Ich hatte mich zu den Touren, die reiche Teens neuerdings zur Bestätigung ihrer Weltherrschaft unternehmen bereits geäußert. Gelingt der Schwachsinn, brüsten sie sich mit Weltrekorden, die sie – ja sicher! – ganz für sich allein beanspruchen. Die öffentlich eingetrübte Wahrnehmung lanciert das dann auch dementsprechend. So gilt bis heute den meisten Halbgebildeten “Sir” (Ja Sir!) Edmund Hillary als Erstbesteiger des Mt. Everest, während Tenzing Norgay deutlich weniger bekannt ist. Der hat ja auch nur die Klamotten geschleppt.
Zurück zu der Göre, die nicht weniger als “die Welt” umrunden will. Wenn der Sturm kommt, gibt es also eine Sicherheitskapsel, GPS und Notfallzentrale. Am Ende kommt eine Hubschrauberstaffel als Kavalerie und sorgt dafür, daß die hohe Tochter nicht in der Gefahr umkommt, in die sie sich begeben hat.
Wo sind eigentlich die Denkmäler für die tapferen unfreiwilligen Seeleute, die von irgend einem afrikanischen Strand aufgebrochen und in Richtung Lampedusa gepaddelt sind? Ach nee, die werden ja ins Meer geworfen.
Die Geschichtsschreibung sollte eine eigene Sparte einrichten für die Celebrities, deren Ruhm wie alles andere in ihrem irrelevanten Leben einzig auf ihrem Geld beruht. Die Höchstleistungen gelangweilter Vollidioten sind eine symbolträchtige Kategorie menschlicher Unzulänglichkeit. Das Interesse für solch sinnfreien Einsatz aller denkbaren Ressourcen in undenkbaren Dimensionen steht prototypisch für das tiefe menschliche Bedürfnis, sich verblöden zu lassen. Während der kleinste Respekt vor dem Nächsten argwöhnisch verweigert wird, kann der Kotau vor den Scheinriesen nicht tief genug sein. Eine tragikomische Spezies. Beam me up!
Juni 12th, 2010 at 17:37
[...] https://archiv.feynsinn.org/?p=3624 [...]
Juni 12th, 2010 at 18:06
Wurde nicht sogar einer 13-jährigen vor kurzem von einem Richter untersagt eine solche Umseglung zu unternehmen? Ich hatte mich schon über die Häufigkeit dieser Weltumseglungen von so jungen Dingern gewundert. Es ist also eine Art Wettbewerb von gelangweilten Elite-Kindern. Seltsame Freizeitbeschäftigung.
Juni 12th, 2010 at 18:10
“Man’s stupidity has no bounds at all.” W.H. Auden.
Juni 12th, 2010 at 18:17
@flatter
Bert Brecht, “Fragen eines lesenden Arbeiters”:
»Wer baute das siebentorige Theben?
In den Büchern stehen die Namen von Königen.
Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?«
___
Es war leider schon immer so. Statt machtgierige Potentaten, die plündernde Mordhorden losschickten, um sich selbst zu bereichern (an Macht und Vermögen), als solche zu bezeichnen, werden sie auch noch mit dem Zusatz “der Große” geadelt (s. z. B. “Alexander der Große“). Besonders geschickte Mörder werden als große Feldherren hervorgehoben.
Und dieses verquere Geschichtsbild wurde uns und wird unseren Kindern im “Geschichts”unterricht vermittelt…
Juni 12th, 2010 at 22:28
Aus dem SPON-Artikel:
“Sunderland wörtlich: “Wie viele Jugendliche sterben jedes Jahr bei Autounfällen? Sollten wir ihnen deshalb das Autofahren verbieten?”"
Äh … ja? Wenn ich sehe, wie manche jüngeren Verkehrsteilnehmer unterwegs sind, wäre das in der Tat keine völlig bescheidene Idee.
Aber mich würde interessieren, wer die Kosten für die Rettung zahlen darf. Der Steuerzahler?
Juni 12th, 2010 at 22:59
Weils schon so spät ist und mich der spanische Rotwein fürchterlich echauffiert: Hier als die Ausgleichende, Ihr wisst schon
https://www.youtube.com/watch?v=3W4PPINEeds
Hörts Euch mal an, tut gut. Gab mal im Rotbuchverlag das Büchlein dazu von naja……
salud+
carlo
Juni 12th, 2010 at 23:01
Wer hätte sich wohl für die Entführung von Maria Bögerl interessiert, wenn sie mit ihrem arbeitslosen Mann von Hartz 4 in einem Plattenbau gelebt hätte? Also ohne Mercedes versteht sich.
