Es mag etwas kapriziös erscheinen, aber ich habe heute einen Artikel von Dietmar Dath gelesen, der mich geärgert hat. Er hat mich deshalb geärgert, weil er den Begriff “Ideologie” willkürlich mit Assoziationen behängt, die ihm eine unsinnige Komplexität verleihen und damit mehr verschleiert als erhellt. Das mag daran liegen, dass der Autor, der hier einen merkwürdigen Anspruch an “Praxis” formuliert, dieser wohl kaum selbst standhält.
Dath zieht eine nicht ungefährliche Schublade auf, die nämlich, in der die Dämonen der Fleischhauers lauern, eine flache Kritik der nach-68er:
“In den siebziger und achtziger Jahren [...] verstand man unter Ideologie das schlechthin “affirmative” Denken und Reden, also jede Form der gesellschaftsbezogenen Äußerung, mit der vorhandene Widersprüche unzutreffenderweise als versöhnt dargestellt wurden.”
Das bürgt für Qualität: “Er gilt als …”, “Man versteht …” Wer bitte verstand das wo und woher hat er das bloß? Nein, affirmatives Reden ist nicht Ideologie. Ideologie ist hingegen affirmativ. Ideologie kennt nichts anderes als Bestätigung und daher keine Kritik. Nicht jedes Befürworten eines Zustandes ist aber deshalb gleich Ideologie.
Common Sense ist noch keine Ideologie
Und auch gesellschaftliche Widersprüche, die in Rituale übergehen, ein Habitus oder das, was man eben mitmacht, sind nicht unbedingt Ideologie. Common Sense ist nicht grundsätzlich ideologisch, deshalb taugen auch die Beispiele wenig, wie dieses:
“Wir trennen bereits den Müll, haben aber noch keine stimmige Energiewirtschaft”
Na und? Auf das eine hast du Einfluss, auf das andere nicht. Niemand behauptet, mit der Mülltrennung sei alles gut. Ich trenne auch Müll, obwohl die Energiewirtschaft für mich genauso eine Mafia ist wie die Entsorger. Wo ist jetzt das ideologische Moment? Und warum befragt Herr Dath ausgerechnet Lenin und Engels? Haben die auch ihren Müll getrennt?
“Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es Leute, die sich auf den Begriff sogar positiv bezogen: Noch Lenin schreibt lobend von einer proletarischen oder dialektisch-materialistischen Ideologie, die er der von ihm abgelehnten bürgerlichen und idealistischen entgegensetzt.”
So, dann gehen wir doch bitte mal an die Wurzel des Begriffs. Er entstammt meines Wissens dem Enzyklopädismus, dem Versuch, das gesamte Wissen der Welt lexikalisch festzuhalten. Ein für das 18. Jahrhundert zeitgemäßer, wenn auch rührender Ansatz. Im Anschluss daran versteht man auch das Problem der Ideologie: Sie möchte vollständig sein, strebt zwangsläufig zum totalen Weltbild und gerät deshalb zu einer Ideenlehre, die schon bald nur mehr damit beschäftigt ist, auszuschließen anstatt zu erschließen. Sie verbreitet eine fertige Idee und entwickelt diese nicht weiter. Das ist der Kern jeder Ideologie. Dath schaufelt weiter die Kohlen in seine Lok, die leider auf dem falschen Gleis davon rattert:
Das sagt mir gar nichts
“Aber Engels sagt mehr. [...] Er sagt, was genau an der Sorte Bewusstsein falsch ist, die Ideologie produziert: Weil ihr Träger die in gesellschaftlichen Verhältnissen gebundenen Kräfte, die ihn bewegen, nicht kennt, imaginiert er falsche und vergisst, dass sein Denken von seinem Handeln abhängt”
Schön, dass Engels das sagt, mir sagt das aber überhaupt nichts. Warum muss man den Begriff “Ideologie” mit diesem Praxis-Schmarrn behaften? Warum kann ein theoretischer Versuch nicht theoretisch bleiben, vor allem aber: Warum muss ich den Umweg über ein “Handeln” gehen, wenn Ideologie auf der theoretischen Ebene, der sie angehört, bereits zum Scheitern verurteilt ist? Ihre Grundpfeiler, der Anspruch auf Vollkommenheit und die Anmaßung, Ideen zu lehren, sind vormodern. Deshalb taugt das Ganze nichts. Die Kritik Adornos und der Frankfurter Schule ging deshalb sehr viel tiefer als Dath sie vorführt: Sie richtet sich am Ende gegen jede Theorie, die ins Positive dreht. Einfach gesagt: Alles Wissen hat ein Haltbarkeitsdatum. Das ist es, was die Ideologen nicht begreifen.
Schließlich:
“Sozialkritik, die nicht ihre Positionen offen vermittelt mit der Praxis derer, die da reden, ist Anlauf zur Errichtung oder Verschärfung von Herrschaft”
ist die falsche Diagnose. Es ist recht verständlich, dass die Theorie der eigenen Praxis nicht unmittelbar widersprechen sollte. Sich von Mutti die Bütterkes schmieren lassen und die Weltrevolution planen kommt einfach nicht gut. Das ist aber nicht das Problem. Die Praxis derer, die da reden, ist bereits geprägt von den Möglichkeiten, die Herrschaft noch lässt. Hier ist Theorie geradezu darauf angewiesen, die Praxis virtuell außen vor zu lassen. Was Herrschaft errichtet und verschärft, ist die Gewalt der Ideologie: Ihre Propaganda.
Oktober 4th, 2011 at 23:31
Ich habe den Begriff immer so verstanden, dass er falsches Bewußtsein meint, an dem ums Verrecken festgehalten wird. Oder anders gesagt: Ein bestimmtes Denken kann zunächst richtig sein oder ist doch zumindest so etwas wie eine Handlungshypothese. Ohne bestimmte Annahmen kein Handeln. Im Handeln kann sich herausstellen, dass dessen Prämissen sich als irrig erweisen, man aber trotz dieser Evidenz an den Prämissen festhält. So wäre heute ein unkritischer Umgang mit Antibiotika Ideologie, während im Augenblick der Entdeckung des Penicillins die Nebenwirkungen (Resistenzbildung) noch nicht erkennbar waren.
Ich bin einmal heftig beschimpft worden, weil ich in einem Text für den Katalog der documenta 8 – 1987 – die Behauptung Richard Serras, alles sei Ideologie, selbst eine Landschaft, so nicht übersetzen wollte.
In der DDR galt Ideologie als eine Lehre, die man in der Praxis umsetzen wollte und sollte, um den Aufbau des Sozialismus voranzutreiben.
Oktober 5th, 2011 at 00:46
“In der DDR galt Ideologie als eine Lehre, die man in der Praxis umsetzen wollte und sollte, um den Aufbau des Sozialismus voranzutreiben.”
Eben, Ideologie kann in die Praxis umgesetzt werden. Das ist das dann Gehorsam als Resultat der Propaganda, oder in der brutalsten Form der Ideologie, einem Befehl folgend.
“Falsches Bewusstsein” überstrapaziert einen Begriff (Ideologie), der den seinerseits problematischen des “Bewusstseins” ursprünglich gar nicht kannte.
“Falsches Bewusstsein” ist seinerseits eh tendenziell ideologisch, denn etwas ist bewusst oder nicht – was soll daran falsch sein?
Ein “unkritischer Umgang mit Antibiotika” ist auch nicht Ideologie, sondern erst mal schlichte Dummheit – einerlei, woraus diese sich speist.
Der Begriff “Ideologie” unterliegt einem ähnlich abgelutschten Gebrauch wie der des “Faschismus”, woraus folgt, dass die Begriffe austauschbar und damit inhaltslos werden. Gerade die Konfrontation von “Ideologie” mit “Bewusstsein” befördert Paradoxien. Während Ideologie Täuschung/Betrug nach zieht, zielt Bewusstsein aufs Gegenteil ab: Dem kritischen Hinterfragen, das nur auf der Höhe bewusster Reflexion möglich ist.
Dann noch lax das Handeln hinten dran zu hängen, endet in purem Blödsinn. Handeln ist nur äußerst mittelbar Resultat von Bewusstsein – und das wiederum auch jenseits jeder Ideologie.
Mist, ich hab nen 24-Stunden-Dienst vor mir und bitte um Geduld, wenn ich hier erst später weiter diskutieren kann.
Oktober 5th, 2011 at 05:35
Im hessischen Rundfunk gab’s früher mal eine wöchentliche Satiresendung mit der Glosse:
“Papa, Charlie hat gesagt……”. Sowas kennte man nicht bei der FAZ oder durfte nicht.
