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Juni 2009


Jaja, jetzt kommt wieder so ein Blues. Das möchte ich übrigens einmal oder gern sogar regelmäßig von Journalisten lesen, daß sie verzweifeln oder wenigstens zweifeln an dem, was ihnen täglich abverlangt wird. Vom kleinen Lokalmatador, der von der DRK-Versammlung zurückkommt oder einem Treffen der anonymen Nichtwähler oder der Sparkassen-Hauptversammlung, bis hin zum Chefredakteur, dem gerade die Schlagadern geschwollen sind, weil der Verleger irgendwen unterrepräsentiert fand.

Eine Bekannte hat mir 1991 (Das war doch 1991?) erzählt, wie sie für die RP (wenn ich mich recht erinnere) von einer Kanervals-Vorbereitungs-Versammlung berichten sollte. Da fragte doch im Lichte des drohenden Irakkriegs eine Frau aus dem Volke: “Wenn der Hüssein jetzt die Bombe schmeißt, wat mach ich mit all der Kartoffelsalat?”.
Das hätte ich gern im “Blatt” gesehen, wie sie von ihrer blauen Stirn berichtet hätte, die sie sich beim Klatschen auf die Tischplatte zugezogen hat.

Mein Anspruch (Journalisten haben da etwas Gröberes, das sie “Ethos” nennen lassen) befiehlt mir, nicht einfach unreflektiert und ohne Filter das alles auf den Blogteppich zu kotzen, was mir Deutschland.2009 so alles zu saufen gibt. Die Stoppersocken aus dem Bundestag etwa. Oder eine angezappte Talkshow, in der ein Montgomery sich wie aufgedreht darüber echauffiert, daß die AOK Ärtze von Patienten beurteilen lassen will – und das im Internet.
Patienten seien nicht “objektiv”, so sein Argument. Nur Ärzte könnten Ärzte beurteilen, das sei dann “objektiv”. “Objektiv” sagte er in den 90 Sekunden, die ich mir angetan habe, gefühlte 90 mal. “Objektiv”, das ist also, wenn die Lobby ihre Lobby lobt. Womit natürlich der notwendigen Kritik Genüge getan ist.

Genau so sehen sie sich, unsere Eliten. Zum Beispiel die Allerbesten aus der “vierten Kolonne Gewalt, die erst fünfstellige Summen einstreichen für ein bißchen Blabla bei Konzern X und Verband Y, um hernach umso objektiver über die Großen und Mächtigen zu “berichten”.

Was früher als “Korruption” galt, ist längst nicht nur alltäglich, sondern der Habitus derer, die sich für die Leistungsträger, die Elite und überhaupt das Gute schlechthin der Menschheit und des Universums halten.
Die “geistige Elite”, das ist tagesaktuell übrigens der “Frankfurter Zukunftsrat“. Und wenn ich mich noch vor einigen Tagen quasi provokativ gefragt habe, welcher Tank in Herrn Sloterdijk gefahren ist, so finde ich ihn heute in Gesellschaft von Honoratioren wie Oswald Metzger, Wolfgang Clement, Friedrich Merz und der ganzen INSM-neolibananen Gesellschaft, deren Geist fürwahr elitär ist. Exakt so elitär wie, Pardon, die hirnbefreiten Großmitmacher der Nazis. Solche Elite, das ist Auslese, und zwar unter strengstens sozialhierarchischen Bedingungen.

Die Machtstrukturen der BRD sind kompromisslos reaktionär, wer am Status Quo auch nur zaghaft rüttelt, gehört nicht dazu. Das widerliche Herrengedeck, das als “Politik” infolge “Wirtschaft” alternativlos kommunziert wird, firmiert unter dem Titel “Mitte”, als sei es nicht “rechts”, als sei “links” der Weg, der von der Erdscheibe abwärts führte, als sei jeder Denkversuch abseits des Irrsinns kriminell.

Dabei ist diese Ideologie blanker Extremismus. Wenn jemand Rum mit dem Etikett “Mineralwasser” verkauft, muß er sich schon darauf verlassen können, daß seine Kunden keine Nasen haben. Aber “Mitte”, das geht auf jede Flasche, egal welcher entfernten Galaxie der Inhalt entstammt. Immerhin werden die Flaschen der SPD jetzt ohne Pfandrückgabe auf dem Friedhof der unbekannten Parteisoldaten entsorgt. “Wir in der Mitte” steht am Eingangstor, als Untertitel ganz liberal “Jedem das Seine”.

Es ist kaum mehr zu leisten, angesichts dieser tragischen Farce nicht nur noch zu nörgeln, daß sie alle Verbrecher sind, Lügner und Betrüger, die Demokratie am Ende, daß alles nur noch blöder und schlimmer wird, alle Hoffnung geschwunden. Man könnte sich eine gemütliche Bank auf einem romantischen Friedhof suchen und warten, bis man dran ist.

Stattdessen immer wieder auf dem Hochseil tanzen, nur mit dem kleinen Zeh im Kontakt zum Draht, virtuose Clownerie bis zum unvermeidlichen Absturz?
Warum nicht? Ich bin Blogger, ich bin Gott!

Es ist eigentlich ganz einfach: Man murkst, trickst und vereimert die Leute, wiedrholt seinen Schmarrn so oft, bis die Mehrheit, die immer wieder blöd genug ist, feststellt: Da muß ja etwas Wahres dran sein.

