gesellschaft, den Leute wie Sarrazin, Buschkowski, Clement quasi verbalisieren.
Da aber einigen besonders geeichten “Gutmenschen” besonders der SPD-Wählerschaft dieser Gestank zuweilen die Nase rümpfen läst, müssen halt hin und wieder Leute wie der Gabriel mit der “Parfümflasche” ran……
Ich glaube, alles nur wahltaktisches Kalkül!
Juni 27th, 2010 at 12:29
@ Gerhard S:
Ici habe bei der damaligen Diskussion zu Sarrazin folgendes gelesen: Vorstandsmitglieder der Bundesbank können nur durch den Bundespräservativ entlassen werden.
Dass der ehemalige BP Köhler Sarrazin nicht entlassen hat, obwohl dies ihm schon im Oktober 2009 sehr nahe gelegt worden war, hat seine Ursache in der gemeinsamen Vergangenheit der beiden. Beide waren um 1990 im Bundesfinanzministerium tätig. Köhler als Staatssekretär, Sarrazin als Referatsleiter. Und da dort im Zuge der “feindlichen Übernahme” der DDR so einiges gemauschelt wurde, dürfte die gegenseitige Erpressbarkeit nicht großartig verwundern. (Nachzulesen unter: https://www.jungewelt.de/2009/10-13/010.php – leider kostenpflichtig).
Für Köhler war also Sarrazin bei der Bundesbank “unkündbar”. Ein evt. BP Gauck dürfte damit wohl auch wenig Probleme haben, ist doch seine Einstellung zu den sozialen Problemen eher auch durch die FDP-nahe Freiheitsbegriff-Interpretation geprägt. Naja, und Wulff … Gibt es den überhaupt oder ist der nur ein Phantom?
Juni 27th, 2010 at 15:12
Unsere Nachbarn vom „WOMBLOG“ haben im vergangenen Jahr einige interessante Informationen über Tilo Sarrazin und seinen ehemaligen Chef Horst Köhler aufbereitet.
Daraus erklärt sich, welche gemeinsamen Leichen ein Bundespräsident Köhler und ein Bundesbänker Sarrazin im Keller liegen haben.
Horst Köhler und die „Friedliche Revolution“
https://womblog.de/2009/10/14/8938/
Juni 28th, 2010 at 03:18
[...] [...]
Juni 28th, 2010 at 09:01
Sarrazins Hetze trägt bereits Früchte: Die CDU beabsichtigt, Intelligenztest für Migranten einzuführen.
Siehe SPON: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,703196,00.html
Juni 28th, 2010 at 09:05
Anlässlich der Verleihung des Gustav-Heinemann-Preises am 19.04.2010 hielt Gabriel die Laudatio auf Buaschkowsky: Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel würdigte den 61-jährigen Kommunalpolitiker am Montag als überzeugenden Vertreter der Tugenden, die der frühere Bundespräsident Gustav Heinemann von aktiven Staatsbürgern erwartete – und selbst lebte. Buschkowsky sei engagiert, er gehe auf die Menschen zu, spreche eine klare Sprache, packe Probleme an und sei unbeugsam gegenüber Autoritäten. “Heinz Buschkowsky ist ein Berliner Sozialdemokrat, auf den wir stolz sind.”
Was schickt denn da noch einer merkwürdige Anfragen an den Dicken von der SPD?
Juni 28th, 2010 at 10:58
Ich habe mich sehr über die deutlichen Worte von Sigmar gefreut. Münte hat sich das nicht getraut.
Das Problem ist doch: Sarrazin ist in der Vergangenheit als kompetenter Finanzpolitiker (jedenfalls nach Meinung der Medien und der Partei – die Meinung hier im Blog dürfte selbstverständlich abweichen) aufgefallen und hat deshalb in der SPD Kredit erworben. Ähnlich auch wie dieser Herr Asmussen im Finanzministerium. Die SPD-Führung ist offenbar – vielleicht nicht ganz unbegründet – der Meinung, dass die SPD Finanzexperten und Wirtschaftskompetenz nötig hat. (Nochmal: Das ist nicht meine Meinung sondern die durch die Presse transportierte Meinung, dass Leute wie Asmussen und Sarrazin “finanzkompetent” sind). Offenbar ist man bereit, für diese Finanzkompetenz auch Äußerungen zu tolerieren, die überhaupt nichts mit sozialdemokratischem Denken zutun haben. Dazu kommt, dass Sarrazin ein guter Stammtischbruder ist. Wurde hier ja schon erläutert. Er fischt Wähler mit Ressentiments gegen Ausländer und Arbeitslose ab.