Zur “Qualitätsschreibe” von Didi Dath fällt mir so wirklich nichts mehr ein, als eben nur den alte Charlie zuzitieren:
Das Bewußtsein kann nie etwas Andres sein als das bewußte Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozeß. Wenn in der ganzen Ideologie die Menschen und ihre Verhältnisse wie in einer Camera obscura auf den Kopf gestellt erscheinen, so geht dies Phänomen ebensosehr aus ihrem historischen Lebensprozeß hervor, wie die Umdrehung der Gegenstände auf der Netzhaut aus ihrem unmittelbar physischen.
(Karl Marx)
Oktober 5th, 2011 at 07:50
Ds Grimmsche Wörterbuch präsentiert(e) die Begriffe und Worte im Kontext ihres Gebrauchs bzw. ihrer Verwendung. Hier einmal ansatzweise der Versuch, den Gebrauch des Wortes Ideologie beim Deutschlandfunk zu zeigen:
https://www.dradio.de/suche/?action=search&uri=suche%2F&exp=&sp0=&sp1=1&sp3=&sa2=&sa3=&sa4=&num=10&sort=date%3AD%3AR%3Ad1&q=ideologie&ss=&sn=1
Was das falsche Bewußtsein anbelangt, so wird diese Formulierung durchaus in der Kritischen Theorie verwendet, etwa in Bezug auf das Fernsehprogramm der 50er und 50er Jahre. Adorno sagte: Falsches Bewußtsein wird mit Anstrengung zu belassen wie es ist.
Auch der Begriff Bewußtsein ist mehrdeutig und kann zunächst nur bedeuten, dass eine(r) sprachlich sich mitteilt und äußert. Wenn meine Enkelkinder Vorstellungen über die Welt äußern, müssen diese nicht richtig sein, sind aber dennoch Bewußtsein. Kein richtiges, aber ein altersgemäßes Bewußtsein …
Kant unterschied zwischen dem Denken als dem Vermögen der Begriffe und der Anschauung als dem Vermögen der Vorstellungen: Bild und Begriff sind beides Elemente des Bewußtseins …
Oktober 5th, 2011 at 08:53
Ideologie und Dogma ist in meinen Augen genau dann gegeben, wenn die Realtität die These Lügen straft. So sollten durch Lohnsenkungen mehr Jobs entstehen (nicht geschehen). So sollten Steuersenkungen die Wirtschaft nachhaltig ankurbeln (nicht geschehen). Diese Thesen einzeln betrachtet kann man noch sehr schön begründen. Im Gesamtzusammenhang eines Gesellschaftssystems kommt man sehr schnell an logische Widersrpüche. Da sich die meisten “neo-liberalen” Denker (liberal in allem, aber nicht im Geist) nicht die Mühe machen über ihren Hayekschen Ideologiegrenzen hinauszudenken, sind sie froh das man mit einfachen Mitteln Begründungen für ihren Thesen schafft. Heiner Flassbeck bringt dies gut auf den Punkt in seiner Keynote Lecture
https://endlessgoodnews.blogspot.com/2011/10/keynote-lecture-von-heiner-flassbeck.html
Oktober 5th, 2011 at 10:46
Jede Ideologie, die vorgibt im Interesse aller, gar der gesamten Menscheit(!) zu sein, in Wahrheit aber nur ideologisch verbrämt partikulare Interessen ein Minderheit zum Ausdruck bringt, kann immer nur zu einer Lüge ausarten, ganz gleich, ob sich die Träger und Verbreiter derartiger Ideologien dessen bewusst sind oder nicht.
Oktober 5th, 2011 at 12:00
“Ideologie kennt nichts anderes als Bestätigung und daher keine Kritik.”
Wer sich selbst nicht zu hinterfragen bereit ist, wird immer in eigenen oder fremden, übernommenen Ideologien gefangen bleiben. Nur die Fähigkeit, sich selbst in Frage zu stellen, befähigt auch zu Objektivität – und diese letztlich zu Gerechtigkeit.
Oktober 5th, 2011 at 15:27
“Falsches Bewusstsein”, …das hat doch immer der andere, der Gegner, oder?
Oktober 5th, 2011 at 15:57
“Während Ideologie Täuschung/Betrug nach zieht, zielt Bewusstsein aufs Gegenteil ab: Dem kritischen Hinterfragen, das nur auf der Höhe bewusster Reflexion möglich ist.
Dann noch lax das Handeln hinten dran zu hängen, endet in purem Blödsinn. Handeln ist nur äußerst mittelbar Resultat von Bewusstsein – und das wiederum auch jenseits jeder Ideologie.”
Alles Wissen kommt aus dem Handeln. Wissen ist Aneignug von Erfahrungen.
Die Theorie kommt nicht vor der Praxis und das Bewußtsein kommt nicht vor der Tat.
Das (gesellschaftliche) Sein bestimmt das Bewußtsein!
Damit ist das Denken vom Handeln bestimmt, nicht umgekehrt.
Ein Ideologe geht davon aus, daß er mit dem Denken das Handeln bestimmen kann.
Bester Ideologe ist immer noch die Religion… gleich danach kommen die Philosophen ;-)
“[Ideenlehre] verbreitet eine fertige Idee und entwickelt diese nicht weiter. Das ist der Kern jeder Ideologie.”
Oh, sie könnte diese ruhig weiterentwickeln, so lange ‘sie’ sich nicht wirklich tiefgehend mit der Praxis (gesellschaftliche Bedingungen) ‘kurzschließt’ bleibt sie immer noch Ideologie…
Einzig aus dem Kopf für den Kopf ist Ideologie… so ganz salopp würde ich das zusammenfassen.
Oktober 5th, 2011 at 16:11
“In der DDR galt Ideologie als eine Lehre, die man in der Praxis umsetzen wollte und sollte, um den Aufbau des Sozialismus voranzutreiben.”
Eben, Ideologie kann in die Praxis umgesetzt werden. Das ist das dann Gehorsam als Resultat der Propaganda, oder in der brutalsten Form der Ideologie, einem Befehl folgend.
Ideologie kann nicht wegen Ideologie umgesetzt werden; wegen der Macht, mit der sie in diesem Fall verbunden war.
Eine Minderheit hat sich dieser Ideologie zusätzlich bedient, um ihre Macht zu festigen oder wenigstens zu erhalten.
Was hat es genützt?
Genau.
Ideologie nützt nämlich gar nix.
… das ist das gute an uns Menschen, wenn wir Hunger haben, haben wir trotz Ideologie immer noch Hunger und Brot aus Sand macht uns auch bei der besten ideologischen Betreuung nicht satt.
Wir finden unser Leben auch nicht darum schön(er) weil uns das ständig einer einzureden versucht, wir finden es darum aber auch nicht schlecht(er).
Wenn Ideologie zu wirken scheint, dann da, wo sie das nicht bräuchte und da wo sie es ‘müßte’, isse für die Katz :-D
Oktober 5th, 2011 at 16:12
Wat. meint:
Oktober 5th, 2011 at 15:57
“Einzig aus dem Kopf für den Kopf ist Ideologie… so ganz salopp würde ich das zusammenfassen.”
Weshalb “ausgereifte” Ideologien oder auch (recht geschlossene)”Weltanschauungen” immer das Werk von “Kopfarbeitern”, sprich: Intellektuellen(manchmal schaffen sie es gar in Staatsämter) sind, die von jeder wirklich praktischen, jéder wirklich wissenschaftlichen Tätigkeit “befreit” sind, also frei, freigestellt sind zum Spintisieren bzw. Legitimitieren von JEGLICHER aktuellen Herrschaft?…
(Ich frage ganz bewusst, kein rein rhetorisches Fragezeichen!)
Oktober 5th, 2011 at 16:32
Auch ‘Webster’s Third New International’ definiert ‘Ideology’ zunächst einmal neutral als Sammlung von Ideen, vorzugsweise menschliches Leben und Kultur betreffend. Erst wenn sie dogmatisch wird, bekommt sie diesen ‘negativen Anstrich’, der dem Begriff inzwischen im Alltagsgebrauch eignet. Die unmittelbare Gleichsetzung ‘Ideologie = Dogma’, wie sie auch in dem Schaubild (woher das übrigens?) aufscheint, halte ich aber für problematisch, auch wenn sie wie gesagt den Alltagsgebrauch reflektiert.
Oktober 5th, 2011 at 16:33
@Bakunin
Jein. ;-)
Sie sind mE zur Legitimation aller Herrschaft einer Minderheit über eine Mehrheit da, nicht nur der aktuellen.