Zensursula von der Leyen, die blonde Intelligenzbestie aus dem DAU-Club Berlin, hat das drauf. Es sei „zynisch, im Zusammenhang mit Kinderpornographie von Zensur zu sprechen,“ sagt sie.
Fast richtig. Es ist nämlich ganz schön abgefuckt zynisch, als Vorwand für Zensur von “Kinderpornographie” zu sprechen.
Dabei ist das Sotp-Schild immerhin ganz große Symbolik. Was macht man vor einem solchen? Bestenfalls kurz anhalten und dann weiterfahren. Nur die Spacken von der Front der Ahnungslosen bleiben davor stehen und warten, daß es grün wird.

Während es selbst im Blätterwald längst gewaltig raschelt, weil die Journaille vielleicht ahnt, daß für sie Informationsfreiheit auch noch einmal wichtig werden könnte, ist die FAZ ganz auf der Seite der Anständigen und macht ihren achso klugen Lesern deutlich, wer nur dagegen sein kann:

Auch der selbst unter Kinderpornographieverdacht stehende SPD-Politiker Jörg Tauss übte Kritik.”
Das pädophile Schwein von der SPD, aha. Gut, daß wir die CDU haben!

Das einzig Gute an dem Irrsinn ist das Freilandexperiment, das wir dann wohl erleben werden: Ein lustiges Deathmatch “BKA vs. Datenschützer”. Das wird zu beobachten sein, ob die neue Stasi diese Gelegenheit wahrnimmt, um ganz andere Stopschilder zu umfahren oder selbst denen dieser Mumpitz bald zu doof wird.
Und noch eines leistet das Buhei um die Internet-Verkehrswacht. Haben wir mal wieder ein ganz großes Thema, und dürfen sicher sein: Die tun was, sogar für geschändete Kinder. Zumindest sind sie mächtig damit beschäftigt.

Btw: Ist eigentlich noch Wirtschaftskrise? Oder redet der Guttenberg auch bald wieder von Vollbeschäftigung?

Habe ich mir gerade geöffnet und proste euch entspannt zu. Ich habe ein wenig gestöbert und bin beim geschätzten und von mir zuletzt sträflich vernachlässigten Kollegen Jochen Hoff auf einige feine Artikel gestoßen.

Bei seinem Kommentar zum ganz und gar entspannten Umgang des CDU-”Wirtschaftsrats” mit Provisionen und dem Steuerrecht dachte ich mir, daß es sicher kein “Mühlstein” für einen Wahlkampt wird, wenn eine Partei hie und da ein wenig lax mit geltendem Recht umgeht. Das ist ja keine Korruption, keine Vorteilsnahme oder Steuerhinterziehung. Und wenn doch, dann werden die Experten der Wirtschaft “zur Angela” umso besser ankommen bei denen, auf die es ankommt. Ottograf, ick hir hör dir trapsen.

Das Risiko der Bibelschülerinnen , sich im Jemen zu tummeln, dürfte ungefähr einem unbewaffneten Spaziergang deutscher Landesverteidiger am Hindukusch in einem T-Shirt mit Mohamed-Karikatur entprechen. Ähnliches dachte ich mir, als ich hörte, wer die “deutschen Geiseln” sind, die dort ums Leben kamen. Ja, wer ist so zynisch, solche Mädels ans Messer zu liefern? Jemand, der weiß, wie unangenehm eine Kreuzigung ist und so etwas für heilig hält, vermutlich.

In der Tat witzig auch, daß Silvana Koch Bindestrich mehr in den Fokus der Blogöffentlichkeit gerückt ist als andere vor der Europawahl. Noch witziger, daß die Kenner und Blogexperten der FDP sich mächtig einen drauf hobeln.
Dabei kann sie das jederzeit wieder haben. Einfach mal besoffen ins Parlament kotzen oder auch nur drei Knöpfe mehr aufmachen und sich “Slut” auf die Stirn schreiben. Das bringt Klicks ohne Ende!

Sag ich doch, aber “Andere arbeiten lassen” ist halt auch mal schön. Prost!

Als letzten Nachschlag zum Thema der vergangenen Tage ist ein Kampf zu erwähnen, der nicht zu Wasser und nicht zu Land geführt wird, aber die Fortsetzung dessen ist, was bereits als “Landraub” bezeichnet wurde und witziger Weise als “Piraterie” gilt.
Die Ausdehnung der Eigentumsverhältnisse macht nirgends halt. Es werden einzelne Buchstaben und bestimmte Farben als “Marke” veranschlagt, und wer sie benutzt, muß mit dem finanziellen Ruin rechnen. Es werden “Regeln” für die private Kommikation in einem öffentlichen Medium aufgestellt, und wer sich nicht daran hält, bekommt Post vom Anwalt. Das Land ohne Land, “Internet” genannt, ist Schauplatz der postmodernen Schlachten um Recht und Freiheit.

