Es ist noch immer kein Krieg in Afghanistan. Zwar werden dort jetzt auch deutsche Panzer eingesetzt, um “Taliban” zu jagen und zu töten, aber auch das ist noch kein Krieg, wie gehabt: Kein Krieg im Krieg gegen den Terror. Die Afghanen dürfen bald zwischen unterschiedlichen korrupten Kandidaten für das Amt des Präsidenten von Kabul wählen. Um diese Farce schon im Vorfeld militärisch aufzuwerten und dafür zu sorgen, daß auf jeden Fall Kampfhandlungen stattfinden, gibt es heuer einige Geländegänge mit Granateneinsatz. Nützen wird das nichts, aber sterben werden dafür weitere Menschen.

Die Illusion, man könne durch miltiärische Operationen auch nur kurzfristig die bewaffneten Islamisten, Drogenbosse und sonstige Warlords zurückwerfen, ist schon zur Zeit der sowjetischen Besatzung geplatzt. Aber unser Verteidigungsminister ist davon überzeugt, daß die deutschen Brunnenbohrer durch ihren Nichtkrieg mehr Erfolg haben werden.
“Dann schießt mal schön”, möchte man sagen, wären da nicht die Leute, die tot umfallen und das unerträglich zynische Spiel um angebliche Sicherheit. Die Bundeswehr sei am Hindukusch, um die Sicherheit der BRD zu gewährleisten. Das ist an sich schon so kreuzdämlich, daß es einen nicht wundert, wenn dafür seit Jahren kein einziges nachvollziehbares Argument geliefert wird. Im Anfang war da übrigens die “uneingeschränkte Solidarität” mit den USA, da war von deutscher Sicherheit noch gar keine Rede.

Es sprengt einem aber die Schädeldecke weg, wenn dann wiederum verlautbart wird, die Einsätze der Bundeswehr führten daheim zu einer größeren/schärferen/gefährlicheren “Bedrohunglage”. Diese wiederum muß durch schärfere Maßnahmen zur Inneren Sicherheit und die Einschränkung von Freiheitsrechten bekämpft werden. Derweil werden Vergeltungsmaßnahmen der “Taliban” durch stärkere Truppenpräsenz und Gegenoffensiven beantwortet, die zu weiteren Bedrohungslagen führen. Auf diese Weise wird die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland am Hindukusch verteidigt.

Das stimmt auch völlig, sofern es sich bei “Sicherheit” um den Einsatz von Sicherheitstechnologie, Militär und Polizei handelt. Das exakt wird am Hindukusch verteidigt, gefördert und auf irrwitzige Weise “legitimiert”. Deutschland will dahin, wo die USA und Russland längst sind: Hin zu ständigen sinnlos blutigen Auslandseinsätzen und einer paranoiden “Inneren Sicherheit”. Ginge es wirklich um Frieden und Sicherheit, gäbe es nur eine Option: Sofort diesen Irrsinn zu beenden. Es ist ein unfaßbares Armutszeugnis für diese Gesellschaft, daß sich die Menschen in Zwiesprech einlullen lassen und diejenigen bestärken, die solche sinnlosen Kriege führen.
Vor einigen Jahren noch hätte man jeden für verrückt erklärt, der solche Zustände vorausgesagt hätte. Man hätte diese Demokratie für gereifter gehalten.

Säbelrasseln, Basta-Politik, eine Sozialdemokratie, die ihr Klientel als Schmarotzer beschimpft und Golfclubs fördert, Verherrlichung des Adels, Begünstigung von Reichen bei Senkung von Sozialleistungen, Medien, die die Einheitsmeinung verbeiten, gnadenloses Mobbing gegen Andersmeinende – und weit und breit keine APO, die solche prädiktatorischen Entwicklungen anprangert. Deutschland 2009 – Es ist wieder zum Fürchten.