Stefan Kornelius stellt für die Sueddeutsche ein Sammelsurium von Hintergründen und Bewertungen über den Bombenangriff auf Menschen zusammen, die sich um die gestrandeten Tanklaster bei Kundus befanden.

Ich hatte unmittelbar nachdem die Nachricht vom Ereignis eintraf eine kurze Debatte mit jemandem, der sofort davon überzeugt war, daß “wir”, die Guten, damit einen schrecklichen Terrorangriff verhindert hätten. Ich gab zu bedenken, daß diese Einschätzung offenbar von eingeübter Lektüre nicht ganz neutraler Berichterstattung herrühre und stellte die Frage, wie gefährlich denn wohl Tankwagen seien, die in einer Sandbank feststecken. Die Antwort war unbefriedigend: Ich könne meine Zweifel ja wohl nicht begründen. Putzig.

Ich habe mich sogar gefragt, ob da nicht einfach bei einer günstigen Gelegenheit jemand Sprit geklaut hätte – wofür auch immer. Es erscheint mir logisch, daß die Ladung besserem Gebrauch zugeführt werden kann, als ineffektive Brandbomben daraus zu basteln. Selbst für einen Anschlag taugen nur fast leere Tanks. Muß ich das jetzt auch begründen? Schwamm drüber.

Wir werden immer klüger. Jetzt wird es offenbar, daß niemand die Absicht hatte, auf Lastwagen zu schießen. Ein Oberst, der nicht durfte, was er tat, eine Flugleitstelle, die nicht wußte, was sie tat, bemerkenswert zurückhaltende Bomberpiloten, ein paar Lügen und eine vermeintlich gute Gelegenheit, Gegner zu töten. Die treibende Kraft, das kann man drehen und wenden, bis bis der Groschen aus der Parkuhr fällt, war ein deutscher Oberst im Krieg. Ein taktischer Vorteil wollte genutzt werden, den sich kein Militär entgehen läßt, um die Hunde in den Hades zu schicken, die einem sonst zuvorkommen.

Mir ist vollkommen egal, wann Herr zu von Guttenberg welches Detail dieser Vorgänge kannte. Von mir aus kann er auch im Amt bleiben oder Bundeskanzler werden. Frau Merkel wird ebensowenig zurücktreten wie die versammelte politisch-mediale Mischpoke, die uns diesen Krieg seit Jahren als friedliche Aufbaumaßnahme zur Verteidigung von Köln-Nippes gegen islamistische Berserker verkauft. Ein Problem haben sie allerdings inzwischen: Die Propaganda zu Sinn und Zweck dieses Krieges wird bald ähnlich erfolgreich sein wie die zur Impfung gegen den Schweineschnupfen. Das ist die gute Nachricht.

p.s.: Ich habe die Besprechung einiger Details des Artikels ausgelassen, die irrelevant, unlogisch und verwirrend erscheinen. Er verliert dadurch zwar immens an aufklärerischer Wirkung, da aber inzwischen aus den Recherchen der SZ fleißig zitiert wird, regelt sich das von selbst.