Hauptakteur auf der einen Seite sind “Rechteinhaber”, die für die Verbreitung ihrer Produkte Geld fordern. Sie haben “Urheber” von Musik, Film und Text unter Vertrag, kaufen ihnen ihre Rechte ab und versuchen, diese in finanziellen Gewinn umzumünzen.
Auf der anderen Seite stehen ihnen Menschen entgegen, die solche Rechte nicht akzeptieren oder sie aus anderen Gründen nicht achten. Es ist offenbar, daß die Behauptung dieser Rechte nicht ausreichend legitim erscheint, da Millionen sich nicht darum scheren. Brave Bürger, die nie einen Ladendiebstahl begehen würden.
Ihr Antrieb ist dabei nicht allein die Anonymität und das geringe Risiko, erwischt zu werden, wie häufig argumentiert wird. Ihr Tun wird vielmehr als legitim betrachtet. Nicht zuletzt, ganz unbewußt, als legtitime Revanche an all denen, die mit ihren Lizenzen, Patenten und Geldmassen die großen Geschäfte unter sich ausmachen, während der Masse nur die Krümel übrig bleiben.

Sie treibt das Gefühl, für alles bezahlen zu müssen, was sie als ungerecht empfinden. Sie finden es nicht ungerecht, einem kleinen Bäcker das Brot zu bezahlen. Sie finden es aber ungerecht, für Sprit, Strom, Gas und alles Mögliche ihre paar Kröten raushauen zu müssen, die bei anonymen Großverdienern landen, welche schon mehr als genug davon haben. Sie haben das Gefühl, daß es ungerecht zugeht in der Welt des Geschäfts und fühlen sich als Opfer. Vielleicht ahnen sie gar, daß sie nur stillhalten, solange sie gut unterhalten werden. Wenn schon nicht finanziell und sozial, dann aber wenigstens durch Entertainment. Sie sehen es nicht ein, sich auch dafür noch über Gebühr schröpfen zu lassen und empfinden Freude daran, sich ein bißchen suvbersiv zu verhalten. Sie kopieren, laden sich etwas runter und machen sich ein paar entspannte Stunden – kostenlos.

Ganz heimlich genießen sie dabei die Unterstützung derer, die sich in den unendlichen Weiten des großen Netzes auskennen und dem Establishment die Hölle heiß machen. Haben die nicht recht? Ist es nicht nur gerecht, den großen Profiteuren ein Schnippchen zu schlagen, sie aus dem Hinerhalt anzugreifen und ihre Ladung zu plündern? Das tut ja nicht einmal weh. Und ist es nicht umso gerechter, für die Freiheit der Information und den Schutz der Kleinen vor den Großen zu kämpfen, wenn letztere in der wirklichen Welt schamlos ehrliche Angestellte bespitzeln? Ist es nicht ein legitimer Freiheitskampf, wenn die Macht der Mächtigen noch irgendwo in die Schranken gewiesen wird?

Der Kampf ums Internet, so ahnt die breite Masse, ist einer um die Frage, wer wen in die Schranken weist. Die totale Kontrolle aller Lebensbereiche könnte das Resultat sein, wenn Großkonzerne und Sicherheitsfanatiker auch hier noch das Sagen haben. Was wäre der größere Schaden für die Demokratie: Wenn einige windige Gestalten illegal an den Produkten anderer mitverdienen oder wenn überbordende Kontrollen die Freiheit der Kommunikation zunichte machen? Der Erfolg der Piraten und ihrer Partei beruht genau darauf, daß immer mehr Menschen sich diese Frage stellen und sie nach ihrem Empfinden beantworten. Mehr noch: Er beruht auch darauf, daß sie ihren Verstand einschalten und erzdemokratisch ihre Prioritäten setzen.

Es sind beinahe alle Lebensbereiche durchsetzt von finanziellen Forderungen, deren staatlicher Absicherung und einer begleitenden Propaganda, die es fertigbringt, jeden Zweifel an der Begünstigung von Großunternehmen als “Linksrutsch” zu diffarmieren. Es herrscht eine politische Kultur, die ehemals linke Parteien dazu verführt hat, ihrer eigenen Klientel ein roboterhaftes Funktionieren in der Marktwirtschaft abzuverlangen. Sie sollen es als “sozial” betrachten, daß sie ihre Ersparnisse aufzehren, wenn sie arbeitslos werden, während die Versager in den Chefetagen nach horrenden Gehältern auch noch ebensolche Abfindungen kassieren. Sie nehmen das hin, weil sie es nicht anders kennen und sich ihnen keine Alternative bietet.

Im Netz ist das anders: Hier ist alles neu und unbekannt. Hier steht niemand hinter einem und droht mit Entlassung. Keiner sagt einem, was erlaubt ist und was nicht. Das ist erst einmal unheimlich, aber wer es wagt, kann eine Welt entdecken, in der die Sieger und Besiegten nicht von vornherein feststehen. Das bedeutet gerade für den deutschen Michel nicht, daß er sinnlos marodierend umherzieht und permanent die Sau rausläßt. Er mag es gern ordentlich, aber nicht totreglementiert und schon gar nicht mit Parkplatz- und Sittenwächtern an jeder Kreuzung. Einige toben sich aus, aber die meisten lernen die Freiheit bald zu schätzen und gehen recht entspannt damit um. Wer das einmal für sich entdeckt hat, läßt es sich nicht mehr nehmen.

Diejenigen, die ihre Zäune auch noch im Internet hochziehen wollen, werden die Erfahrung machen, daß sie sich damit nur den Pöbel in ihren Vorgarten holen werden. Und zwar im echten Leben.