Sie ist Legitimationsversuch für alle(!) sich zum Stellvertreter und Führer berufen fühlenden.
Btw. wissenschaftliche Arbeit ist Kopfarbeit, sie verarbeitet vor allem fremdes Wissen…, also jenes Wissen, das aus dem Handeln anderer hervorgeht.
Oktober 5th, 2011 at 16:48
Wat. meint:
Oktober 5th, 2011 at 16:33 “Btw. wissenschaftliche Arbeit ist Kopfarbeit, sie verarbeitet vor allem fremdes Wissen…, also jenes Wissen, das aus dem Handeln anderer hervorgeht.”
Das dürfte sicherlich für alle Wissenschaften gelten, bis hin zurück zu den so genannten ionischen Naturphilosophen.
Wenn wir uns aber nur mal allein die Geschichte der Naturwissenschaften überhaupt anschauen, gab es nicht auch da immer wieder Dogmen, gab es selbst dort nicht immer wieder Versuche, geschlossene “wissenschaftliche Weltbilder” zu entwerfen, ob in der Physik, der Biologie(ganz besonders die Evolutionstheorie!) etc..?
Klingen nicht zuweilen auch Aussagen von etablierten Naturwissenschaftlern recht ideologisch?
Ich meine: Besteht nicht in jeder wissenschaftlichen Betätigung die Gefahr einer Ideologisierung, insbesondere, wenn damit Ansehen, Macht, Privilegien oder einfach viel Geld verbunden sind?
Oktober 5th, 2011 at 17:02
@Bakunin
‘tschuldigung, wenn ich mich nicht klar ausgedrückt habe.
Menschen haben ihr Wissen aus Erfahrungen, ihren eigenen und denen ihrer Vorfahren.
Kann Wissen je abgeschlossen sein? ;-)
Wissenschaft ist ein Kind und Teil der Klassengesellschaft(en).
Wissenschaft wird immer von dafür ausgesuchten und dafür freigestellten Menschen betrieben – es gilt Wissen im Eigentum einer bestimmten privilegierten Menschengruppe zu versammeln bzw. zu behalten.
Wissenschaft als Privileg oder Kopfmonopol.
Wird langsam Essig, dem Internet sei u.a. Dank ;-)
Oktober 5th, 2011 at 17:21
Wat. meint:
Oktober 5th, 2011 at 17:02
“Wissenschaft als Privileg oder Kopfmonopol.
Wird langsam Essig, dem Internet sei u.a. Dank ;-)”
Dafür dürfen wir ausnahmsweise auch mal dem Kapitalismus, ganz konkret dem US-Imperialismus mit seinem nach 1945 errichten weltweiten militärischem Stützpunktsystem dankbar sein.
Erst dieses den ganzen Globus umfassende Stützpunkt-Systems des US-Militärs schuf das BEDDÜRFNIS nach einer VERNETZUNG – eigentliche Geburtsstunde des Internets!
Ich glaube, selbst ein Marx/Engels oder Lenin wären zumindest darüber begeistert gewesen! -:)
Oktober 5th, 2011 at 17:41
@Bakunin: ‘Schuld’ hat die kapitalistische Produktionsweise… ;-)
Oktober 5th, 2011 at 17:45
# Wat. meint:
Oktober 5th, 2011 at 17:41
“@Bakunin: ‘Schuld’ hat die kapitalistische Produktionsweise… ;-)”
Hä??? (Nur Vulgär- Marxisten, ganz besonders auch Vulgär- “Leninisten” haben im Imperialismus nur(!) noch seine “faulenden” und parasitären Aspekte gesehen, NICHT auch seine ihm nach wie vor innewohnenden wissenschaftlich-technischen Potentiale, Ideologen eben wie gehabt, siehe Ausgangstext…)
Oktober 5th, 2011 at 17:55
@Bakunin: Alles neue entwickelt sich immer schon im alten. Etwas neues kann es nicht geben, ohne daß nicht schon im alten seine Voraussetzungen geschaffen wurden.
Und um wieder zum eigentlichen Thema zu kommen – Ideologie kann das nicht überbrücken und schon gar nicht ersetzen.
Oktober 5th, 2011 at 19:48
@Wat.(9): (kurz zwischendurch)
“Einzig aus dem Kopf für den Kopf ist Ideologie… so ganz salopp würde ich das zusammenfassen.”
Das halte ich für grundfalsch. Ideologie ist unmittelbar für die Praxis gestrickt, die sie zu bestimmen versucht. Dass sie sich durch Efahrung nicht korrigieren lässt (insofern von Praxis abgeschottet ist) ist schon ein Manko der Theorie. Insofern stimmt auch nicht:
“Alles Wissen kommt aus dem Handeln. Wissen ist Aneignug von Erfahrungen.
Die Theorie kommt nicht vor der Praxis und das Bewußtsein kommt nicht vor der Tat.”
Nein, es gibt selbstverständlich Wissen ohne Handeln. Die moderne Wissenschaft entfernt sich zusehends nicht nur von Handeln, sonndern auch von Erfahrung. Dennoch schafft sie Wissen. Auch Metatheorie generiert Wissen und ist immens wichtig – gerade Kritik kann auf der Ebene reiner Theorie sehr wirksam sein. Dass es freilich kein Individuum gibt, das nie gehandelt hat, ist banal. Insofern bezieht sich Theorie immer mittelbar auf Handeln, indem die Erfahrungen des Theoretikers nämlich einfließen. Theorie ohne Praxis ist ebenso dumm wie Praxis ohne Theorie. Ideologien wie der NL gehören beidem an, aber nur am Rande. In der Tat ist dort die ‘Theorie’ von der Praxis abgespalten, es findet keine Wechselwirkung statt.
(Tippfehler bitte behalten)
Oktober 5th, 2011 at 19:49
@Peinhard (12): Das Bild habe ich selbst zusammen geschustert, es bezieht sich ursprünglich explizit auf das Beispiel Neolib und dogmatische Ideologie.
Oktober 5th, 2011 at 20:01
Zwischen gefestigter Ideologie und verständlichen Begreifbarkeiten passt ein ganzes Universum.
Oktober 5th, 2011 at 20:34
@flatter
Einzig aus dem Kopf für den Kopf ist Ideologie… so ganz salopp würde ich das zusammenfassen.
Das halte ich für grundfalsch.
Das war auch sehr verkürzt geschrieben, ich wollte damit auf Deinen Ausgangssatz (Engels) eingehen, ohne hier ein Blockquote zu machen, den Satz von ihm zu vervollständigen und ohne ihn selbst noch mal auseinander zu nehmen… ok, ist schief gegangen…
Ideologie ist unmittelbar für die Praxis gestrickt, die sie zu bestimmen versucht. Dass sie sich durch Efahrung nicht korrigieren lässt (insofern von Praxis abgeschottet ist) ist schon ein Manko der Theorie. Insofern stimmt auch nicht:
“Alles Wissen kommt aus dem Handeln. Wissen ist Aneignug von Erfahrungen.
Die Theorie kommt nicht vor der Praxis und das Bewußtsein kommt nicht vor der Tat.”
Natürlich ist sie unmittelbar für die Praxis gestrickt, aber wie will sie denn dort ankommen – über den Kopf derer, die da handeln sollen, daß sie handeln.
Nein, es gibt selbstverständlich Wissen ohne Handeln. Die moderne Wissenschaft entfernt sich zusehends nicht nur von Handeln, sonndern auch von Erfahrung. Dennoch schafft sie Wissen.
Nein, wie sollte denn das gehen, Wissen kann ich nur aus der Praxis, dem Tuen haben, meinem eigenen oder dem von anderen.
Sich hinsetzen und sagen, jetzt krieg ich eine Idee, ist doch Quark. Die Idee hat einen Auslöser und da reicht nicht mal der Auslöser: Ich will jetzt was klügeres machen – auch das kann immer nur auf etwas aufbauen.
Auch Metatheorie generiert Wissen und ist immens wichtig – gerade Kritik kann auf der Ebene reiner Theorie sehr wirksam sein. Dass es freilich kein Individuum gibt, das nie gehandelt hat, ist banal. Insofern bezieht sich Theorie immer mittelbar auf Handeln, indem die Erfahrungen des Theoretikers nämlich einfließen.
Sie versucht sich aber trotzdem aus vorhandenem Wissen um etwas abzuleiten.
Jo, bestreite ich nicht, daß die Erfahrungen auch der Theoretiker einfließen, aber ohne die Erfahrungen der Praktiker hätte er nicht einmal angefangen, irgendetwas ‘theoretisches’ zu machen.
