Als Tagebuchnotiz quasi gebe ich hier zu Protokoll, daß die Selbstidentifikation des freigesetzten deutschen Angestellten als jemand, der tüchtig zu sein hat, auch meinen Subscheitelbereich fest in den kalten Krallen hält. Anstatt Muße zu empfinden und sich schöngeistigen wie zweckfreien Beschäftigungen hinzugeben im Bewußtsein, daß alles zu etwas führt, werde ich cholerisch, weil die Tücken der Technik mir vermeintlich Zeit rauben, von der ich eigentlich reichlich habe. Ausgerechnet auch noch TV-Technik – das Empfangsgerät streikt und der Nachfolger beschert nichts als Ärger.

Tatsächlich werfe ich mir vor, mich über das gebotene zeitliche Maß hinaus mit solchen Niederwertigkeiten aufzuhalten – wo ich doch eine Zukunft zu planen und aufzubauen hätte. Die Pflicht zur Eigenbemühung ist mir ein Zwang, da muß mir niemand mit Stützekürzen drohen. Und darüber errege ich mich natürlich erst recht.

Wenn ich dann die Restproduktivität zur Legitimierung meiner ja noch zu gründenden Existenz anwerfen will, bleibe ich an der nächsten Hürde hängen. Selbst meine verminderte Teilzeit-Nützlichkeit steht auf dem Spiel. Aber ich kann nicht dauernd über dieselben politischen Malaisen schwadronieren. Das will ich doch selber nicht mehr lesen. Ja verdammt, ich bin auch müde – obwohl ich lange schlafe und nicht lohnarbeite. Wer kürzt mir bitte den Personalausweis oder bringt mein akademisches Lametta auf den neuesten Stand? Dipl. Soz-schmar. oder Dr. rer. schmatz AA wären aussagekräftige Ergänzungen des Befindlichkeitsprofils.

Zurück zu den wichtigen Gründen der Nützlichkeitsverweigerung des unqualifizierten Online-Publizisten. Afghanistan zum Beispiel. Habe ich irgendetwas noch nicht gesagt? Soll ich ernsthaft betonen, daß für mich niemand sterben muß, wo mir der Herr am Kreuz schon unten an demselben vorbeigeht und ich eh “Rücken” habe? Eine gute Lösung für das inhaltliche Problem hat epikur gefunden: Eine Rede von Mauer-und-Stacheldraht-Gysi hat er gepostet. Da ist alles drin.
Gute Nacht allerseits!