Ist’n schönes Land, aber sie haben’s gestohlen, schon vor langer Zeit. Wenn ihr die Wüste hinter euch habt, kommt ihr in das Land, was um Bakersfield ‘rum liegt. Und ihr habt noch nie so’n schönes Land gesehn. Lauter Weingärten und überall Obst – wirklich das schönste Land, was ihr euch denken könnt. Und ihr fahrt an guten, fetten Feldern vorbei, und die Felder liegen brach. Aber ihr könnt nichts haben von den Feldern. Die gehören der Land-und Vieh-Gesellschaft. Und wenn sie die Felder nicht bearbeiten wollen, dann lassen sie’s eben bleiben. Aber wenn ihr auf die Felder geht und euch da ‘n bißchen was anbaut, stecken sie euch ins Gefängnis.

[John Steinbeck, "Früchte des Zorns" (1939) ]

Im gestrigen Artikel zu Sloterdijks merkwürdigen Thesen habe ich eine Stellungnahme zur Frage des “Landraubs” ausgespart, weil sie den Rahmen gesprengt hätte. Sloterdijk verengt die Perspektive auf einen “ursprünglichen” Landraub. Das ist mir schon im Zusammenhang mit seinem Text nicht nachvollziehbar, vor allem verhindert dies den Blick auf einen Kern der Kapitalismuskritik, der deshalb als “links” gelten dürfte, weil er sagt, was ist.

Zu jeder Zeit wurde Land genommen, und noch heute ist Grundbesitz vielleicht der Hauptindikator für Wohlstand. Die Tragweite des Prinzips “Landnahme” geht aber viel weiter. Wie der oben zitierte Abschnitt zeigt, geht es um Verfügungsgewalt, im Zweifel zählt diese in Form purer Willkür mehr als der Hunger, das Überleben der Besitzlosen. Soziale Unruhen drohen überall dort, wo das Verhältnis der Verfügungsgewalt Weniger zu den unbefriedigten Bedürfnissen Vieler nicht mehr austariert werden kann. Hungerrevolten sind durch das stärkste Militär nicht zu verhindern, Ungerechtigkeit und Unfreiheit können zu ähnlichen Aufständen führen. Wer nichts zu verlieren hat, vergreift sich an denen, bei denen die Gewinne landen.

Unfriede herrscht nicht erst bei Ausbruch der Krawalle, und Unfreiheit ist nicht erst gegeben, wenn die Handschellen klicken. Wer freilich glaubt, “Freiheit” sei das Recht auf Privatbesitz, kann so etwas nicht verstehen.
Ungerechtigkeit ist vor allem dann erträglich, wenn für die Betrogenen noch so viel übrigbleibt, daß sie sich damit einrichten können. Ein solches System funktioniert dann am besten, wenn die wirklich Elenden mit Kriegen beschäftigt werden und der Rest der Welt sich in Profiteure und geduldig Abhängige einteilen läßt. Ähnlichkeiten mit der Realität sind in der Theorie nicht immer zu vermeiden.

Es sind nicht alle Aneignungen Folge eines ursprünglichen Landraubs, warum auch? Aber ein solcher findet immer wieder statt, in immer sublimeren Formen.
Das Feudalsystem, die Industrialisierung, Rationalisierung, auch stalinistische Agrarreformen sind Orgien der Machtkonzentration, die jeder demokratischen, humanistischen oder freiheitlichen Gesinnung Hohn sprechen. Es ist purer Herrenmenschenzynismus, der ein Maßloses Mißverhältnis von Mächtigen und Nicht-Mächtigen intellektuell rechtfertigt.

Die postmoderne Variante dieses Zynismus behauptet entweder, das Mißverhältnis sei das Optimum gesellschaftlicher Wirklichkeit, oder er bringt gleich alles Gemeinschaftliche als solches in Mißkredit. Wer “sozialistisch” ist, weil er mehr Verteilungsgerechtigkeit fordert, gilt als romantischer Spinner oder Freund von Schmarotzern, die nichts Besseres verdient hätten. Dabei zeigt alle Geschichte, daß Tüchtigkeit noch nie ausgereicht hat, um auch nur zur Mittelschicht zu gehören. Geschweige denn könnte noch so viel Fleiß immensen Reichtum im Angesicht des Elends sanktionieren.

Zu allen Zeiten sind vielmehr selbst die verzweifelt Engagierten trotz des Einsatzes all ihrer Fertigkeiten verhungert. Und wo sie überleben dürfen, womöglich sogar einen Fernseher haben, müssen sie die Schuld ihres Versagens tragen. In einer gut organisierten Gesellschaft flüchten sie sich Drogensucht, Depression und den Stolz des raffinierten Schnorrers.

Auf der anderen Seite steht heute eine Klasse, die sich dank ihrer Verfügungsgewalt schon die Errungenschaften der Zukunft sichert. Sie hält Patente, womöglich unter Verschluß, weil es die Gewinne schmälert, kauft aufstrebende Unternehmen auf, zerschlägt die Konkurrenz, nimmt Einfluß auf die Gesetzgebung, besticht, bespitzelt und manipuliert die Medien. All dies ist keine Folge der Erbsünde, sondern ein täglicher Landraub, der den Vielen die Chancen nimmt und den Wenigen und ihren Erben ihre Macht sichert.