Theorie ohne Praxis ist ebenso dumm wie Praxis ohne Theorie. Ideologien wie der NL gehören beidem an, aber nur am Rande. In der tat ist die ‘Theorie’ von der Praxis abgespalten, es findet keine Wechselwirkung statt.
„Die Ideologie ist ein Prozess, der zwar mit Bewusstsein vom so genannten Denker vollzogen wird, aber mit einem falschen Bewusstsein. Die eigentlichen Triebkräfte, die ihn bewegen, bleiben ihm unbekannt, sonst wäre es eben kein ideologischer Prozess. …
Er arbeitet mit bloßem Gedankenmaterial, das er unbesehen als durchs Denken erzeugt hinnimmt und sonst nicht weiter auf einen entfernteren, vom Denken unabhängigen Ursprung untersucht, und zwar ist ihm dies selbstverständlich, da ihm alles Handeln, weil durchs Denken vermit-telt, auch in letzter Instanz im Denken begründet erscheint.“ F. Engels, Brief an Mehring (1893), MEW 39, 97.
(Ich hab dafür, weil das einfach schneller ging, das Lexikon des Marx-Forum benutzt)
Das verleitete mich zu der Verkürzung – vom Kopf für den Kopf…
Oktober 5th, 2011 at 21:19
Das klingt für mich wie ne Kritik am Idealismus, zumal an Hegel. Ein weites Feld …
Vielleicht können wir uns erst mal darauf einigen, dass das Auseinanderfallen von Theorie und Praxis Ideolgie auszeichnet? Ich bin nach wie vor nicht der Ansicht, dass Praxis/Handeln ‘zuerst’ kommt, das läuft auf die Diksussion Henne/Ei hinaus. Der Mensch zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass sein Handeln mittelbar sein kann, nicht unmittelbar zielgerichtet. Letzteres kann jede Amöbe.
Oktober 5th, 2011 at 21:29
Na, mein Begriff von Ideologie hat schon was mit dem griechischen Begriff eines Vorstellungsvermögens (idea) zu tun. Der Begriff Ideologie selber, stammt von irgendeinem französischen Philosophen irgendwo um 1780 oder 90 herum.(fragt bitte jetzt nicht nach dem Namen) Und genau genommen, war es das erste Paradoxon, was die Aufklärer selber geschaffen hatten. Als polare Begrifflichkeit zum Rationalismus eines Descartes, hatte man erkannt, dass es kein Vorstellungsvermögen, ohne, (höchst unrationale), sinnliche Erfahrungswerte geben kann. (Was ansonsten einem rein unbewussten mechanischen Betrieb entsprochen hätte). Blöderweise, schlug man sich zu der Zeit mit recht obskuren, um nicht zu sagen okkulten Ideen rum, welche man auf ihre aufklärerischen Sachverhalte bereinigen wollte. Und dabei fiel einem nichts besseres ein, als das Vorstellungsvermögen, zum mechanisch bewertbaren Prozess zu erklären. Also hat man es nie real geschafft, dem Rationalismus tatsächlich eine Polarität zu bieten. Und was ist ein Prozess? Ein Vorgang mit einem eindeutigen Zeitstrang. Also eine Zielrichtung. Ein Vorgang, mit eindeutigem Ziel. Seit der Zeit, ist Ideologie an den Vorgang der Verfolgung einer Zielrichtung gebunden. Genau genommen, die Hin- und Ausrichtung aller Sinne, – auf ein Ziel. Der Rest, was man mit den Sinnen erreichen kann, hierzu gehört auch das ganze gegenwartsgebundene Spektrum an Vorstellung, welche etwas mit empathischen und sinnlichen Bildern vom umgebenden Menschentum zu tun haben, und
auch was man sonst so an Vorstellungen und Ideen hat, – ist unverändert unrational und entspricht nicht der unveränderd streng rationalen aufklärerischen Zielrichtung (Ideologie) einer alles umfassenden rationalen Erkennungsfähigkeit. (Im Ernst, so wird man das nie schaffen ;-).
Oktober 5th, 2011 at 21:30
@flatter
Vielleicht können wir uns erst mal darauf einigen, dass das Auseinanderfallen von Theorie und Praxis Ideolgie auszeichnet?
Ja.
Ich bin nach wie vor nicht der Ansicht, dass Praxis/Handeln ‘zuerst’ kommt, das läuft auf die Diksussion Henne/Ei hinaus. Der Mensch zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass sein Handeln mittelbar sein kann, nicht unmittelbar zielgerichtet. Letzteres kann jede Amöbe.
Naja, wenn Du das so sagst, dann könnte ich das gleiche für Sein und Bewußtsein sagen – es ‘schaukelt’ sich gegenseitig hoch – soweit würd’ ich mitgehen und fände das sogar korrekt.
Aber ohne, daß Erfahrungen mal entstanden, konnte keine Theorie darüber und dafür entwickelt werden…
Btw. Können wir uns auch darauf einigen, daß ich kein D und R vor meinen Namen pinseln kann…
Aber ich glaub, einigermaßen gesunder Menschenverstand zeichnet mich trotzdem aus. ;-)
Oktober 5th, 2011 at 22:11
@ flatter
Noch früher wurde die zunehmende Trennung von Theorie und Praxis bemerkt: „Erzähl mir etwas, und ich vergesse es. Zeig mir etwas, und ich erinnere mich. Lass es mich tun, und ich verstehe.”
Allerdings bringt diese Erkenntnis heute gar nichts mehr, da zu viele Menschen Dinge tun, die sie einfach nicht verstehen.
Oktober 5th, 2011 at 22:22
@flatter
Ich würde es auch als maßgeblich für die Ideologie sehen, dass die Praxis keine Rückwirkung auf die Theorie hat. Das Weltbild ist gefestigt, die Anthropologie steht. Insofern bleibt das Handeln eingeschränkt, häufig “alternativlos”, da alternative Deutungen der Situation nicht zulässig sind. Als Rückwirkung bleibt dann lediglich eine Bestätigung der Theorie oder mutmaßliche Fehler in der Praxis.
Oktober 5th, 2011 at 22:40
Nimmt doch Gestalt an, das hier ;-)
@Wat.: Dat d und r, da kann man sich in jeder Hinsicht dem Arsch mit abwischen. Bei mir weisen die auf die gewisse Behinderung hin, bei bestimmten Stichworten bestimmte Diskurse zu wittern wie ein Schachspieler, der halt seine Standardpartien auswendig kennt. Bei den Marxenengelsens liegt der verdacht allerdings immer nahe, dass sie sich gerade wieder am Hegel reiben, den es auf die Füße zu stellen gilt – ich habe daher den Verdacht, dass der Ideologiebegriff deshalb bei ihnen darauf fokussiert. Das macht es ihren Adepten umso leichter, ihre eigene ideologie zu leugnen, weil sie ja “dialektische Materialisten” sind, revolutionäre gar.
Ich schaätze schon wieder zuviel gegen eine Front, die ja gerade eher still ist hier. Dabei sind wir doch in vielem beieinander.
Ich geh mal ein paar Stunden schlafen, wenn ich dazu komme. Bis dann der Tag!
Oktober 5th, 2011 at 22:44
@Katze
“…Lass es mich tun, und ich verstehe.”
Allerdings bringt diese Erkenntnis heute gar nichts mehr, da zu viele Menschen Dinge tun, die sie einfach nicht verstehen.
Sie meinen aber sie zu verstehen und ich denke, das ist das entscheidende. Sie tuen diese Dinge weil sie denken, nur so leben zu können.
Mein Problem mit dem Ideologiebegriff ergibt sich aus meinem ‘Leben’, war das doch in der damaligen Lehrmeinung ein zielgerichtet gestalteter (bewußt geführter) Prozeß.
Was aber nicht erklären würde, weshalb Menschen sich in einem Leben ‘einzurichten’ versuchen, auch wenn man ihnen ‘erklärt’, daß das nicht ihr ‘richtiges’ Leben ist oder sein muß oder was sie tun müssen, daß es ‘ihr’ Leben ist.
Es ist ihr richtiges Leben, so sagt es bis jetzt ihre Erfahrung.
Erst Erkenntnisse können diesen Blick frei machen… und diese Erkenntnisse kommen aus Erfahrungen bzw. können an ihren Erfahrungen ‘andocken’.
Ich denke, daraus ergeben sich vielleicht auch einige Widersprüche in meinen Beiträgen weiter oben.
Oktober 5th, 2011 at 23:01
@Wat.
