Man kann alles in Kategorien packen. Kant etwa wußte das und hat sich halbtot kategorisiert. Das war zu seiner Zeit hip, wie Foucault in “Die Ordnung der Dinge” schön aufs Tableau schmiert. Aber das ist alles viel zu kompliziert. Man kann das Leben mühelos in lediglich zwei Kategorien packen, und die sind quasi beliebig wählbar. Das hat übrigens Luhmann exerziert, er wußte bloß nix davon und hat das Ganze noch zwanghafter und daher am Ende noch komplizierter ausgewalzt.

Nehmen wir mal etwas Einfaches: Hitler und Sex. Man kann alles entweder bei “Hitler” oder bei “Sex” einsortieren. Versucht das mal, das geht vorzüglich und paßt auch fein zum Tourette-Syndrom, welches wiederum hervorragend geeignet ist, Aufmerksamkeit zu erregen, obwohl es ganz und gar sinnfreie Texte produziert, die gar nicht so gemeint sind, wie sie allgemein ankommen.

Das viertel vor Nachrichten-Magazin “Spiegel” und sein SpOnheimer Ableger haben sich sehr erfolgreich diese Erkenntnis zunutze gemacht und praktizieren die Hitler/Sex-Kodierung als “Qualitätsjournalismus”.
Mein Lieblingspolitiker unter den Lieblingspolitikern, der übrigens glasklar “Hitler” ist, obwohl er von sich selbt und anderen als “Sex” verkauft wird, hat auch einfache Kategorien, die sich mit “Nobel” versus “Pöbel” benennen lassen, psychologisch sagt der Fachmann auch “ego” vs. “alter”.

“Wüstes Geschrei” nennt er Kritik an seiner Maßanzüglichkeit oder auch “Klamauk”. Der Ernst, die Standeswürde, Adel und Benimm, das ist es doch, was zählt und nicht kleinkarierte Inhalte, Verantwortung und politische Entscheidungen. Dementsprechend wirft er dem demokratischen Bodensatz aus adelsfernen Parteien vor, sie hätten auch wissen können, was er wußte. Die unerheblichen Details, daß die anderen weder Verteidigungsminister sind, noch vom “militärisch angemessenen” Liquidieren gefaselt haben, wird nicht einmal in den Medien diskutiert. Was wissen Leute, die ihre Klamotten von der Stange kaufen, schon von “Anmessen”?

Die Kategorisierung politischen Handelns in “zuständig” oder “verantwortlich” erweist sich derweil als Rückfall in die Moderne, überkommen-romantische Vorstellung des Fußvolks, das noch glaubt, mit seiner “Wahl” von Parlamentariern das Recht behalten zu können, die Regierung zu beurteilen. Hier ist die Kanzlerin aller Regierungsbeamten das Vorbild für das Scheitern jeder Rationalität, für die es noch Kategorien oder eine Sprache gäbe. Im Zweifelsfall ist immer jemand verantwortlich, der nicht zuständig ist oder andersherum. Darüber spricht man dann auch nicht mehr. Kein Subjekt, kein Objekt, ein Adelsprädikat. Die postmoderne Demokratie ist feudal und entzieht sich. Wer das dekonstruieren will, möge sich für einen Promotionsstudiengang “Philosophie” einschreiben – im möglichst weit entfernten Ausland, versteht sich.