Es geht schon lange nicht mehr um Sozialismus. Es geht auch nicht darum, ob jemand mehr haben darf als ein anderer. Es geht darum, ein menschliches Zusammenleben so zu organisieren, daß jemand, der geboren wird, die Chance auf ein Leben in Würde hat. Es geht darum, Prioritäen zu setzen. Der Erhalt der Lebensgrundlagen der Arten, von denen die Menschheit nur eine ist, darf keiner noch so wohlfeilen Ideologie oder vorgeblichen Notwendigkeit geopfert werden. Es gibt keine Rechtfertigung für die Zerstörung solcher Lebensgrundlagen, zu denen auch eine soziale Dimension gehört, soweit es die Menschen betrifft.

Bedarf es noch eines Beweises, daß die globalisierte Marktwirtschaft den Erhalt der Lebensgrundlagen nicht sichert, sondern in höchstem Maße gefährdet? Ist es klug oder auch nur erträglich, wenn die Kritik am falschen Zustand mit Formeln aus dem Kalten Krieg abgetan wird, als sei solche Kritik ein Akt stalinistischer Revanche?
Ist es liberal, das Streben nach Freiheit, das die Besitzlosen und ihre Fürsprecher an der Legitimität der Machtverhältnisse zweifeln läßt, als Neid der Faulpelze zu brandmarken?

Die Menschheit ist, statistisch betrachtet, unerhört reich. Dieser Reichtum muß organisiert werden. Ob einige reicher sind als andere, das interessiert nicht einmal die letzten Leninisten. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, daß die kapitalistische Organisation der Welt und ihrer extremistischen Kollateralerscheinungen zum globalen Horror avanciert. Die Menschheit ist besessen vom Eigentum. Die einen, weil sie glauben, ihnen gehörte ganz allein das Brot von Hunderttausenden, die anderen, weil sie glauben, wenn sie ihr Leben opferten, gehörte ihnen ein Land im Jenseits.

Was ist so schwer daran, eine menschliche Gesellschaft organisieren zu wollen, die weniger Eigen und mehr Miteinander kennt?

“Hättest du geschwiegen, du wärst Philisioph Philosoph geblieben”. Sloterdijks Geschwätz in der FAZ ist weder ein Zeugnis ökonomischen Sachverstandes, noch ist es auf einem Niveau, das noch mit viel Mühe als “theoretisch” oder “philosophisch” betrachtet werden kann.
Das Problem bei solchen Texten ist, das man nicht weiß, wo man anfangen soll, weil sie durchtränkt sind vom Unsinn.

Es beginnt mit der Unterstellung, “moderne”, bald aber auch “linke” Theorien, zumal der Marxismus, seien geprägt von der
Respektlosigkeit vor dem geltenden Recht, insbesondere dem bürgerlichsten der Rechte, dem Recht auf die Unverletzlichkeit des Eigentums.”

Wirr. Die Moderne hat eine ganze Reihe völlig anderer Theorien parat. Also meint er doch die “linken”, “sozialistischen” oder “anarchistischen”? Die wären dann in diesem Sinne gleich? Und auf welches “Recht” bezieht er sich dann? Gibt es kein Recht in sozialistischen Staaten? Oder ist Recht nur dann eines, wenn es das Eigentum bedingungslos schützt?
Für letztere Interpretation spricht die Formulierung “Unverletzlichkeit des Eigentums”. Wo gibt es das denn? So weit gehen nicht einmal die radikalsten Neoliberalen, Eigentum zum Unantastbaren zu machen. Wovon redet der Mann?

In seinem Amokritt durch die Geschichte der Ökonomie wirft er Marx eine “klug konfuse” Werttheorie” vor. Konfus ist diese Formulierung wie auch viele andere in seinem Text. Eine klitzekleine Bemerkung, wie das denn zu verstehen ist, wäre hilfreich gewesen. Ich kann es mir zwar ggf. denken, aber genau so mag ich mich eben nicht auseinandersetzen.

Die völlig unkritische Zitierung “liberaler” Theoreme, deren Herkunft meist schleierhaft bleibt, wird mit Halbsätzen garniert, die den Schluß zulassen, Sloterdijk stimme dem neoliberalen Mainstream zu. So malt er etwa die Krake “Staat” an die Wand und sieht eine “unerhörte Aufblähung der Staatlichkeit in der gegenwärtigen Welt“.
Fragt man sich zuallererst, ob das wirklich das gegenwärtige Problem der Wirtschaft ist. Historisch betrachtet, ist es aber erst recht völliger Mumpitz. “Staatlichkeit” in wirtschaftlicher Hinsicht kennt aus der Geschichte absolute Zinsverbote ebenso wie erdrückende Steuern. Staatlichkeit, die übers Ökonomische hinausgeht, war omnipräsent bereits in den antiken Weltreichen. Wo ist jetzt also die “unerhörte Aufblähung”, die Sloterdijk ausgerechnet in einer Zeit globaler Deregulierung erkennen will?

Das Böse schlechthin ist der weiter mit reichlich Seitenwind durchs Gelände torkelnden Weisheit die Einkommenssteuer, eine “Schröpfung”, an der “Wohlhabende” “zugrunde” gehen.
Wie der kleine Peter die Welt sieht, verrät er uns ganz ausdrücklich:

Voll ausgebaute Steuerstaaten reklamieren jedes Jahr die Hälfte aller Wirtschaftserfolge ihrer produktiven Schichten“.