Die Frage ist nun, wie man das bewertet: Kann die SPD als Volkspartei es sich leisten, auf Figuren zu verzichten, die ihr eine Aufwertung in der Presselandschaft und den rechtsdemokratischen Parteien versprechen? Ginge es nur darum, die reine sozialdemokratische Idee zu vertreten, so müsste Sarrazin sofort aus der Partei raus. Aber offenbar kann die SPD nicht nur auf die reine Lehre setzen – sie muss auch auf Umfragen und gesellschaftliche Trends achten, wenn sie möglichst viele Prozentpunkte abgrasen will.
Mal eine Gegenfrage: Wieso toleriert die Linkspartei offensichtliche DDR-Fans und doktrinäre Kommunisten in ihren Reihen? Nicht, dass dieses kleine verwirrte Häuflein in der Mehrheit wäre, aber toleriert werden sie offenbar. Aus welchem Grund? Aus dem gleichen, warum die SPD die Sarrazins und Asmussens toleriert, die CDU ihre Geißlers und Blüms und die FDP altgediente Honoratioren, die linker sind als die heutige SPD?
Juni 28th, 2010 at 11:22
Die “reine Lehre”, das ist hier der letzte Rest menschlichen Anstands. Natürlich kann die SPD darauf verzichten zugunsten ihrer heroischen Bankenretter.
Juni 28th, 2010 at 11:54
Besten Dank, SPD- Kulle, du hast meiner weiter oben erfolgten abschließenden Einschätzung(wahltaktisches Kalkül) dieses ganzen Treibens also Recht gegeben!
Juni 28th, 2010 at 12:03
Selbstverständlich ist das alles wahltaktisches Kalkül. Die Frage ist nur, wie man das bewertet. Mit der reinen Lehre lassen sich ein paar Stimmen von Intellektuellen und Akademikern holen. An der Mehrheit der Menschen geht das aber vorbei. Wäre es denn besser, wenn der Stammtischbruder seine Stimme in Zuknuft direkt der NPD gibt, weil die “reine Lehre”-Parteien ihm kein Angebot für seine niederen Instinkte machen?
Juni 28th, 2010 at 12:41
Quatsch doch nicht von “reiner Lehre”, wenn es um glasklaren Rassismus geht! Wer sich da noch halbgar aus der Affäre zieht, macht sich mit dem Abschaum gemein. Sonst kannst du gleich den Glatzen erzählen, sie sollen nicht so hart auf die Köpfe ihrer Opfer eintreten. Es ihnen ganz zu verbeiten, das wäre ja “reine Lehre”. Mann, ihr seid wirklich ekelhaft flexibel.
Juni 28th, 2010 at 13:06
@ knulle
ach so, und wenn in der blödzeitung demnächst die wiedereinführung des rd, der schwarze wimpel oder das zensuswahlrecht gefordert werden, dann wäre es gut, wenn die spd da mitmacht, weil die anderen ja bestimmt(?) viel schlimmer wären???
gehts noch etwas peinlicher. oh ja – wie wärs denn mit so einem spruch: “wir von der spd haben haben dafür sorge getragen, dass der einfluss der rechten parteien abnimmt, indem wir ihre progamme durchsetzen.”
Oder konkret: “wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen”
unverkrampft und pragmatisch auch den letzten sozialdemokratischen inhalt für für ein paar braune stimmen opfern. auf ihrem weg in die bedeutungslosigkeit ist die spd nicht aufzuhalten
Juni 28th, 2010 at 14:20
Im Übrigen finde ich es recht frech zu behaupten, dass sich nur Akademiker und Intellektuelle mit sozialdemokratischem Denken “einfangen” lassen. Wer also noch nie eine Uni von innen gesehen hat, ist diesen Ideen nicht gewachsen oder wie? Widerliche Parteisoldaten (sorry flatter, nächstes Mal überlass ich das rumgiften wieder dir)…
Juni 28th, 2010 at 14:38
Amike meint: “Widerliche Parteisoldaten”…
Natürlich! Bestand diese SPD nicht schon immer auch aus solchen widerlichen roboterhaften Parteisoldaten – SPD- “Borgs” – gerade auch an der Basis dieser Partei?
Typen wie Wehner oder Münte liebten und lobten sie doch immer, diese widerlichen SPD Parteisoldaten – “Borgs”!
Juni 28th, 2010 at 15:37
[...] Platz für Rassismus und Leuteschinderei aller Art. Und während die SPD sich nicht von Rassisten distanzierten mag, hat die CDU ein Herz für Ausländer. Sie will sie gar nicht erstreinlassen und sogenannte [...]