Ich wäre vorsichtig mit der Bewertung “richtig”. Wenn du jemandem erklärst was sein oder ein “richtiges” Leben denn wäre, machst du eigentlich das gleiche, nur von einem anderen Standpunkt aus. Und um zu klären ob das der “richtige” ist, fehlt dir leider ne Instanz die das bewerten kann, solange du nicht auf transzendentes o.ä. verweist, was deinen Standpunkt wieder Richtung Ideologie rücken würde.
Oktober 5th, 2011 at 23:04
@KingBilly: Daran richtete sich meine Kritik aus, was richtig und falsch ist, entscheidet jemand selbst – ich kann das wohl als Macht drüber setzen, dann ‘fügt’ er sich, so lange er das aushält, aber richtig oder falsch findet er sein Leben durch ‘meine Erklärerei’ darum noch lange nicht.
Oktober 5th, 2011 at 23:27
@Wat.: Beim zweiten Lesen geschnallt. Kann sein dass ich mich da an kinkerlitzchen aufhalte, dennoch störe ich mich in dem Kontext an dem Wort richtig. Sind dann Leben – natürlich aus der Sicht des Einzelnen – richtig, richtiger oder falsch? Kann man ein Leben überhaupt als richtig bezeichnen? Oder gehts dir um lebenswert oder nicht? Habs wohl doch nicht gerafft.
Oktober 5th, 2011 at 23:36
@KingBilly
Die Begriffe “richtig” und “falsch” sind mE für ein Individuum überhaupt kein Thema.
Er ist sich sicher, es ist sein Leben.
Dh. (nur) so kann er leben.
Wenn er so nicht mehr leben zu können meint, wird er versuchen es zu ändern. Nenne es meinetwegen ‘lebenswert(er)’ machen.
Oktober 6th, 2011 at 07:13
@ Wat.
Wissen, welches lediglich auswendig gelernt wurde um Prüfnoten, Abschlussarbeiten und strukturelle Zwänge zu befriedigen nenne ich nicht Wissen. Das Können, welches sich aus so gewonnenem Wissen ableiten lässt, nenne ich nicht Erfahrung. Wie sollte es auf diese Weise wohl möglich sein, zu eigenen Erkenntniszuwächsen zu gelangen? Und das alles auch noch in einer Welt, aus ständig fremd bestimmten Arrangements.
Oktober 6th, 2011 at 07:13
Das Geistige ist das allein Wirkliche (Hegel).
Was Hegel meint, der sich oft seltsam und unverständlich ausdrückt, ist das Lebewesen nur Mittels des Gehirns die Welt/ das Dasein wahrnehmen können. Ohne Gehirn keine Wahrnehmung und somit keine Welt.
Darüber kann man, falls man dieser Logik folgt, zu einer einfachen Begriffsbestimmung der Ideologie gelangen.
Ideologie ist die Art und Weise wie wir die wahrgenommene Welt interpretieren. Der Mensch ist dank der Fähigkeit das Wahrgenommene zu abstrahieren, d.h. in Begriffe zu fassen (gerecht/ungerecht, nützlich/ unnütz etc) in der Lage, je nach gusto, eine Weltanschauhung zu entwickeln.
So weit.
Und nochn Schmankerl A. Schopenhauer über Hegel:
»Hegel, ein platter, geistloser, ekelhaft-widerlicher, unwissender Scharlatan, der, mit beispielloser Frechheit, Aberwitz und Unsinn zusammenschmierte, welche von seinen feilen Anhängern als unsterbliche Weisheit ausposaunt und von Dummköpfen richtig dafür genommen wurden, … hat den intellektuellen Verderb einer ganzen gelehrten Generation zur Folge gehabt.«
Oktober 6th, 2011 at 09:45
@Katze (27):
„Erzähl mir etwas, und ich vergesse es. Zeig mir etwas, und ich erinnere mich. Lass es mich tun, und ich verstehe.”
Genau so funktioniert Religion, und da dürfen wir die ‘Praxis’ der neoliberalen nicht unterschätzen. Das Einüben in Ritualen wie Meeteings, Redaktionssitzungen, Konferenzen etc. prägt das “Wissen” durch rituelles ‘Handeln’ ein. Dazu noch eine Spendengala hier und eine Beschimpfung des Plebs dort, fertig ist die perfekte Welt.
Oktober 6th, 2011 at 11:22
@Katze
Ich meinte nicht unbedingt das ‘Schulbank’-Wissen, ich meinte das Wissen, die Erfahrung um die eigenen Lebensumstände…
Oktober 6th, 2011 at 13:57
meiner unmaßgeblichen meinung nach sind begriffe wie “ideologie” nur da, um die pösen von den guhten zu unterscheiden; was drüüben “ideologie” heißt ist bei uns halt alternativlos und notwendig denn mal ehrlich es ist doch überall derselbe bullshit der mal besser mal schlechter übertüncht wird; nenn es blinder gehorsam, tapferkeit oder tollkühnheit. und wenn papa staat bzw. der jeweilige fürst nicht überzeugend genug sind, dann helfen drogen wie vodka oder rtl 3 nach. und niemals unterschätzen sollte man die macht der gleichgültigkeit, die gerade in großen gesellschaften, unternehmen etc ausgeprägt ist. nix neues also :)
Oktober 6th, 2011 at 18:02
Ein kleines Beispiel für Theorie und Praxis, sowie Auswirkungen im Zeichen ideologisch-rationell verklärter rekursiver Aufklärung, welche letztendlich bewirkt, dass eine Erklärung immer höherwertiger angesehen wird, als eine stille Akzeptanz der Frage. (Was ich bemängele, aber aufgrund von Existenzfragen innerhalb nicht verstehbarer Umfelder, durchaus auch verständlich finde. – Aber deshalb, hier bewusst aus einem Rahmen, in welchem der Existenzkampf, keine Rolle spielt). Wer würde heute ernsthaft die Urknall-Theorie anzweifeln? Da gibt es z.B. einen Astronomen in Konstanz, der einen 50.000 Euro Preis ausgesetzt hat für denjenigen, der seine eigenen Kalkulationen gegen die Urknall-Theorie, widerlegen kann. Viele habens versucht, – keinem ist es bisher geglückt. Dies nur am Rande. Die Urknall-Theorie, ist als erstes, – eine Theorie. Was keiner mehr wahrhaben will. Zum zweiten, macht sie das Gleiche wie Einsteins berühmter Trick mit dem “C”. Also schlicht und einfach dem Einsetzen einer Unbekannten, zugunsten des Modellerhaltes, aufgrund des Fehlens alternativer Erklärungen. Das “C”, bei der Urknalltheorie, heißt schwarze Materie. Niemand weiß was das ist, wo sie ist, und ob sie überhaupt existent ist. Existiert sie nicht oder besitzt z.B. keine Masse, ist die Urknall-Theorie Gaga. D.h. wir leben von Modellen, die wir uns vorstellen, ohne einen praktischen Beweis dafür zu haben. (Edwin Hubbles Konstante, ist unter Kosmologen genauso von der Berücksichtigung der fehlenden Masse, welche durch schwarze Materie ersetzt wird, wie alles andere.) Ein anderer Punkt ist der, – das man existente Widersprüche aufteilt, in Esoterik und Wissenschaft, – obwohl beide Sichten, die gleiche mürbe Beweislage aufweisen. Aus physikalischer Sicht, eine Singularität zu akzeptieren, (was die Quantenphysiker z.B. nicht akzeptieren), welche das gesamte physikalische Weltbild auf den Kopf stellen- und für null und nichtig erklären würde, entspricht exakt dem Glauben an einen theoretischen Ersatz für praktische Beweislage, wie eine religiöse Sicht der Dinge. Trotzdem, tut man es. Mit dem Effekt, dass vollkommen inkompetente Mitspieler, selbst noch Physiker auslachen, denen sie nicht mal ansatzweise folgen könnten. Einfach nur, – weil es eine vorgegebene Modellbildung zur Nachvollziehung einer Vorstellung davon, in Frage stellen könnte. Somit ist eine Theorie, ohne jeden praktischen Bezug, – zum akzeptierten Status-Quo und damit zur Ideologie geworden. Eine Idee, – von dem, – wie es sein könnte.
Oktober 6th, 2011 at 18:45
@ antiferengi
Dies da ist sozusagen eine Formel der Naturwissenschaft, mit Variablen und Konstanten:
ƒ(x1,x2,x3,…c1,c2,c3, …) = 0
Ob man, um die Formel zu deuten, eine nicht nachgewiesene schwarze Materie braucht und noch was (blabla1, blabla2, …), natürlich auch Konstanten, ist egal
Die Formel ist richtig, weil sie – um deine Sprache zu benutzen – “einen praktischen Bezug hat”. Der Zusammenhang zwischen den Variablen entspricht gemessenen Größen. Ist das nicht der Fall, ist die Formel bzw. die Theorie falsch.