Es gibt also produktive Schichten, die Wirtschaftserfolge erzielen. Selbst ein Simpel, der sich das so zurecht legt, dürfte fragen, wie denn die Unproduktiven produktiver werden könnten und ob das vielleicht etwas mit fehlenden Mitteln zu tun hat. Das ist aber wohl zu kompliziert für Talkshow-Philosophen. Sloterdijk beläßt es freilich nicht bei diesem miefigen Argument. Um sich inmitten einer gruseligen Attüde, die Vokabeln wie “pantagruelisch(e) Schulden” hervorbringt, dem Liberalala gänzlich anzuschmiegen, geht er noch einen Schritt weiter:
Die “Plünderung der Zukunft” ist ihm am Werke, wo solche Schulden gemacht werden.

Es wäre mir äußerst sympathisch, eine philosophische Anstrengung zu kommentieren, die sich des Problems von Zins und Schuld annähme. Aber auch hier ist einfach einfach einfach, und es ist, Abrakadabra, der Staat, dessen Schröpfungen uns die Zukunft nehmen. Nicht etwa ein Zinsmarkt, dessen Gewinnversprechen jede reale Produktivität lähmt, ist das Problem, sondern ein Staat, der Wohlhabende unproduktiv macht und die Zukunft zerstört.

Letzteres ist endgültig jeder Philosophie unwürdig. Der Staat, selbst wenn er dies wollte, wird die Zeit nicht anhalten. Sloterdijk preßt in eine seiner wirren Aufzählungen das Wort “Währungsreform” und zeigt damit eigentlich auf, daß “der Staat” im Zweifelsfall sogar die Möglichkeit hat, das ganze Schuldenkarrussell außer Kraft zu setzen. Theoretisch jedenfalls. Eine Währungsreform kennt der Autor aber nur als “Enteignung”.

Muß ich schließlich auch noch fragen, bei wem und unter welchen Umständen ein Staat sich verschuldet? Wer davon profitiert und wer das alles bezahlt, “enteignet” wird?
Ist der Mann so naiv, völlig bekokst oder hat er hat er andere Gründe, einen solchen Schwachsinn zu verzapfen?
Vielleicht treibt ihn ja seine ganz persönliche Zukunftsangst. Da richtet er sich lieber als Philosoph zugrunde und verdingt als sich Nützlicher Idiot derer, die noch immer ihre Schäfchen ins Trockene gebracht haben.

p.s.: Zum Thema “Landraub” werde ich mich in den kommenden Tagen noch äußern.

Es ist ja nicht nur so, daß meine Kristallkugel Güllners Gedanken lesen kann. Ich habe u.a. bereits im jahr 2005 bereits den aktuellen Zustand der FDP und ihrer Vorbeter beschrieben:

“Die Gleichsetzung von Reichtum und Befriedigung hat in der Selbstsorgergesellschaft als postmoderne Form des Hedonismus die protestantische Heilslehre abgelöst. Der quasi-religiöse Charakter der neuen Ideologie besteht nicht zuletzt darin, daß dem Ökonomischen der Vorrang vor allen anderen Diskursen eingeräumt wird. Etwas anderes zu propagieren, ist Blasphemie. Wer glaubt, man könne die weltweite Wirtschaft in ihrem Wirken aus Gründen der Menschlichkeit oder besseren Wissens beschneiden, wird nicht nur verlacht, weil er so naiv ist. Es ist Ketzerei, die der Gegenreligion, dem satanischen Sozialismus/Kommunismus zugeschrieben wird.

Daß sich verkitschte und fanatische Religiosität mit dem wirtschaftlichen Diskurs vermengen, sei einmal außen vor gelassen. Aber es ist erstaunlich, wie wenig sich die Theorien des Wirtschaftens und vor allem der öffentliche Diskurs, die Ideologie, um die Frage scheren, wozu gewirtschaftet wird. Es scheint nur erlaubt, darüber zu streiten, wie gewirtschaftet wird, wobei die Theoreme alle bereits festgelegt sind.

Das Ganze mutet an wie ein Kirchenstreit. Es kann nicht danach gefragt werden, wem die Kirche dient. Es gibt keine Ziele, die unmittelbar um des Menschen willen erreicht werden sollen. Das Ziel ist gleichermaßen unerreichbar, wie es außer Zweifel steht: Hie Gott, da die Marktwirtschaft. Und wie religiöses Handeln Gott dient, so dient wirtschaftliches Handeln der Ökonomie. Wie Gott die Gesetze vorgibt, die man nur interpretieren kann, so setzt die in sich selbst identische Wirtschaft die Regeln, die man auslegen kann, aber nicht anzweifeln.

Worin ebenfalls Übereinstimmung besteht, und darin liegt die Hoffnung, ist, daß auch die Religion der Marktwirtschaft ihre Heilsversprechen nicht hält.”

Ich habe mich lange mit Kritik zurückgehalten, was den neuen “Freitag” und dessen Online-Auftritt anbetrifft, aber angesichts des fahrigen arroganten Gequatsches, das Jakob Augstein im Interview mit der FR von sich gibt, halte ich das Wasser nicht mehr. Er sieht sich wohl als ganz große Marke in der Netzwelt wie im Journalismus, sieht die Sueddeutsche sterben, weil sie überflüssig wird, erfährt in der “Bild” hingegen “etwas über das Arbeitsleben der Leute oder über merkwürdige Beziehungssituationen” und will die Welt des Kuhjournalismus nicht den Bloggern überlassen – von denen er nach wie vor keine Ahnung hat.