Juni 12th, 2010 at 23:12
infinite stupidity…
Only two things are infinite, the universe and human stupidity, and I’m not sure about the former. (Albert Einstein) Ein Blogpost von Feynsinn: Cashmere-Teen aus der Suppe gezogen Ich hatte mich zu den Touren, die reiche Teens neuerdings zur Best…
Juni 12th, 2010 at 23:15
statt das mädel hier nur zu bashen, wie wär’s mal mit etwas über’n tellerrand blicken?
sie kommt aus elitären verhältnissen, eh klar. geld spielt keine rolex dort, und doch dreht sich alles um geld – wie im hartz4 haushalt, nur unter anderem vorzeichen.
wo am anderen ende der skala die perspektivlosigkeit vorherrscht, ist es dort der druck, dem geschenk der elitären geburt gerecht zu werden. was treibt einen teenager zu solchen aktionen? die langeweile? I think not.
du greifst personen an, mr. feynsinn, die auch nur in ihrem system gefangen sind. klar ist kotzen im taxi schöner als in der u-bahn. oder auch nicht. klar ist es cool, von den billigen rängen zu hetzen. besonders erwachsen ist es nicht.
richtig ist: es ist eine ausgeburt des systems, dass teenager aus besserem hause sich auf solche aktionen einlassen.
falsch ist, die handelnden personen dafür zu schmähen.
das mädchen wollte nur irgendwie beweisen, dass sie voll was kann. das geld der familie half ihr, dies medienwirksam zu tun. fragt sich eigentlich hiemand hier, warum sie dies nötig hatte? was ihr ziel war, wie scheisse ihr selbstwertgefühl war bevor sie diesen stunt durchziehen musste um sich und wem auch immer ihre wertigkeit zu beweisen.
aber gut, man kann auch nur sagen: die ist doof. und meine steuergelder retten die jetzt. und war eh nicht gefährlich in echt. weil ist keine von uns.
keine von uns, das segelnde mädel. keine von uns. wer geld hat, hat keine probleme und umgekehrt, und damit basta. und jetzt nochmal: wer spaltet die gesellschaft? wer zieht die lagergrenzen? und wer hilft so gut er kann?
Juni 13th, 2010 at 04:26
Sieh es historisch.
FURZ – UND?
In nicht mal 5 Jahren würde es jemand interessieren. So in keinen 5 Tagen.
Ende und durch.
Juni 13th, 2010 at 13:54
@karen: Die Artikel ‘schmähen’ die Teenies nur am Rande und befassen sich mit dem Phänomen ‘(Welt-)Herrschaft’ und medialer Rezeption. Zu behaupten, ich griffe bloß einzelne Personen an, zeugt von einer bedauernswert oberflächlichen Lektüre. Ich empfehle, mit dem “Blicken” diesseits des Telerrands anzufangen.
Juni 13th, 2010 at 14:14
Trotzdem schön geschrieben, die ‘Schmähkritik’. :D
Juni 13th, 2010 at 14:33
die armen teenies sind in mustern gefangen und müssen diese muster realisieren wie katzen das tatzen.
Juni 13th, 2010 at 16:02
@Karen
…weil ist keine von uns…
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, ich soll auch keiner von denen sein, solange es ihnen gut geht.
Juni 13th, 2010 at 20:27
@ 9 / Karen: Soso, ist es eine Ausgeburt des Systems.
Dann ist ja alles geklärt und die handelnden Personen sind quasi den Zwängen des Systems ausgeliefert, nä.
So viel mal zum “Blick über den Tellerrand”.
Was das mit dem Steuerzahler angeht: ja, das geht mir *wirklich* auf den Sack. Und ja, ich halte das für einen diskussionswürdigen Punkt. Das Mädchen selbst interessiert mich da nur am Rande. Vermutlich jeder junge Mensch muß irgendwann versuchen, mit sich selbst ins Reine zu kommen und so etwas wie ein Selbstwertgefühl zu entwickeln. Geschenkt.
Ich bin aber der Ansicht: wer die Kohle von Hause aus hat, auf solche Abenteuer zu ziehen, der darf die Folgen auch sämtlich selbst bezahlen. Das nennt man dann Internalisierung externer Effekte.
Übrigens sehe ich hier die Eltern wesentlich mehr in der Pflicht als die Zöglinge; letztere werden in der Regel reifebedingt noch nicht den Durchblick haben, den ich von ersteren einfach erwarte.
