Rauchen kann tödlich sein. Nichtraucherkampagnen können einem den letzten Nerv rauben. Allein die allgemeine Bigotterie ist kaum auszuhalten. Für einen differenzierten Umgang mit dem Thema wirbt die TAZ, die unter anderem feststellt, daß etwa die meisten Krankenhäuser sachlicher damit umgehen.
Es scheint, als würden Raucher jetzt zum Abschuß freigegeben. Da das Tabakwerbeverbot wohl nicht mehr zu verhindern ist und ein Einbruch in diesem Sektor womöglich folgen wird, kann man sich jetzt ungebremste gesundheitsapostolische Moral leisten. Da man sie nicht mehr zugunsten des Haushalts ausquetschen kann, gibt es keinen Grund mehr, Raucher nicht anzuprangern.
Schon immer hat man in Deutschland so getan, als gäbe es Drogen, weil es Süchtige gibt. Die sind selber Schuld, und zwar an ihrer eigenen Misere, der Verrohung der Jugend und der Klimakatastrophe. Raucher sind Asoziale, behandeln wir sie so!
In Gewissensnöte kommt da höchstens noch der nichtrauchende Säufer. Für die Produkte, die dieser verköstigt, wird weiterhin Werbung gemacht – dieser Verkehrsunfall wurde ihnen präsentiert von Krombacher. Saufen kann genau so tödlich sein, aber dieser Markt ist derart einträglich, daß nicht einmal ein Werbeverbot im Gespräch ist. Und nach den Erfahrungen mit der Prohibition verlangt auch niemand ernsthaft ein totales Alkoholverbot.
Das ist aber auch alles, was die Pharisäer und Plünderer der Süchtigen gelernt haben. Das Dumme an der Sache ist: Es gibt verdammt gute Gründe, nicht zu rauchen, aber sie werden einem verkauft, als müßte man quasi schon aus Protest gegen die Dummheit zum Glimmstengel greifen.