Juni 28th, 2010 at 15:53
schlandinsasse 13:06
“Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen” stammt von Franz Müntefering. Fundstelle:Von der Sitzung der SPD-Bundestagsfraktion am 9. Mai 2006 berichtete der Focus Nr. 20 auf Seite 34:
“Was machen wir eigentlich, um endlich die Arbeitslosenzahl zu senken?” knöpfte sich einen Tag später der SPD-Kollege Ottmar Schreiner seinen Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) vor. Bisher gehe es nur um immer neue Sanktionen gegen Arbeitslose. Wütend faltete Müntefering den Genossen daraufhin zusammen: “Was du hier abziehst, ist schwer erträglich…!” Im Übrigen gelte:
“Wer arbeitet, muss was zu essen haben, wer nicht arbeitet, braucht nichts essen.”
Fassungslos hielten die Genossen daraufhin den Mund.”
Juni 28th, 2010 at 17:18
Macht mal halblang. Bloß weil ein Rechtsausleger in der SPD seine bekloppten Sprüche über Ausländer und Arbeitslose ablässt und damit rechte Stimmen einfängt heißt das nicht, dass das auch offizielle SPD-Programmatik wäre. Die SPD hat die Forderungen von Sarrazin nicht übernommen, sondern nur toleriert. Das ist ein Unterschied, ein gewaltiger Unterschied.
Die CDU toleriert die Äußerungen ihres “linksgewandelten” Heiner Geißlers auch. Er kann ein paar Stimmen aus der christlich-sozialen Ecke holen. Aber er hat doch keinen realen Einfluß auf die Programmatik seiner Partei.
Seid ehrlich: Parteien haben in Deutschland nicht die absolute Macht, den Menschen Meinungen aufzuzwingen. Sie können ersteinmal direkt relativ wenig dagegen unternehmen, dass es offensichtlich Menschen mit Stimmrecht gibt, die braunes Gedankengut in sich tragen. Was soll denn eine Volkspartei jetzt machen? Natürlich sollte sie so gut es geht dafür sorgen, dass solche Meinungen sich erst garnicht bilden. Aber leider gibt es hier ja noch ganz andere Akteure, die sehr wohl ein Interesse daran haben, dass solche Meinungen entstehen. Eben bin ich im Bus gefahren und musste mit anhören, wie ein junges Mädchen ihrer Schwester doziert hat “Ein-Euro-Jobber würde viel weniger kriegen als Hartz IV-Empfänger und das sei furchtbar ungerecht”. Überhaupt sei es ungerecht, dass jemand Geld kriegt, obwohl er nicht arbeitet (bzw. arbeiten will!). Was nun tun, wenn es solche Meinungen leider offensichtlich gibt? Warten, bis irgendeine asozialpopulistische Partei Marke Westerwelle-FDP kommt und im Sumpf fischt?
Meine Frage, ob es besser wäre, wenn der Stammtischsäufer direkt NPD wählt wurde noch nicht beantwortet. Und auf meinen Vergleich mit ähnlichen Situationen in den anderen Parteien ist auch keiner eingegangen.
@ 19 – Amike:
Ist ja schön, wie Du* hier irgendetwas in meine Sätze reininterpretierst, aber das habe ich so nie gesagt. Jedoch habe ich in Wahlkämpfen oft genug die Erfahrung gemacht, dass die teilweise doch recht akademischen Diskussionen den meisten Menschen (leider!) ziemlich egal sind.
Ich habe jedoch nie behauptet, dass diese Diskussionen unwichtig wären und das irgendjemand ihnen nicht gewachsen wäre.
Widerlicher Parteisoldat bin ich übrigens nicht und ich halte auch nichts davon, wenn hier im Blog anonym Beleidigungen ausgetauscht werden.
*wahlweise Sie
Juni 28th, 2010 at 17:48
Kulle, wenn sich hier jemand um eine Diskussion drückt bzw. auf Argumente nicht engeht, bist du das. Es geht um eine Grenze, die überschritten ist. Das steht über einem der Referenzartikel, das sagt sogar Genosse Buschkowsky. Ihr duldet Rassismus, du stützt das hier mit deinem erbärmlichen Lavieren und dem kindischen Verweis auf “andere”, die ja auch doof sind. Du setzt dich hier für Rassisten ein, weil du nicht den Arsch in der Hose hast zu sagen, das man das nicht mehr tolerieren kann. Da bist du ganz Sozialdemokrat.
Für mich ist die Diskussion damit beendet. Wenn du das nicht kapierst, nützt es ja nix, es dir in den Kopf zu hämmern.
Juni 28th, 2010 at 22:35
@Kulle:
“Seid ehrlich: Parteien haben in Deutschland nicht die absolute Macht, den Menschen Meinungen aufzuzwingen. Sie können ersteinmal direkt relativ wenig dagegen unternehmen, dass es offensichtlich Menschen mit Stimmrecht gibt, die braunes Gedankengut in sich tragen. Was soll denn eine Volkspartei jetzt machen?”
