shootem

Von der National Rifle Association lernen heißt siegen lernen. Mehr Knarren an Grundschulen, das ist die Patentlösung gegen Amokläufe. Wer etwas anderes erwartet hat von der schmierigen Lobby, die in den USA mehr Einfluss auf die Wahlkämpfe hat als die Präsidentschaftskandidaten, hat wohl geträumt. Hier trifft sich alles, was Freiheit ausmacht: Gewalt, Tod, Geld, Feindschaft. Letztere ist die Quintessenz republikanischer Politik, die so erfolgreich war, dass sie nunmehr an ihre natürlichen Grenzen stößt. Man kann nicht alles in Gut und Böse auflösen, die Reps aber können nichts anderes. Das hat ihnen Jahrzehnte lang Erfolge beschert bei Deppen und Hurrapatrioten.

Bist du nicht für uns, bist du gegen uns. Bist du gegen uns, bist du Feind. Bist du Feind, bist du Freiwild. Wir sind die Guten. Die Guten dürfen alles, damit sie siegen. Sie müssen daher schneller ziehen, bessere Waffen haben, mehr Rechte, keine Einschränkungen. So einfach ist das. Es gibt keinerlei Abweichung von dieser Einstellung, denn alles, was komplexer ist, zerstört deren Struktur und den darauf aufsetzenden Konsens.

Tod ist Leben

Wenn die Todesstrafe keine Morde verhindert, brauchen sie mehr Todesurteile. Wenn Folter Terrorismus nicht eindämmt, muss mehr gefoltert werden. Wenn “Härte” gegen Schuldige nicht hilft, muss sie gegen jeden Verdächtigen geübt werden. Christlicher Sadomasochismus und religiöse Allmachtsphantasien prägen die Atmosphäre aus Angst und Erregung. Daher rührt auch die Prüderie, die damit einhergeht. Sex ist Lustverlust. Die Spannung des Eifers steigt ins Unermessliche, wenn Triebabfuhr verboten ist. Der Blümchensex profitiert ebenso davon, weil alles nur noch geil ist. Ein Wunder, dass wir leben, wo der Tod überall lauert, wo der Kampf Gut gegen Böse ein ständiger Krieg ist, die wirren Hirne aufgeladen mit Phantasien von Gewalt und Untergang. Das Armageddon ist immer und überall.

Nun ist solcher Wahnsinn ein nettes Hobby; wenn damit aber Probleme bewältigt werden sollen, wird es wüst. Da Fanatismus keine Kompromisse zulässt, sucht sich das Schema Gut/Böse/Schuld/Sühne immer neue Opfer, die Einschläge des Bösen kommen dabei immer näher. Deren Urheber sind völlig unfähig, sich selbst als solche zu erkennen. Am Ende ist alles Feind, Tod, Vernichtung. “Last Man Standing” heißt das Spiel.

Genau so halten sie es auch mit den Steuern: Die Guten zahlen keine. Es ist ihr Geld, und selbst aus ihren toten kalten Händen wird es ihnen keiner nehmen außer den Erben ihrer Dynastie. Wer mehr hat, hat mehr verdient. Die protestantische, zumal evangelikale Geschmacksrichtung des Schwachsinns hält das für gottgewollt. Gott kennt die Guten und belohnt sie. Das ist das Schöne am Glauben: Er passt immer, denn was nicht passt, ist eine Prüfung. Gut/Böse, Schwarz/Weiß. Der Hass, den sie damit säen, ist ansteckend. Ich stimme ihnen zu: Gebt ihnen mehr Waffen, gleich zu Weihnachten!