Im Interview mit der ZEIT äußert sich Romano Prodi über seine Politik nach Berlusconi. Dessen Regime bezeichnet er im Einklang mit den Interviewern als “postdemokratisch”. Die Rolle der Medien spielt für Prodi eine entscheidende, verblödende Rolle in der Politik. So stellt er fest: “Bei diesen Wahlen haben rund 70 Prozent der Akademiker für mich gestimmt. 70 Prozent!” und
“Je weniger Stunden die Leute vor dem Fernseher verbringen, desto eher wählen sie die linke Mitte. Das ist die mathematische Gesetzmäßigkeit der Postdemokratie.”
Letzteres ist eine spannende These. “Postdemokratie” in diesem Sinne ist dann allerdings festgelegt auf eine kapitslistische Gesellschaft. Gleichermaßen Ware wie Herrschaftsinstrument, sind die Medien in einer solchen Gesellschaft denen ein Dorn im Auge, die sich nicht verdummen lassen wollen und die nicht von der Wirtschaftsordnung profitieren. Sie finden im Fernsehen also weder Hirnfutter noch eine Abbildung ihrer Lebenssituation. Diese Menschen sehen weniger fern und wählen eher links. Vor allem natürlich dann, wenn die Rechten sowohl die Medienlandschaft als auch den Staat kontrollieren.
Denkbar wäre theoretisch aber auch das Gegenteil: Eine vollständig staatlich kontrollierte Medienlandschaft, die den Sozialismus preist und auf ihre Weise die Massen verdummt. Nicht zwangsläufig also neigen Vielfernseher zum rechten Spektrum, vielmehr neigen sie zur Affirmation, sie mögen keine Veränderung und wählen den, der an der Macht ist.
Schließlich, das ist der Stand der Dinge, ist auch ein  von Linken regiertes Land ein kapitalistisch organisiertes. Von daher bleiben private Medien in der Hand von Eigentümern, die ein vitales Interesse an einem begrenzten EInfluß des Staates haben – solange sie nicht, wie Berlusconi, selbst glauben, der Staat zu sein. Von daher haben die Privatkanäle sogar eine Kontrollfunktion, die fruchtbar sein kann für ein politisches Spektrum.
Eines aber zeigen alle Varianten der Organisation von Macht und Medien: Die schlechteste aller Möglichkeiten sind unkritische Medien und Machtkonzentration. Man kann, ganz folgerichtig, geradezu hören, wie Italien aufatmet. Zumindest der Teil, der noch schreiben und lesen kann.