Nur, damit ich Deine Denke auch nicht falsch verstehe:
Gegeben seien Idioten, die Stimmrecht haben.
Die Meinung dieser Idioten kann man (gewaltsam) nicht ändern.
Überzeugen scheint fraglich, sind es doch Idioten.
Was soll eine Volkspartei jetzt machen?
Daraus lese ich, daß die Volkspartei den “Auftrag” hätte, die Wählerstimmen dieser Idioten abzuschöpfen, indem man deren “Denke” bedient.
Geht’s noch? Was soll eine Volkspartei machen? Sie soll sich von solch widerlichem Gedankengut distanzieren! Und das a) lautstark und b) nachhaltig.
Dann wählen die Idioten eben das braune Pack. Das ist mir deutlich lieber, als wenn die braunen Ideen als “alternativlos” (weil man ja sonst Wählerstimmen verlieren würde, das walte Hugo!) in die Volkspolitik übernommen werden.
Keinen Fußbreit den Rassisten. Nirgendwo. Wenn, dann sollen sie sich bitte in Brechmittelparteien wie der NPD zusammenknäulen, dann weiß man wenigstens, wem man nicht die Hand gibt.
Juni 28th, 2010 at 23:19
Meine Beleidigung war genauso anonym oder nicht wie dein Beitrag hier, lieber Kulle (oder ist das dein voller Name samt Adresse, Handynr. und Schuhgröße?).
Und dass du hier deiner Partei vorbehaltslos das Wort redest, kannst du kaum ernsthaft bestreiten. Dass du das als Fußsoldat machst, der seine Rübe für die Zwecke seiner Übergeordneten hinhält, scheint mir auch recht eindeutig. Es sei denn, du bist einer der Obersozen in disguise, was ich nun nicht zu glauben vermag.
Und Rassismus, bzw. dessen Rechtfertigung finde ich widerlich, das ist nicht beleidigend. Menschen tendieren dazu, Dinge, die potentiell Gefahren bergen (z.B. Keime in Fäkalien) eklig zu finden. Die Gefahren des Rassismus muss ich jetzt noch historisch erläutern oder reicht’s dazu noch?
Juni 29th, 2010 at 06:47
[...] Platz für Rassismus und Leuteschinderei aller Art. Und während die SPD sich nicht von Rassisten distanzierten mag, hat die CDU ein Herz für Ausländer. Sie will sie gar nicht erst reinlassen und sogenannte [...]
Juni 29th, 2010 at 07:49
25 – Flying Circus: Es geht zu keinem Zeitpunkt darum, die Forderungen Sarrazins auch umzusetzen. Das hat doch niemand vor, das wäre verbrecherisch. Wie ich oben schon schrieb: Es macht einen unterschied, ob eine Meinung toleriert wird oder Programm wird.
Mir scheint, es wird auch nicht ganz klar, dass ich hier nur Vermutungen anstelle, was die SPD-Spitze dazu bewegen könnte, solche Meinungen zu tolerieren. Das heißt ja noch nicht zwangsläufig, dass ich diese Taktiererei gut finde.
Hat demm irgendjemand hier ernsthaft die Sorge, die SPD würde solche absurden Einstellungen wie die von Sarrazin eines Tages zum Programm machen? Die SPD, die sich schon immer für Integration, Solidarität und Emanzipation eingesetzt hat?
Die CDU macht das seit Jahrzehnten so: Ein paar hellbraune Kochs aufstellen, die kräftig am rechten Rand fischen. Und das finde ich allemal besser als eine starke rechtskonservative Partei rechts der CDU oder gar eine starke NPD.
26 – Amike: Ich werde hier nicht beleidigend, das ist der Unterschied zwischen uns :).
Juni 29th, 2010 at 08:45
Kulle 07:49 – mal im Ernst. “Die SPD, die sich schon immer für Integration, Solidarität und Emanzipation eingesetzt hat?” Auch mit Fragezeichen ist das im Kontext des vorangegangenen Satzes Deine Überzeugung. Doch damit solltest Du Dich auf dem Satire-Festival bewerben. Lies doch einfach mal das Buch von Peter Kraatz (ehemaliger Mitarbeiter der Bundestags-Fraktion der SPD) “Rechte Genossen”, das erspart 30 Jahre “konkret”-Lesen.
Juni 29th, 2010 at 15:28
Danke für den Tipp. Werde ich mir besorgen und zumindest anlesen. Das Thema interessiert mich.
August 26th, 2010 at 16:51
[...] Gabriel, der noch Ende Juni in der Causa Sarrazin herumeierte, nennt das Kind inzwischen beim Namen und will den Hetzer nicht [...]