Ich bin Herrn Augstein nie begegnet, aber das ist seine Schuld. Als ich im letzten Dezember mit zwei Bloggerkollegen in der Redaktion war, um über eine mögliche Kooperation zu sprechen, ließ er seinem Stellvertreter den Vortritt. Und selbst der bekam offenbar nicht einmal die allernötigsten Ressourcen zur Verfügung gestellt, um sich mit selbständigen Bloggern herumzuschlagen.
Ich war damals eingeladen worden, weil einer der Kollegen auf die Diskussion hier aufmerksam gemacht hatte, in der es um einen konzertierten Blogger-Auftritt für das “Superwahljahr” ging.

Beim “Freitag” fand man das spannend und hatte mit der “Wahlkampf-Arena” ein Projekt in Vorbereitung, das zu passen schien. Es wurde eingehend darüber gesprochen, es wurde geplant, es gab ein Wiki. Es gab viele Ideen, aber offenbar keine Ressourcen, um diese umzusetzen. Was davon beim “Freitag” noch übrig ist, wurde mir in einer Mail als “verschlankt” angekündigt. Es ist ein schlechter Witz und hat mit der Grundidee nichts mehr zu tun.

Ähnlich ergeht es mir mit den sogenannten “Blogs” des Freitag, die keine sind. Was groß als “Cross-Blogging” angekündigt wurde, findet nicht statt, einzig die Veröffentlichung von “Blog”-Beiträgen in der Printausgabe könnte den einen oder anderen eventuell locken.
Ansonsten habe ich nachhaltig den Eindruck, wir sollten dem “Freitag” möglichst für lau Content liefern – und dann noch auf die Rechte an unseren Texten verzichten. Zwar wurde zumindest einigen zugesichert, diese behalten zu dürfen, aber so recht kann ich nicht erkennen, was ich denn nun davon hätte.

So weit, so schlecht. Bis hierhin bin ich ein wenig hin- und hergerissen. Immerhin versucht die Redaktion etwas mit “Online” in einem bemerkenswerten Umfang. Das hebt ihren Auftritt wohtuend von anderen ab.
Andererseits sind sie noch meilenweit entfernt von einem Verständnis vom Bloggen, dessen Vielseitigkeit, Unabhängigkeit und Qualitäten. “Das können sie ja noch lernen”, dachte ich bislang.
Wenn aber nun der Oberchef und Eigentümer sich in einer Weise äußert, die ich bislang genau so von den verknöchtertesten Printen der Holzmedien kenne, schwindet die Hoffnung rapide. Auf die Frage der FR, welche Rolle den Bloggern zukünftig zukomme, antwortet Augstein:

Also, ich war auf der “Re:publica”, wo ich mich auch mit einigen unterhalten habe. Das war ganz merkwürdig, denn die sollten doch eigentlich in ihrem Denken ganz vorne sein, aber die haben so geredet, als wären sie noch ganz hinten. Ich habe dort im Podium gesessen und die Leute gefragt: “Angenommen, ihr tragt bald das ganze Gewicht der vierten Gewalt, wenn jetzt die gesamte klassische Presse den Bach runter gehen sollte, wie von manchem prophezeit – seid ihr darauf vorbereitet? Habt ihr die Disziplin, habt ihr die Reife und die Professionalität dazu, könnt ihr das?”

Womit er zunächst einmal nicht antwortet. Die Frage war nämlich nicht die danach, was Blogger nicht sein werden. Ein Blogger hätte hier wohl zunächst korrigiert, daß es “die Blogger” gar nicht gibt. Noch weniger als “die Journalisten”.
Über genau diese aber hat Augstein gesprochen, über das, was er sich darunter vorstellt und warum Blogger – Überraschung! – keine sind. Und schon läuft der alte Käse wieder über den Tisch: Qualität, Disziplin, Professionalität, als seien das unveränderbare Kennzeichen des Journalismus, als gäbe es das alles nicht auch in Blogs. Vielleicht sollte Herr Augstein mehr lesen, das bildet.

Auf der re:publica lernt man im übrigen genau so viel übers Bloggen wie beim Berliner Presseball über Journalismus. Don Alphonso wird er dort schließlich auch nicht begegnet sein. Ist wohl auch besser so, zumal, wenn er ihn mit Sascha Lobo in einen Sack steckt. Das geht nämlich ähnlich gut wie Peter Hahne mit Sonia Mikich, aber wenn man nur weit genug weg ist, sehen schließlich alle gleich aus. Ich möchte auch diesen beiden keineswegs die Blogsphäre überlassen, aber das ist so banal, daß ich nicht darauf käme, es zu artikulieren.

Und am Ende ist es das, was mich nervt: Diese Banalitäten, aufgeblasen zur Alleskennerei, zum Onlinejournalismus 3.5, zur publizistischen Weltformel. Was der “Freitag” da macht, war eine gute Idee, deren Umsetzung allen Anlass zur Bescheidenheit gibt. Augstein aber tritt auf wie der bessere Holtzbrinck, der jetzt klare Online-Kante und es uns allen zeigt.
Das zeugt weder von Kompetenz noch von Lernbereitschaft. Das war nicht einmal gut gebrüllt, Löwe Bettvorleger.