Ideologie ist keine falsche Theorie. Ja, sie ist falsch, in Bezug auf manche Tatsachen. Aber sie ist nicht falsch in dem Sinne, dass sie überzeugen kann, dass das Falsche doch das Richtige ist.
Eine Ideologie ist zB die Marxsche Arbeitswertlehre, die fallende Profitrate, usw.
PS
11. These über Feuerbach
Das war einer der erfolgreichten ideologischen Aussagen der Geschichte. Inhaltlich ist diese Aussage eine Idiotie, aber sie überzeugte, sie überzeugte, dass man nichts zu tun braucht, nur den Kapitalismus zu besiegen. Dann käme das Paradies ganz von alleine. Nun war mal X-Mal erfolgreich, den Kapitalismus zu besiegen, was den Siegern je eingefallen ist, war, nach dem Kapitalismus den Feudalismus einzurichten.
Oktober 6th, 2011 at 19:13
@Systemfrager
Öhmm. Auch Physiker, sind Naturwissenschaftler. Hilft ihnen das jetzt dabei weiter, – mit den eigenen Widersprüchen hantieren zu müssen? Formeln, – egal welche, können sowohl aufgrund von Theorie, als auch aufgrund von Praxis gebastelt werden. Im Falle von Formeln, benötigst du zwingend das blabla, welches die Formeln erbringen könnte. Und Konstanten, errechnet man über Formeln. (Henne, – und Ei) Ich weiß jetzt nicht, was dies mit meinem Beispiel zu tun hat. Außerdem, ich dachte immer, – du bist Ökonom ;-) Ich denke einfach, beide haben das gleiche Problem, eine anständige Verhältnismäßigkeit, zwischen Ideologie und Rationalität zu finden. (Immerhin beruft sich ja die Ökonomie, ständig auf die Naturwissenschaften, – Was ich ziemlich gaga finde.)
Die Formel ist richtig, weil sie – um deine Sprache zu benutzen – “einen praktischen Bezug hat”.
Ich verstehe diesen Satz nicht. Ich habe weder einen praktischen, noch einen theoretischen Bezug profiliert. Die Geschichte funktioniert nur, – in gegenseitigen Wechselspiel. Formeln, sind immer Ausdruck einer theoretisch systemischen Beschreibung einer möglichen oder realen Praxis. Stimmt die Praxis nicht, stimmen auch die Formeln nicht.
Oktober 6th, 2011 at 19:21
@ antiferengi
>>> Immerhin beruft sich ja die Ökonomie, ständig auf die Naturwissenschaften, – Was ich ziemlich gaga finde.
Kleine Korrektur:
Immerhin beruft sich ja die Ökonomie, ständig auf die Medthoden und Techniken der Naturwissenschaften, – Was ich ziemlich gaga finde.
Oktober 6th, 2011 at 19:21
@antiferengi (40)
“Ein anderer Punkt ist der, – das man existente Widersprüche aufteilt, in Esoterik und Wissenschaft, – obwohl beide Sichten, die gleiche mürbe Beweislage aufweisen.”
Aua! Mal abgesehen davon, dass Esoterik schon als Begriff auf ein Geheimwissen deutet, speist sich das darunter Gefasste (viele Esos bezeichnen sich übrigens mit Stolz als solche) aus sehr unterschiedlichen Quellen. Gemeinsam ist diesen meist eine Provenienz aus Mittelalter oder Antike. Was heute eso ist, war damals Wissenschaft und ist es aus gutem Grund heute nicht mehr. Moderne Wissenschaft, das definiert sie, bildet Thesen und überprüft diese permanent. Daher mag vieles von dem, was sich heute so bezeichnet, nicht wirklich wissenschaftlich sein. Dies aber mit dem Eso-Schwachsinn auf eine Stufe zu stellen, der sogar darauf besteht, dass sich dessen ‘Wissen’ nicht ändern darf, geht mir eindeutig zu weit.
Oktober 6th, 2011 at 19:32
Sorry, hatte gerade ein paar Schwierigkeiten mit der Update-Funktionalität.
@flatter
Es geht zu weit, weil es vielen unbequem ist. Aber genau genommen, ist es der heutige Status der Wissenschaft. Ökonomie, welche sich als Naturwissenschaft verkauft und daraus Ideologien bastelt. Demografen, welche Empirie über den Zaun der verhältnismäßigen Möglichkeiten brechen. Gesundheitsfetischisten, welche selbst gebastelte Statistiken, als Wissenschaft verkaufen. Arbeitsmarktpolitik, welche mit Zahlen nur so herum spielt. Politiker, welche von selbst heilenden Märkten träumen. Sich an die wahre Grenze, zwischen Ideologie und Rationalität vorzutasten, bedeutet nicht, schon im Voraus zu entscheiden, – was einem selber zu weit geht.
Oktober 6th, 2011 at 19:36
Nö, es geht auch und gerade um Methoden. Da bin ich bewusst sehr voreingenommen.
Oktober 6th, 2011 at 19:36
@flatter
Moderne Wissenschaft, das definiert sie, bildet Thesen und überprüft diese permanent.
Mal im ernst, wie frei ist denn Wissenschaft sich frei überprüfen zu können. Die Wissenschaftler sind so frei wie Du und ich, sie gucken einmal ins Portemonnaie und wissen, was die Stunde geschlagen hat…
Oktober 6th, 2011 at 19:40
@Wat.: Das ist die Praxis, und gerade die moderne Wissenschaft ist hier ein Opfer solcher Sekundärtugenden wie Statusstreben, Klassenkampf und Ideologie (“das war schon immer richtig”). Was Wissenschaftler tun, ist noch lange keine Wissenschaft.
Oktober 6th, 2011 at 19:45
@flatter: Über diese Praxis hatte ich mich in #15 schon mal kurz ausgelassen.
Der Sand im Getriebe, nicht in den nach Wissen durstenden Menschen…
Oktober 6th, 2011 at 19:52
@Systemfrager @flatter
Methoden? Woraus ergeben sich wohl Methoden?
Oktober 6th, 2011 at 19:52
Ansonsten würde ich anmerken wollen, daß alles was sich mit der Berechnung von Systemen versucht, in dem Menschen unmittelbar oder auch nur mittelbar handelnde sind, einfach auf die Schn… fallen müssen.
In den schönen Modellen wird das wichtigste immer hübsch rausgelassen – der Mensch.
… oder in einen Computer verwandelt (homo oeconomicus )
Oktober 6th, 2011 at 19:58
@ antiferengi
Methoden: Es sind Muster, wie man denkt.
(So dass ein systematisches Ganzes entsteht | Kant)
Oktober 6th, 2011 at 20:03
@antiferengi(50): Sie sollten sich entwickeln. Das gilt für die Methoden wie für die Theorie. Moderne Wissenschaft hat in ihrer Grundlage eigentlich die Kritik als Methode eingebaut. Dass dann trotzdem an vermeintlichen Erkenntnissen festgehalten wird, also die Methoden, die dazu geführt haben, nicht mehr auf den Status Quo angewandt werden dürfen, ist ein Zeichen für die Ideologisierung. Das gilt für bornierte Wissenschaft.
Die “Esoterik” ihrerseits beharrt von vornherein darauf, die Methoden dürften sich nicht ändern.
Oktober 6th, 2011 at 20:04
Nehmen wir doch das aktuelle Beispiel der forschenden Wissenschaften innerhalb des Raumes, dem Mikrokosmos. Dort hat zum Beispiel Daniel Shechtman auf molekularer Ebene eine metallurgische Legierung geschaffen, welche er als Quasikristalle bezeichnet. Was hat sich die konventionelle Wissenschaft gegen seine Forschung gestreubt, weil auch hier nicht sein konnte, was, gemäß herrschender Ideologien, welche in angebliches Wissen ausgestaltet wurde, nicht sein durfte. Ideologien sind voll gespickt mit Paradigmen. Mehr noch, denn Paradigmen bilden erst das wissensschaffende Fundament von Ideologien. Fakt ist, dass die bisherige Konstante, nämlich dass sich Atome und Moleküle in festen Stoffen in regelmäßigen, sich wiederholenden Kristallstrukturen anzuordnen vermögen, fehlerhaft war. Allerdings wurde diese Form nun künstlich geschaffen und innerhalb des Raumes mit den bestehenden Komponenten konfrontiert. Dies wird eine Reaktion provozieren. Was noch nicht verstanden wurde ist, das atomare Bestandteile, molekulare Elementarteilchen, mit Überlichtgeschwindigkeit reagieren, dessen Reaktionen, auch wenn wir uns noch so bemühen ihnen zu folgen, wir dennoch nicht in der Lage sind. Idiot-logic = ideology?
