Patrick Bahners (FAZ) glaubt, er habe jetzt den Überblick über Guttenbergs Informationspolitik. Leider bin ich nach Lektüre seines Artikels eher noch verwirrter bezüglich der Abläufe nach dem Bombardement. Immerhin bestätigt sich aufs Deutlichste, was ich bereits resümmiert hatte: Es geht ums Töten, wie das in einem Krieg eben üblich ist.

Dazu paßt auch die zeitlich sehr deplazierte Nachricht über den General des Friedens-Nobelpreisträgers. Ein wenig tendenziös formuliert, weil etwa nicht erkennbar ist, von wem das Zitat
Wenn einer der von uns gesuchten Typen in einem Gebäude ist – und mit ihm 34 Zivilisten, dann sterben an diesem Tag eben 35 Leute.” stammt, aber wenn McChrystal mit dieser Mentalität unmittelbar in Zusammenhang zu bringen ist, ist er wohl ein rechter Bluthund. Der Mann ist nicht erst seit gestern Chef im Afghanischen Krieg, ich hätte dergleichen gern früher erfahren – und vor allem differenzierter.

Derweil steigt nicht nur das Militärbudget des Bundeshaushalts unentwegt, seitdem Deutschland von Freunden umzingelt ist, auch die Rüstungsexporte stemmen sich tapfer dem wirtschaftlichen Krisentrend entgegen. Daß es offiziell noch immer eine Exportkontrolle für Rüstungsgüter gibt, im Wirtschaftsministerium nämlich, das Brüderle jüngst von zu Guttenberg übernommen hat, ist wohl eher formeller Natur. Dort hat niemand Bedenken, fröhlich Waffen nach Pakistan und sonstwohin zu liefern, wo man offenbar keine Krisengebiete mehr sieht. Krise ist halt überall und nirgends, je nach Bedarf und wenn’s dem kurzfristigen Wachstum dient.

Deutschland entwickelt sich rasant zur Kriegsnation. Dabei sollte niemand glauben, es sei noch lange keine Militärmacht. Was andere mit Soldaten erledigen, besorgt hier der Exportapparat. Dem stand in der Bundesrepublik traditionell eine gewisse Zurückhaltung entgegen, was die direkte Unterstützung von Kriegsparteien anbetraf. Der Lack ist ab, und daß deutsche Militärs sich nunmehr ohne jede Scham am Töten beteiligen, ist ein Paradigmenwechsel, der die Welt noch weniger friedlich macht. In der Tat stehen wir vor der Entscheidung, ob Deutschland sich zur aggressiven Großmacht entwickeln soll, auch wenn es dabei zugeht wie bei der Echternacher Springprozession.

Völlig absurd ist dabei das ewige Totschlagargument, man müsse den neuen Hitler da und und das nächste Auschwitz dort verhindern, indem man Menschen tötet. Darauf haben wir noch immer sämtliche Urheberrechte, und wenn es ein Volk gibt, das ich nicht im Krieg sehen will, ist es das deutsche. Die ultima ratio in jeder Wirtschaftskrise, das Volk zu den Waffen zu rufen, würde der Welt beizeiten nur wieder vor Augen halten, wer der Meister aus Deutschland ist. Davor bewahre uns, wer immer dann noch dazu in der Lage sein wird.