Im US-Senat haben die Republikaner ihre Blockade gegen Regulierungsansätze der Demokraten und ihres Präsidenten aufgegeben. Im Kern sollen Großbanken auf ein Niveau gestutzt werden, das die Steuerzahler nicht zu Geiseln “systemrelevanter” schwarzer Löcher macht und die Volcker-Regel eingeführt werden, die Spekulationsgeschäften von Banken einen Riegel vorschiebt.
Wie das Rennen ausgeht und ob es zu wirksamen Beschränkungen führt, wird sich zeigen. Daß selbst die Amerikaner die Notwendigkeit drastischer Einschnitte in die “Freiheit” von Finanzgeschäften eingesehen haben, macht deutlich, wie tief der Schock über das eigene Treiben sitzt. Der Glaube an die unbegrenzten Möglichkeiten eines ebensolchen Kapitalismus ist dort vorläufig gebrochen.
Die mächtigste europäische Wirtschaftsmacht interpretiert die Detonationen im eigenen Haus hingegen immer noch als Silvesterböller, die von unartigen Schülern der Nachbarklasse gezündet werden. Von dem Ladykracher im Kanzleramt ist ein Sinneswandel indes ebensowenig zu erwarten wie von den neoliberalen Strategen rund um die heimische Freiheitsstatue. Wer erwartet, dies sei die Stunde der Opposition, vermutet wohl in quasi katholischer Frömmigkeit, es gäbe eine. Kritik, radikale Forderungen nach Umkehr gar, gilt hierzulande aber als linkskommunistisch. Diesem Ruch mag sich niemand aussetzen, der seinen Namen gern in der Zeitung liest.
April 30th, 2010 at 00:21
Ufassbar.
Erst die Gesundheitsreform und jetzt werden Banken auch noch auf ihre volkswirtschaftlich sinnvolle Funktion reduziert.
Vielleicht sollten wir mal den Sinn zum Missionieren dieser Heiden rueberschicken ;)
April 30th, 2010 at 08:06
Hier bellt die Miezekatze:
Steinmeier fordert eine Regulierung der Finanzmärkte (aber verbindet das nicht mehr mit der Zustimmung zum Griechenlandgesetz)
April 30th, 2010 at 09:39
wenn man sich mal die Regulierungspolitik der Industrienationen seit Bretton Woods im Detail anschaut, löst sich das gespenst der “unregulierten” USA recht schnell in Wohlgefallen auf. Dort waren Anlegerschutz und Bankenreg. schon viel länger ein Thema als auf dem alten Kontinent.
Viele der Regeln, die heute auch hier verbindlich sind, gingen initial von den USA aus und konnten auch nur mit Hilfe des hegemonialen Status der USA als Weltfinanzzentrum durchgesetzt werden. Bremser war auch damals schon … Deutschland.
April 30th, 2010 at 12:00
Aus der Ferne sieht es wie Regulierung aus. In den USA aber nicht:
https://krugman.blogs.nytimes.com/2010/04/21/stop-stop-too-big-to-fail/
April 30th, 2010 at 12:33
Von dem Ladykracher im Kanzleramt …
Sorry, – vollkommen sinnloser Einwurf von mir, aber … einfach nur Klasse :-)
April 30th, 2010 at 17:03
@Goldener Reiter: Dafür!! Aber nur, wenn sie ihn auch gleich dabehalten.
April 30th, 2010 at 20:04
…naja heute ist die Nacht der Walpurga….
Im Anfang war das Kapital, und das Kapital war bei Gott, und Gott war das Kapital.
Am Anfang schuf das Kapital Himmel und Erde.
…und das Kapital sprach, lasset uns Arbeitsplätze schaffen……
…das nur zum Spaß, bin auf dem Weg zu meiner verführerischen Nachbarin…
Aber morgen…alle auf die Demo!
Mai 7th, 2010 at 13:57
“Wer erwartet, dies sei die Stunde der Opposition, vermutet wohl in quasi katholischer Frömmigkeit, es gäbe eine.”
Sehr gut gesagt! Habe beinahe laut gelacht :-)
ALOL (Almost LOL)