Was derzeit in Deutschland über die Tumulte in Ungarn berichtet wird, liest sich, als hätte Ministerpräsident Gyurcsany einen höhnischen Witz über das blöde Wahlvolk gemacht und damit die Proteste heraufbeschworen. Einzig die FAZ kommt der Wahrheit näher, die auch in Österreich und der Schweiz diskutiert wird: Daß Gyurcsany nämlich in einer Klausursitzung mit drastischen Worten die eigene Regierungszeit kritisiert hat. Das klingt dann schon völlig anders, nämlich wie eine Polemik, die am richtigen Ort zur richtigen Zeit abgelassen wurde. Wer dann aus der Klausurtagung mit einer Tonbandaufzeichnung hinausrennt, ist genauso ein Geisteswicht wie die Journalisten, die sie verbreiten. Am Ende der Verwertungskette stehen Medien, die unkritisch zurechtgebogene Berichte funken, die sie vermutlich selbst nur abgeschrieben haben. Kann in diesem Land eigentlich niemand mehr lesen? Haben nicht gestern noch alle mit dem Finger auf die Muslime gezeigt, weil die immer alles mißverstehen?