Eine feine Riege von Vollhorsten vornehmlich agendatreuer Provenienz hat SpOn da aufgefahren, ein Panoptikum politischer Pappnasen, die Wahlen quasi vom Wähler aus sehen. Der nämlich hat mal wieder alles falsch gemacht, es sei wohl an der Zeit, ihn an die Urne zu prügeln und zu(m) Kreuze zu zwingen.
Was da läuft, kennt man vom launischen “Kundendienst” deutscher Großunternehmen, die das Wort ja auch gern so verstehen, wie es klingt: Der Kunde hat dem Unternehmen zu dienen, und jetzt eben auch der Wähler seinen Politfunktionären.

Ein Bundestagsabgeordneter der, SPD, Jörn Thießen, will die Nichtwähler bestrafen für das Rundumversagen seines Clubs:

Wir Politiker müssen im Parlament abstimmen, das kann man auch von den Wählern bei einer Wahl verlangen. Wer nicht zu einer Wahl geht, sollte 50 Euro Strafe zahlen. Demokratie ohne Demokraten funktioniert nicht“.

“Dann geh doch zuhause”, möchte man ihm zurufen. Im übrigen bin ich dafür, daß die Fans des FC Bayern für jede Saison, in der die Sympathen von der Isar nicht Meister werden, ein Monatsgehalt an Uli Hoeneß überweisen. Das wird sie lehren, besser Fußball zu spielen.

Scheißliberal und gewohnt desorientiert schlägt der Ritter des Verbots abweichenden Verhaltens, Dieter Wiefelspütz, vor, die Wahl via Internet zu ermöglichen. Nun glaube ich nicht, daß er demnächst zur Piratenpartei überlaufen wird, die ihn eh höchstens Kielholen ließe. Kielholen, nicht “Kiel holen”, Dieter!
Eher ist zu fürchten, daß er die Wahlentscheidung gleich in den Bundestrojaner implementieren will. Das wäre dann wohl eine “sichere Übertragung” nach seinem Geschmack. Im Rahmen der Bekämpfung der Pädophilie und Terrorneigung in uns allen kann derart eine Stimmbeschlagnahme stattfinden, unter demokratischer Kontrolle des BKA.

Wem das noch nicht bescheuert genug ist und wer glaubt, mein Agenda-Sozen-Bashing sei ähnlich albern wie die Parade der Peinlichkeiten dieser politischen Versager, weiß offenbar nicht, wie visionär die hiesigen realsatirischen Bemühungen gerade aktuell sind:
Er hat es gesagt, und zwar nicht nur im von mir jüngst (am 07.06.) verlinkten Artikel, der ein gutes Jahr alt ist, sondern zwei Tage nach meinem Posting:

Die Operation ‘Beck muss weg’ war damals notwendig aber sie war noch nicht hinreichend“.

Manni Güllner, Meinungsgroßproduzent mit Agenda-Parteibuch.
Das war also eine “Operation”, eine militärische Offensive der gewissenlosen Hanswurste einer SPD-Sturmtruppe um Netzwerker und Seeheimer. Eine Säuberung quasi, die Güllner nicht weit genug geht. Wie heißt es oben so schön: “Demokratie ohne Demokraten funktioniert nicht”. Sozialdemokratie ohne soziale Ideen und demokratische Gesinnung aber schon? Na dann weiter so, ihr tapferen Mannen!

Der nächste Kanzlerkandidat der SPD kann unter dieses Umständen nur Jürgen Walter heißen. Wie die “Stammwähler” mobilisiert werden, dürfte auch klar sein: Die Urnen stehen dann in einem antikommunistischen Umerziehungslager, wo die “SPD” ihre Leute auf Linie bringt.

Ich liebe kurze faule Artikel, die reichlich kommentiert werden. Jadoch, der verlinkte Artikel im Beitrag von gestern ist ein Jahr alt. Nein, das war weder ein Versehen noch ein Test. Im Grunde mache ich nur Politik wie die Großen, mit dem feinen Unterschied, daß ich weiß, was ich da für einen Blödsinn erzähle. Noch besser als die Großen bin ich mir freilich über die Wirkung im Klaren.

Nicht zum ersten Mal wird in der Diskussion vorgeschlagen, die FDP zu wählen. Ich bin geneigt, mich dieser Wahlempfehlung für die Butawa anzuschließen, mit dem Vorbehalt allerdings, daß mir eine noch bessere Begründung einfällt als die schon recht klugen, die da genannt werden: Etwa um der Hoffnung Willen, die Partei Willy Brandts von ihren neoliberalen Verwesern zu befreien oder schlicht die Krise denen zu überlassen, deren Dummheit noch immer nicht deutlich genug ist, um sie zu überwinden.

Ich hatte heute wieder einmal nicht die Muße, das in eine aktuelle Analyse der blühenden Landschaften einzubetten, darum lasse ich euch weiterhin den Vortritt. Die Frage zum Tage ist also die nach dem Szenario: Schwarzgelb unter maßgeblicher Beteiligung der Bessergestellten und der ihnen angeschlossenen Lobbyisten. Je marktradikaler, desto besser. Würde das etwas ändern? Gäbe es dann endlich eine Resonanz auf die Titanic-Politik, jenseits der Unsinkbarkeitsthese? Gäbe es Hoffnung auf eine neue Sozialdemokratie (in welcher Partei auch immer) ? Kann man nicht zuletzt auch darauf hoffen, daß die Qualitätspresse endlich aufwacht und mangels “Linksrutsch” etwas anderes zustande bringt als dumpfen Kampagnenjournalismus?

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