“wer geld hat, hat keine probleme und umgekehrt, und damit basta.”
Hat das hier irgendjemand behauptet? Nein? Also. Die Nummer zieht nicht.
“und jetzt nochmal: wer spaltet die gesellschaft?”
Nee, is klar. Nicht etwa die, die dem arbeitenden Volk nicht die Butter auf dem Brot gönnen.
Das Zurschaustellen von Reichtum und so empfundenem Elitismus hat es zur Folge, daß das “Publikum” entweder vor Bewunderung erstarrt oder sich auf den Schlips getreten fühlt.
Nochmal: wenn jemand das Geld hat, von mir aus. Aber ich halte es für unverantwortlich, Jugendliche auf solche Aktionen zu lassen. Erwachsene können tun und lassen, was sie wollen, solange sie die Kohle haben und alle Folgen auch selbst zahlen – das Geld haben sie im Zweifel ja, also warum sollen eh schon überschuldete Staaten dafür bluten?
Aber Jugendliche müssen eben ab und an auch einmal “vor sich selbst” geschützt werden. Einer der Gründe, warum man in D den KFZ-Führerschein in aller Regel erst mit 18 machen kann (Ausnahmen gibt’s natürlich).
Juni 14th, 2010 at 11:33
“Beam me up!” – nimm mich mit!!
Juni 14th, 2010 at 16:33
[...] Cashmere-Teen aus der Suppe gezogen. Flatter ist böse wie immer. I like [...]
Juni 14th, 2010 at 16:37
Segeln ist Luxus, purer Luxus insbesondere wenn es nicht mit kleinen Bötchen auf einem Binnensee erfolgt, sondern es auf die offene See gehen soll. Die horrenden Kosten können sich nur wenige leisten, da geht es vielleicht nur einmal im Urlaub für zwei Wochen, wenn sich 5-10 Leute die Charterkosten teilen.
So ist sichergestellt das man da “unter sich” bleibt. Erst recht so ein verwöhntes Kind, was Reichtum zur Schau stellen und mit so einem Abenteuer angeben kann. “Seht her, das kann ich mir leisten und Du mal nicht, ätschibätsch”. Das sind dann Kinder Marke “mein Vater regelt meine Karriere auf dem Golfplatz.”
Ich habe mich früher mal einige Zeit für das Segeln interessiert. Da war ich einige male mit gesegelt, hauptsächlich auf der Ostsee auf meistens gemieteten Booten. Ständig war ich da mit anderen wildfremden Leuten zusammen. Die Leute die ich da erlebt habe waren bis auf wenige Ausnahmen Akademiker “Doctores”. Eben Leute die es sich problemlos leisten können. Ich hingegen, als Angestellter ohne Studium musste lange für solche Reisen sparen.
Die Leute merkten sofort, das ich nicht dazu gehörte. Ich sprach nicht deren gewähltes Deutsch und politisch hatte ich stets andere Ansichten, war sofort Außenseiter. Diese Leute riefen nur nach “Reformen” und beteten den Markt, den kurzfristigen Maximalprofit an. Hinzu kam das ich als Segelanfänger damals wenig praktisch beitragen konnte. So war ich dann der willkommene Versager zum mobben.
Man braucht nur in einschlägige Internetforen zum Thema Segeln zu schauen. Wo sich verwöhnte Bootsbesitzer virtuell treffen wie beispielsweise beim Segeln Forum, da wird ein Friedrich Merz verehrt von einer sozialdemokratischen CDU geschwafelt, der Markt angebetet und nach “Reformen” gerufen. Außerdem sind dort Gewerkschaften Teufelszeug.
Das Vorurteil, das es sich beim Segeln um ein Luxushobby zum Angeben handelt, es bestätigt sich immer wieder. Ausnahme ist vielleicht das kleine Boot auf dem Binnensee oder einige Rentner die sich ein kleines gebrauchtes Boot leisten und ihren Lebensabend damit gestalten.
Schlimm wenn verwöhnte Luxuskinder vom Steuerzahler gerettet werden müssen. Es sollte doch kein Problem sein wenn da die Eltern die Kosten des Rettungseinsatz bezahlen müssten.
August 26th, 2010 at 16:33
Hallo,
Tenzin Norgay hat nicht den Everest bestiegen, sondern den Tschomolungma! So, und nicht anders, heißt dieser heilige Berg. Und auf die ihm hier zugedachte Ehre, ihn als erster entweiht zu haben,
dürfte er sehr betreten reagieren.