Der Kern der Wissenschaften ist Wissen zu schaffen, und nicht wissen zu erschaffen. Erst dann haben wir es nicht mehr mit Ideologie zu tun. Bis dahin wird es noch ein weiter Weg sein. Nur, um diesen Weg zu gehen, müssten wir uns auch auf ihm befinden.
Oktober 6th, 2011 at 20:05
@Systemfrager.
Tja, was wäre dann z.B. eine Methode des Denken anderes, als das zielverfolgte Befolgen einer Anweisung, wie man zu denken hat? Auch Kant, war ein Kind seiner Zeit.
@flatter
Die “Esoterik” ihrerseits beharrt von vornherein darauf, die Methoden dürften sich nicht ändern.
Nun ja. Dem ersten Teil, kann ich mehr als beipflichten, aber den letzten Satz? Woher nimmst du das? Ich bin jetzt wahrlich der letzte der der Esoterik was abgewinnen kann, aber sie hat ihre Methodik in den letzten zwanzig Jahren doch nun wirklich sehr methodisch in Richtung derer entwickelt, welche sie selber kritisieren. “Empathisches System”. “Evolutionärer Kontext, spiritueller Wesensheiten” “Epigenetische Möglichkeiten …” …. muss ich noch mehr erwähnen?
Oktober 6th, 2011 at 20:31
@55
unter den erwähnten Begriffen lässt sich überhaupt nichts vorstellen, sie könnten sie erklären und wenn sie wirklich damit den Leser auf des Pudels Kern führen, auch verständlichere Begriffe nutzen.
Oktober 6th, 2011 at 20:46
@antiferengi: Da mache ichs mir sehr einfach und lasse mich dafür schlagen: Wenn es sich entwickelt, ist es Wissenschaft. Und “die Esoterik”, was ist das? Astrologie? Homöopathie? Runen werfen? Akupunktur? Tarot? Geistheilen? Wenn ich ein definierbares Kriterium für allen Schnickschnack finde, der darunter subsumiert wird, dann eben, dass es keine wissenschaftliche Methodik gibt. Wir müssen uns da auch nicht einigen, aber wenn, dann brauche ich Begriffe, mit denen ich arbeiten kann.
Oktober 6th, 2011 at 20:49
@mp
Sorry, – aber ich hab die Esoterik nicht erfunden. Und schon mal gar nicht die heutige. Das man sich nichts darunter nichts vorstellen kann, kann ich ja nun wirklich nichts. Geht mir auch nicht anders. Trotzdem, werden wir damit zugeschüttet. Oder anders, – kannst du mir den; “Ökologischen Fußabdruck erklären, – der alle Ressourcen zählt, die für den Alltag benötigt werden?” ;-) Oder vielleicht eher die; “Ökonomische Fallstudie der Alltagsengel? Öhmmmm…..
Oktober 6th, 2011 at 21:04
@flatter
Naja, (ich schlage niemanden ;-) vielleicht fangen wir damit an, mal wieder eine Wissenschaft zu kritisieren, welche den Faden verloren hat. Indem sie stellenweise einfach nicht mehr von Esoterik zu trennen ist. Und solange dies der Fall ist, kann sie sich auch nicht entwickeln. Und solange dies der Fall ist, ist sie auch nicht glaubhaft. Letztendlich, geht es der Wissenschaft nicht anders, als der Politik. Welche sich auf letztere beruft, – um … ihre eigenen Ideologien zu profilieren. Und letztere damit in Zugzwang setzt. Eine ziemlich rekursive Geschichte. Man sollte nicht allzu sehr trennen, zwischen roher Auseinandersetzung mit unehrlicher Politik und hypersensibler Auseinandersetzung mit unehrlicher Wissenschaft. Mir riecht das allzu oft, nach separativem Wohlfühl-Intellekt, der Dinge definieren will, die sich einmal im Unglauben nicht mehr definieren lassen, – und zum anderen ein wenig zu schwer, sich an alten überkommenen Mustern orientiert. (Die sich eben weiterentwickeln sollten) Deshalb eigentlich meine Frage nach der Methodik. Wie kann man Methoden weiter entwickeln, wenn man ununterbrochen die alten weiterhin verwendet, – und ohne Ideen für andere?
Oktober 6th, 2011 at 21:33
@Systemfrager, flatter, antiferengi usw., usf. wir denken in Schemen, oder sollte ich Schemata schreiben?
Das Leben, mein Leben, lehrt mir was anderes, egal jeder hat seinen eigen Kopf.
Ideologie?, ja Ideologie, wozu denken, vielleicht noch eigener Erkenntnisgewinn…. ich muss rasen mähen.
Nein, Dogmen hab ich schon im jugendlichen Alter abgelehnt und mir manch blauen Fleck eingehandelt.
@systemfrager speziell: “Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern.”
Formulier das um: Die Ökonomen haben die Wirtschaft nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie vom Kopf auf die Füsse zu stellen.
Marx ist mit Sicherheit nicht das Non plus Ultra, aber ein ein Einstieg in die Thematik allemal.
Oktober 6th, 2011 at 21:34
Nein ich kann diese Begriffe nicht erklären, aber das ist auch nicht die Aufgabe eines Interessenten woran auch immer. Gerade auf Verwirrungen und ungenaue Wortschöpfungen basiert (Neusprech(auch kein guter Begriff)) ja Rattenfängerei- und somit Errichtung von Ideologien.
Nichts für ungut.
p.s. als ich das erste mal deinen Namen las, habe ich auch ein bischen gebraucht und konnte dann herrlich (lange) schmunzeln.
Gute Nacht, muss früh raus! ( In eine Maßnahme zur beruflichen Integration…bla.. Perpektivenwechsel…) was dahinter steckt erkläre ich mal lieber nicht;)
Ach ja, und ich bin empflänglich für Weltauslegungen wie jeder Orientierungssuchende auch, es geht halt nicht anders, auch wenn man sich blaue Flecken hohlt!
Oktober 6th, 2011 at 21:38
@ langlode44
Ein Ochse bleibt ein Ochse, ob er auf den Füßen steht oder auf dem Kopf. Das war auch der Fall mit der (deutschen) Dialektik.
Oktober 6th, 2011 at 21:47
@mp
Kein Thema. Ich wünsch dir einfach Glück bei deiner Maßnahme. (Traurig genug das, – aber, wie auch immer).
Oktober 6th, 2011 at 21:59
@Systemfrager: Ein Ochse wird erst dann zu diesem wenn
ihm die 500 Gramm geklaut werden die ihn vom Bullen unterscheiden.
Mir nutzt keine noch so tolle Theorie was wenn dann nicht morgen früh ne Lösung meiner Probleme dabei ist.
Eben diese Problemlösung muss ich alleine für mich
finden, da führt kein Weg dran vorbei….
Nutz doch himmelkruzitürkengottverdammtmarxengelsflatterantiferengiklausbaum usw usf wissen dazu um Lösungen aus unserem Dilemma anzubieten, darum gehts, reden wir darüber.-…
Oktober 6th, 2011 at 22:21
okay, wer denn mal ne Stunde Zeit hat:
https://www.rottmeyer.de/die-zukunft-des-geldes-mit-margrit-kennedy-franz-hormann/
einfach mal reinlauschen, is n Angebot, mehr nich, aber darum gehts…
he Systemfrager, die stellen die gleichen Fragen, und sie suchen Antworten…
Oktober 6th, 2011 at 22:35
Systemfrager meint:
Oktober 6th, 2011 at 18:45
“Eine Ideologie ist zB die Marxsche Arbeitswertlehre, die fallende Profitrate, usw.”
Geradezu “Klassiker”, Evergreens – Bürgerlicher Ideologie!
Oktober 7th, 2011 at 01:46
@ langlode44
Wir werden richtig verarscht, sagen die 2 ja im Prinzip auch. Und warum klappt das Verarschen so gut? Weil wir uns verarschen lassen.
Oktober 7th, 2011 at 07:34
@ langlode44
Ja, diese Frau und der Herr, sie haben Recht, aber nicht ganz. Ja, das heutige Finanzsystem ist ein staatlich organisierter Betrug. Nur!
