Einen inhaltlich erfreulich hochwertigen Artikel gibt es heute in der FR zu lesen, allein: Wem nützt das Kauderwelsch? Stephan Schulmeister nutzt eine der Schwachheiten neoliberaler Strategien und nimmt sie auseinander, um damit ausgerechnet die SPD(-Führung) anzusprechen, was damit leider doppelt ins Leere läuft.

eurosnasmNicht dass ich derartige Argumentationen grundsätzlich zurückweise, ich führe sie ja selbst hier. Es ist aber zu hinterfragen, inwieweit derlei Kommunikationsangebote noch irgendwo Resonanz erzeugen. Hätte man etwa die Hoffnung, Schulmeisters wie gesagt schlüssige Argumentation erzeugte auf Seiten der Neoliberalen selbst jegliche Erkenntnisse, so wäre man wohl naiv. Ein einziges Wort steht dem schon im Wege wie eine Staumauer: Er spricht von “Konsum”. Der intellektuelle Offenbarungseid eines Hans-Werner Sinn, der ganz offiziell glaubt, Konsum sei schädlich für die Wirtschaft, weist auf die tragende Säule im Hokuspokus der Sparpaketboten. Dagegen helfen keinerlei Argumente, schon gar keine, die unmittelbar gegen das Dogma des Konsumverzichts sprechen.

Schulterklopfen

Sich an die eigene Fraktion zu wenden, Argumentationen auf den neuesten Stand zu bringen, ein wenig Schulterklopfen vielleicht, ist nicht schädlich, aber auch wenig hilfreich. Das kann man also machen, wenn einem nichts Besseres einfällt; auch das mache ich regelmäßig selber. Es wäre aber besser, man fände dann stilistisch eine Möglichkeit, nicht staubtrockene Aufsätze zu schreiben, die niemand versteht, der nicht ohnehin längst eine Meinung zum Komplex hätte. Viele der Begrifflichkeiten und Theoreme kann man umgehen und manchmal dabei sogar auf kürzerem Wege zum Ziel kommen. Wenigstens ein Bemühen in diese Richtung wäre schön und wenigstens in einer Zeitung.

Begriffe wie Fiskalpakt, Konsolidierung, systemische Restriktionen, Schuldenquoten oder strukturelles Defizit versteht in dieser Dichte kein Mensch, der sich nicht intensiver mit Volkswirtschaft beschäftigt hat. Sie geistern durch die „Nachrichten“ und hinterlassen nur einen Effekt: Dass nämlich der Neusprech leichtes Spiel hat in der Atmosphäre einer Sprache ohne Bedeutungen.
Ein Satz wie „Man bereinige das Gesamtdefizit um die konjunkturelle Komponente und Einmaleffekte und man erhält das „schlechte“ , weil strukturelle, Defizit“ überfordern den gemeinen Abonnenten einer Tageszeitung.

Das Phänomen, Texte ohne Adressaten zu verfassen, wird vor allem dort zum Problem, wo es notwendig wäre, möglichst viele Menschen zumindest zu interessieren, wenn schon nicht zu informieren. Ich werde das Problem in den nächsten Tagen noch einmal aufgreifen und mich in diesem Ansinnen dem Marxismus widmen. Nicht um ihn zu verbessern, sondern um dazu beizutragen, ihn einer verdienten Totenruhe zuzuführen.