Es geht um sein Geld. Sarrazin ist ein rechtskonservatives Geschäftsmodell; der Markenkern: Fremdenhass, Revisionismus, Nationalismus, Geiz, Missgunst. Insbesondere letztere Aspekte legen in Kombination mit der virulenten Eurokrise nahe, sich gegen den Euro zu stemmen. Wie immer tritt der Rassist (warum soll man das jetzt vergessen haben, bloß weil es einmal nicht um Kopftuchmädchen geht?) und Faktenfälscher als eine Art rechter Volkstribun auf. Als sei es quasi verboten, vom Austritt aus dem Euro zu reden, während überall genau das Thema ist – auch wenn es vordergründig erst einmal um Griechenland geht. Übrigens: England ist auch nicht “im Euro”. Eine Binsenweisheit also, dass es auch ohne geht.

Jauch promotet, Steinbrück assistiert, der Focus macht den Schund zur Serie. Wer je wissen wollte, was eine Verkaufsgarantie ist, findet hier Anschauungsmaterial. Verkauft wird da ein weiteres Buch eines Mannes, den man “Dummkopf” nennen könnte, weil er dummes Zeug verbreitet, der aber vor allem ein aggressiver Schwätzer ist, der eben rassistisch ‘argumentiert’ und seine ‘Fakten’ selbst erfindet, wie er nach der letzten Veröffentlichung selbst zugab. Dem es gelungen ist, genetisch bedingte Eigenschaften bei Nationalitäten (“Türken”), Sprachräumen (“Araber”) und Religionen (“Juden”) vorzufinden, ohne dass dies als Rassismus gelten soll. Wer lädt einen solchen Scharlatan noch ein? Wer diskutiert dessen “Thesen”, die noch nie welche waren, sondern schon immer die Auswürfe eines Trolls?

Trolle und ihre Währungen

Dessen Hauptargument, bestechend wie alle anderen, war immer: “Haben Sie mein Buch gelesen? Haben Sie es ganz gelesen?”, und seine Adepten wiederholen es fröhlich, denn nur die Gemeinde darf eine Meinung haben in ihrer tabufreien Zone. Es soll niemand eine Meinung haben, der nicht Käufer ist. Es soll keinerlei Metakommunikation zugelassen sein. Niemand soll den Autor disqualifizieren dürfen. Dies ist zwar auch keine schöne Technik, um eine Debatte zu führen, aber es lässt sich nicht vermeiden zu konstatieren: Ich diskutiere nicht alles mit jedem. Nicht über Juden und Araber mit einem islamophoben Rassisten und nicht über die Eurokrise mit einem geständigen Lügner, der ‘analysiert’, der Euro sei ein Tribut der Deutschen wegen des Holocausts.

Das wäre schon sachlich unmöglich, es wäre unmöglich, eine solche ‘Diskussion’ jemals auf einen inhaltlichen Punkt zu führen oder zu Positionen zu kommen, zwischen denen man sich entscheiden könnte. Stattdessen das, was man von Auseinandersetzungen mit solchen Trollen kennt: Aufmerksamkeit Erregen um jeden Preis, eine Extremposition einnehmen, sich in eine Opferrolle begeben und permanent Konnotationen einwerfen, von denen man weiß, dass sie polarisieren. Aufmerksamkeit ist die Währung der Trolle, der PR-Agenturen und der Verlage. Herzlichen Glückwunsch, Sie haben einen Bestseller geschrieben.

Traurig, dass Frank Luebberding glaubt, es bräuchte einen Sarrazin, um gewisse Selbstverständlichkeiten auszusprechen. Noch trauriger, dass er nicht erkennen will, welchem Zweck das dient und was man sich damit nebenbei sonst noch so alles ins Haus holt, wenn man dem zustimmt. Zeit, sich an eine Weisheit zu erinnern, die einem dabei in den Ohren dröhnen sollte: Es ist nichts Richtiges im Falschen.