Diese Frau und der Herr, meinen, es ist offensichtlich für sie offensichtlich, dass der Markt funktioniert – nur das Finanzsystem macht immer Probleme. Das ist falsch
Oktober 7th, 2011 at 09:40
Die klassische Methode (zunächst) der (Natur-) Wissenschaften ist das Experiment – eine Manipulation der ‘Natur’, die dann ‘gequält’ Antwort gibt. Diese Antworten taugen wiederum gut – für die Manipulation. Sie schafft ‘Funtionierendes’, in erster Linie Maschinen, Technik. Ob sie uns aber tatsächlich Wissen schafft über das ‘Wesen’ der Natur, sei mal dahingestellt. Denn die Komplexität, die diese auszuzeichnen scheint, wird damit ja gerade ausgeblendet. Die sog. ‘Geisteswissenschaften’ stehen seit der Frühaufklärung immer noch im Schatten der Naturwissenschaften und versuchen nach wie vor diese Methode so gut es eben geht (und meistens geht es eher schlecht) zu imitieren. Eine ‘Wissenschaftstheorie des Experiments’ existiert zwar in Ansätzen, eine ‘breite’ Kritik steht mE allerdings immer noch aus.
Oktober 7th, 2011 at 09:57
@Systemfrager
Von der Sache her gehör ich zur pöhsen Fraktion der Demonetarisierer. Und das die Warenwirtschaft nicht mit Geld überwunden werden kann ist mir schon klar.
Aber das mit dem Geld ist nun mal so ne Sache, es ist so fest in den Köpfen der Menschen verankert, warum nicht verschiedene Wege ausloten?
Eine noch so gute Systemtheorie nutzt uns nichts ohne
praktikable Lösungen um die sich anbahnende weltweite
soziale Katastrophe abzuwenden.
Oktober 7th, 2011 at 10:10
@ langlode44
>>> das die Warenwirtschaft nicht mit Geld überwunden werden kann ist mir schon klar.
Gut. Bis das sind wir uns einig. Mögleicherweise gibst du mir Recht, dass das heutige Finanzsektor eine global organisierte reine Kriminalität ist. (Was nicht bedeutet, dass wir keine Banken brauchen.)
Also da muss was getan werden. Wir brauchen aber eine Theorie, die erklären kann, woher die periodischen Zyklen/Abstürze kommen, dann kann man anders die Marktwirtschaft konzipieren
Oktober 7th, 2011 at 10:28
@Systemfrager
freilich ist das Finanzsystem OK, das war es schon immer, von Anfang an, Geld war immer Schuld!
Allein diesen Zustand zu überwinden käme ja schon einem revolutionären Akt gleich.
So, erst mal genug der Theorie. Frau Trulla (die aus
dem Wald kam und nicht wusste wie sie heisst) fordert ihr Recht ein.
Oktober 7th, 2011 at 11:26
langlode und Systemfrager, Könnten wir uns vielleicht wenigstens darauf einigen, dass das Finanzsystem, das Geldsystem, gierige “raffende” Banker, welche ehrliches “schaffendes” Kapital fast “erwürgen” in ihrer Gier ähnlich einer Anaconda ein anderes armes hilfloses Lebewesen…., gehört dieses Gerücht nicht zu den Standardfloskeln insbesondere kleinbürgerlicher Ideologie(böses böses Zinssystem, gar “Zinseszinssystem”, “falsches Geldsystem”, “gute DM” contra “schlechten” Euro etc..), kleinbürgerlicher Ideologen, häufig mit dem Tarnmäntelchen von “Ökonomen”, “Volkswirtschaftlern” geschmückt?
Haben wir hier nicht ein klasisches Beispiel sehr interessegeleiteter Ideologie, pseudo-wissenschaftlicher Verschleierung tatsächlicher ökonomischer MACHTVERHÄLTNISSE, auftretend als “reine Vernunft” einer “Marktwirtschaft” ?
(Besonders lustig und erhellend zugleich: Die tatsächlich Herrschenden aus Wirtschaft und Politik grinsen über diesen ganzen ökonomischen Unfug nur müde und fahren mit ihrer Politik fort wie gehabt, alle Ratschläge dieser “Makroökonomen” völlig ignorierend – und dabei weiter und erneut wieder dicke Profite einfahrend! Worum sich ja in Wahrheit ALLES im Kapitalismus dreht, drehen MUSS…)
Oktober 7th, 2011 at 11:43
@ Bakunin
Ja, wir können uns einigen, dass die “gierigen Bankster” irgendwann ein Opfer sein werden, um den Kapitalismus nicht opfern zu müssen.
Wie damals Juden. Dummerweise sind die Bankster heute keine Juden. Wie einfach wäre dann alles.
Oktober 7th, 2011 at 11:59
Systemfrager meint:
Oktober 7th, 2011 at 11:43
“Wie damals Juden. Dummerweise sind die Bankster heute keine Juden. Wie einfach wäre dann alles.”
Na ja…., über die Rotschilds und deren Macht wird ja in manchen Ecken mächtig gemunkelt, und einige “Kritiker” bei uns in Deutschland wollen dem Ackermann einfach nicht verzeihen, dass er ein Schweizer ist!
Seltsame Blüten bringt dieses System immer wieder von Neuem hervor….
Oktober 7th, 2011 at 21:14
Akzeptieren Sie auch unmaßgebliche Besserwisserkommentare? :)
1. Das Engelszitat von Dath ist gut, wenn auch vielleicht irreführend. Es erfaßt dennoch durchgehende Annahmen der marxistischen “Linie” (beispielsweise) von der “Deutschen Ideologie” bis zur “Negativen Dialektik”.
Wesentlich ist die Behauptung, daß “Jemand” “die in gesellschaftlichen Verhältnissen gebundenen Kräfte, die ihn bewegen, nicht kennt” und stattdessen “falsch verstandene Kräfte” “imaginiert”.
Die “falsch verstandenen” (im Zitat “falschen”) Kräfte sind die der persönlichen Aktivität, der persönlichen Absicht. Weil bei diesem falschen Verständnis nicht berücksichtigt wird, daß der Aktivität/der Absicht Bedingungen vorausgingen, gesellschaftliche Zwänge, die sie beförderten. Und weil diese Zwänge anonym sind, so liegt die Fehleinschätzung nahe, die Reaktion darauf, die Aktivität, können als legilimer Ausgangspunkt der Betrachtung/von Betrachtungen gelten.
(-> Ideologie)
Das Problem ist so weitreichend, das die bürgerliche Ökonomie zwei Studienfächer offeriert, Bwl und Vwl.
(Wobei das Verhältnis von Vwl zu Marxismus dem von Theologie zu Religionswissenschaft gleicht.)
Die Schilderung dieses falschen Verständnisses findet sich im berühmten Fetischismus-Kapitel des Kapitals, in Lukacs “Geschichte und Klassenbewußtsein” und auch in der Kritischen Theorie. Marxens “vom Kopf auf die Füsse stellen” drehte sich um nichts anderes. Es steckt im “Pursuit of Happyness” ebenso, wie in den Aufforderungen an die Hartzer, nicht auf der Matte zu liegen, sondern was auch immer zum gesellschaftlichen Fortkommen beizutragen.
Glaubt man dies, so wäre es tatsächlich eine folgenschwere Relativierung, diese Linie dadurch zuzudecken, indem man jegliches Beharren auf eine zuvor schon eingenommene Position, das bestenfalls als “dogmatisch” gelten dürfte, oder einfacher als “trotzig”, als “ideologisch” bezeichnet.
Und dennoch nennt man Marxisten heute als “Ideologen”, in einer amüsanten Wendung.
2. Die Distanz Adornos zur “Praxis”, die Sie ansprechen, ist geringer als Sie suggerieren.
Der erste (!) Satz der “Negativen Dialektik” lautet durchaus rechtfertigend in diesem Sinne:
“Philosophie, die einstmals überholt schien, erhält sich am Leben, weil der kritische Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt ward.”
Wenn das mal kein statement ist.
3. Eingehend auf diesen Kommentar:
“In der DDR galt Ideologie als eine Lehre, die man in der Praxis umsetzen wollte und sollte, um den Aufbau des Sozialismus voranzutreiben.”
Antwort: So blöd waren die nicht einmal in der DDR.
Tatsächlich wurde in der DDR von einer “Weltanschauung” gesprochen. Und dem Begriff wurden wahlweise die Attribute “wissenschaftlich” oder “marxistisch-leninistisch” vorangestellt.
Selbstverständlich handelte es sich dabei um eine ausgesprochene dogmatische Verhärtung, die ehemalige Erkenntnisse in den Status eines Kanons erheben wollte (um auch sonst Widerspruch zu vermeiden).